Analgetika-Intoleranz
Analgetika-Intoleranz
Def: pseudoallergische Reaktionsform auf NSAR, die klinisch wie eine Allergie vom Soforttyp imponiert
CV: keine Sensibilisierung notwendig; Symptomatik kann nach der ersten Einnahme auftreten
Ät: postuliert wird eine Störung im Arachidonsäurestoffwechsel
Pg: Inhibition der Cyclooxygenase (COX) durch NSAR führt zur Akkumulation von Lipoxygenaseprodukten, von denen Leukotriene (LTC4, LTD4, LTE4) starke inflammatorische und bronchokonstriktorische Wirkung haben.
Note: viele NSAR (z. B. ASS, Indometacin, Piroxicam) hemmen viel stärker COX-1 als COX-2
KL: häufig asthmoide Symptomatik
Frag: Warum reagieren dann nicht alle Menschen auf eine entsprechende Dosis mit Asthma?
Hyp: Sensitive Pat. sollen bereits einen erhöhten Basalspiegel an Leukotrienen aufweisen und z. B. durch ASS eine proportional relativ größere Steigerung dieser Substanzen erfahren (im Vergleich zur Normalpopulation), sodass sie symptomatisch werden.
Urs: Als Grund dafür wird ein LTC4S-Promoter-Polymorphismus diskutiert, durch den es zu einer erhöhten Expression der Leukotriengene kommen soll
Lit: Lancet 1997; 350: 1599-600
Di: CAST-ELISA
Bed: experimenteller diagnostischer In-vitro-Test bei V. a. ASS-Intoleranz
Meth: Steigerung der Basophilenempfindlichkeit (Releasibility) durch Präinkubation mit IL-3 und C5a, danach ASS-Zugabe und anschließende Messung der (erhöhten) Leukotrienausschüttung
Note: In der Pädiatrie gibt es die Hypothese, dass der bei Kindern wegen der Gefahr eines Reye-Syndroms verminderte Gebrauch von ASS zugunsten von Paracetamol zu einer steigenden Inzidenz von juvenilem Asthma geführt haben könnte.
Urs: ASS bewirkt über die Hemmung der Cyclooxygenase eine verminderte Produktion von Prostaglandin E2 (PGE2), das sonst die Bildung von Th2-Zytokinen fördert.
Gen: genetische Disposition wird vermutet, z. B. wegen familiärer Häufung bei ASS-Intoleranz
Man: Symptomatik beginnt in ca. 50% d. F. zwischen 1-15 min nach Einnahme, in ca. 40% d. F. zwischen 15-45 min, in ca. 10% d. F. später als 45 min nach Einnahme.
Verl: unbehandelt meist Spontanremission binnen 6 h
Di: oraler Provokationstest
Ind: bei nicht hochgradigem Verdacht und anamnestisch nicht lebensbedrohlichen Reaktionen
Note: bei hochgradigem Verdacht und vorausgegangenen schwerwiegenden Symptomen genügt i. A. die Testung von Substitutionspräparaten
Meth: Testung unter tgl. Spülung des peripher venösen Zugangs ist obligat; sinnvoll ist der Verbleib einer frischen Infusion auf dem Patientenzimmer während der Tests.
Note: - Acetylsalicylsäure ist Leitsubstanz der Analgetika-Intoleranz; positive Reaktionen auch bei anderen, chemisch nicht verwandten Analgetika sind charakteristisch, aber nicht zwingend.
- Die meisten Pat. mit Analgetika-Intoleranz können Salizylate durchaus vertragen.
Th: - Zurückgreifen auf (im oralen Provokationstest negative) Ausweichpräparate im Bedarfsfalle
Bsp: Ibuprofen (häufige Kreuzreaktionen mit ASS), Diclofenac, Indometacin, Meloxicam, Naproxen, Nimesulid, Paracetamol (Kreuzreaktion mit ASS in nur 5-10% d. F.), Piroxicam
Note: Meloxicam wurde bei 91,4% der Patienten mit ASS- bzw. NSAR-Intoleranz vertragen
Lit: J Dermatol. 2010 Nov;37(11):973-9
- Versuch mit Cyclooxygenase 2-selektiven NSAR (COX-2-selektiv)
Stoff: - Rofecoxib
Lit: - Ann Allergy Asthma Immunol 2001; 87: 201-4
Erg: Rofecoxib zeigte die niedrigste Rate an Kreuzreaktionen im Vergleich zu anderen COX-2-Inhibitoren
- Ann Allergy Asthma Immunol 2002; 88: 331-4
PT: CT
CV: Vioxx® wurde wegen kardiovaskulärer NW vom Markt genommen.
- Valdecoxib
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Note: Vertrieb eingestellt
- Parecoxib
Phar: Bitte registrieren / anmelden
- Celecoxib
Phar: Bitte registrieren / anmelden
- Etoricoxib
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Prop: Allergiepass ausstellen!