Ainhum-Syndrom

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2025/10/27 09:54

Ainhum-Syndrom

Syn: Dactylolysis spontanea

Engl: Ainhum syndrome

Def: Seltene, progrediente, erworbene Erkrankung mit spontaner ringförmiger Einschnürung der Zehen, meist des kleinen Zehs, bis zur Autoamputation

Histr: Erstbeschreibung 1867 durch da Silva Lima in Brasilien

Vork: Vor allem bei Erwachsenen afrikanischer Herkunft, gehäuft Männer zwischen 20 und 50 Jahren, in tropischen Regionen (Westafrika, Südamerika, Indien) endemisch, selten in Europa

Gen: Keine genetische Prädisposition bekannt

Risk: Dunkle Hautfarbe, barfuß gehen, Mikrotraumen, tropisches Klima

Ät: Unklare Ursache

Pg: Bildung einer progressiven fibrösen Ringstruktur um die Zehe mit konsekutiver Ischämie, Nekrose und Autoamputation

TF: Barfußlaufen, mechanische Traumata, wiederholte Infektionen

KL: Initial schmerzloser Einschnitt an der Zehenbasis, fortschreitend zur strangartigen Einschnürung, Schmerzen und Ödeme, letztlich spontane Amputation des Zehs, meist bilateral

Lok: Vorzugsweise kleiner Zeh, seltener andere Zehen oder Finger

Di: Klinische Diagnose durch typische ringförmige Einschnürung, Bildgebung (Röntgen) zeigt Knochendestruktion und fortschreitende Amputationszeichen

Lab: Keine spezifischen Laborparameter

Hi: Histologisch hyperkeratotischer, fibrosierter Einschnürungsring, chronische Entzündung, Gefäßveränderungen

Ass: Keine gesicherten systemischen Assoziationen, Abgrenzung zu Pseudoainhum wichtig

DD: Pseudoainhum (einschnürende Veränderungen bei Lepra, Sklerodermie, Epidermolysis bullosa, Keratosis palmoplantaris mutilans Vohwinkel u. a.), traumatische Autoamputationen, syphilitische Perforationen

Lit: Our Dermatol Online. 2016;7(4):453-458.  

Prog: Langsam progredient, unbehandelt häufig Verlust des kleinen Zehs, mögliche Funktionseinschränkungen

Prop: Vermeidung chronischer Traumata, Schutz durch Schuhwerk, frühzeitige ärztliche Abklärung bei ersten Einschnitten

Lit: Our Dermatol Online. 2015;6(4):436-437.  

Th: Frühstadien: chirurgische Exzision des Einschnürungsrings, Z-Plastiken, Resektion; Spätstadien: Amputation des betroffenen Zehs

  

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