Analgetika-Intoleranz

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2024/11/02 21:12

Analgetika-Intoleranz

Def: pseudoallergische Reaktionsform auf NSAR, die klinisch wie eine Allergie vom Soforttyp imponiert

CV: keine Sensibilisierung notwendig; Symptomatik kann nach der ersten Einnahme auftreten

Ät: postuliert wird eine Störung im Arachidonsäurestoffwechsel

Pg: Inhibition der Cyclooxygenase (COX) durch NSAR führt zur Akkumulation von Lipoxygenaseprodukten, von denen Leukotriene (LTC4, LTD4, LTE4) starke inflammatorische und bronchokonstriktorische Wirkung haben.

Note: viele NSAR (z. B. ASS, Indometacin, Piroxicam) hemmen viel stärker COX-1 als COX-2

KL: häufig asthmoide Symptomatik

Frag: Warum reagieren dann nicht alle Menschen auf eine entsprechende Dosis mit Asthma?

Hyp: Sensitive Pat. sollen bereits einen erhöhten Basalspiegel an Leukotrienen aufweisen und z. B. durch ASS eine proportional relativ größere Steigerung dieser Substanzen erfahren (im Vergleich zur Normalpopulation), sodass sie symptomatisch werden.

Urs: Als Grund dafür wird ein LTC4S-Promoter-Polymorphismus diskutiert, durch den es zu einer erhöhten Expression der Leukotriengene kommen soll

Lit: Lancet 1997; 350: 1599-600

Di: CAST-ELISA

Bed: experimenteller diagnostischer In-vitro-Test bei V. a. ASS-Intoleranz

Meth: Steigerung der Basophilenempfindlichkeit (Releasibility) durch Präinkubation mit IL-3 und C5a, danach ASS-Zugabe und anschließende Messung der (erhöhten) Leukotrienausschüttung

Note: In der Pädiatrie gibt es die Hypothese, dass der bei Kindern wegen der Gefahr eines Reye-Syndroms verminderte Gebrauch von ASS zugunsten von Paracetamol zu einer steigenden Inzidenz von juvenilem Asthma geführt haben könnte.

Urs: ASS bewirkt über die Hemmung der Cyclooxygenase eine verminderte Produktion von Prostaglandin E2 (PGE2), das sonst die Bildung von Th2-Zytokinen fördert.

Gen: genetische Disposition wird vermutet, z. B. wegen familiärer Häufung bei ASS-Intoleranz

Man: Symptomatik beginnt in ca. 50% d. F. zwischen 1-15 min nach Einnahme, in ca. 40% d. F. zwischen 15-45 min, in ca. 10% d. F. später als 45 min nach Einnahme.

Verl: unbehandelt meist Spontanremission binnen 6 h

Di: oraler Provokationstest

Ind: bei nicht hochgradigem Verdacht und anamnestisch nicht lebensbedrohlichen Reaktionen

Note: bei hochgradigem Verdacht und vorausgegangenen schwerwiegenden Symptomen genügt i. A. die Testung von Substitutionspräparaten

Meth: Testung unter tgl. Spülung des peripher venösen Zugangs ist obligat; sinnvoll ist der Verbleib einer frischen Infusion auf dem Patientenzimmer während der Tests.

Note: - Acetylsalicylsäure ist Leitsubstanz der Analgetika-Intoleranz; positive Reaktionen auch bei anderen, chemisch nicht verwandten Analgetika sind charakteristisch, aber nicht zwingend.

- Die meisten Pat. mit Analgetika-Intoleranz können Salizylate durchaus vertragen.

Th: - Zurückgreifen auf (im oralen Provokationstest negative) Ausweichpräparate im Bedarfsfalle

Bsp: Ibuprofen (häufige Kreuzreaktionen mit ASS), Diclofenac, Indometacin, Meloxicam, Naproxen, Nimesulid, Paracetamol (Kreuzreaktion mit ASS in nur 5-10% d. F.), Piroxicam

Note: Meloxicam wurde bei 91,4% der Patienten mit ASS- bzw. NSAR-Intoleranz vertragen

Lit: J Dermatol. 2010 Nov;37(11):973-9

- Versuch mit Cyclooxygenase 2-selektiven NSAR (COX-2-selektiv)

Stoff: - Rofecoxib

Lit: - Ann Allergy Asthma Immunol 2001; 87: 201-4

Erg: Rofecoxib zeigte die niedrigste Rate an Kreuzreaktionen im Vergleich zu anderen COX-2-Inhibitoren

- Ann Allergy Asthma Immunol 2002; 88: 331-4

PT: CT

CV: Vioxx® wurde wegen kardiovaskulärer NW vom Markt genommen.

- Valdecoxib

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Note: Vertrieb eingestellt

- Parecoxib

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- Celecoxib

Phar: Bitte registrieren / anmelden

- Etoricoxib

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Prop: Allergiepass ausstellen!

  

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