Antiphospholipidsyndrom (APS)

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2022/05/29 17:38

Antiphospholipidsyndrom (APS)

Syn: Hughes-Syndrom

Vork: junge Frauen

Def: Schweres Krankheitsbild mit Beziehung zum SLE und hohen Anticardiolipin-Ak (ACA) oder Lupus-Antikoagulans (LAC), das durch die klassische Trias Thrombembolien, Aborte und Thrombozytopenie charakterisiert ist. Die Thrombozytopenie wird mittlerweile nicht mehr zur Trias gerechnet, obwohl sie durchaus häufig vorzufinden ist; der Grund liegt darin, dass der prokoagulatorische Status gerade nicht durch eine Thrombozytopenie widergespiegelt wird. Die Diagnose ist gesichert, wenn mindestens eines der drei o.g. Symptome vorliegt und entweder LAC oder ACA (hochtitrig) über mind. 8 Wochen nachweisbar ist.

Allg: Antiphospholipid-Ak reagieren mit negativ geladenen Phospholipiden. Bei Thrombozyten finden sich diese an der Innenseite der Plasmamembran. Aktivierte Thrombozyten exponieren sie nach außen und bilden so eine gerinnungsfördernde Oberfläche.

HV: Livedo racemosa (am wichtigsten)

Etlg: - primäres APS und sekundäres APS in Assoziation mit anderen Autoimmunkrankheiten (insbes. SLE)

- Bick u. Baker (1999):

Bef: - tiefe Venenthrombose, Lungenembolie (Typ I)

- Thrombose in den Koronarien oder peripher arteriellen Gefäßen (Typ II)

- Thrombose der zerebralen oder retinalen Gefäße (Typ III)

- Kombination aus Typ I, II, III (Typ IV)

- APS mit Abort(-Gefahr) (Typ V)

- asymptomatische Individuen mit LAC oder erhöhten ACA (Typ VI)

PPh: Die Ursachen für eine erhöhte Thromboseneigung sind nicht endgültig geklärt.

Hyp: - Erniedrigung von: Prostazyklin, Thrombomodulin, Protein C/S, AT III-Thrombinkomplex, tPA, Präkallikrein, Annexin-V, Paraoxonase

- Erhöhung von: Thromboxan B2, Thromboplastin, von-Willebrand-Faktor, Plasminogen-Aktivator-Inhibitor (PAI), Beta2-Glykoprotein I

KL: - arterielle und venöse Thromben (ZNS, Lungen, Beinvenen)

Di: CT-Angiographie (CTA)

- habituelle Aborte

- Hautveränderungen

Bef: - Livedo racemosa

KL: regelmäßig-netzförmige, livide Hautverfärbung i. G. zur diffusen Akrozyanose

- Akrozyanosen und Raynaud-Syndrom

- Nekrosen/chronische Ulzera

So: widespread cutaneous necrosis

Th: Sildenafil

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Def: Phosphodiesterase-Inhibitor

Lit: Lupus 2003; 12: 133-5

- Livedovaskulitis

- nekrotisierende/leukozytoklastische Vaskulitis

- Thrombophlebitis

- subunguale Splitterblutungen

Lab: - Anticardiolipin-Antikörper-Titer (ACA) und Lupus Antikoagulans (LAC)

Def: Antiphospholipid-Ak

CV: - auch als aspezifisch-reaktiver VDRL-Titer nachweisbar

- Laborbestimmung des LAC ist unter Warfarin möglich, nicht jedoch unter Heparintherapie

Histr: Erstbeschreibung durch Conley u. Hartmann im Jahre 1952; Bezeichnung als Lupus anticoagulant (LAC) durch Feinstein u. Rappaport im Jahre 1972

CV: Es handelt sich um eine historische Fehlbezeichnung, da das LAC in vivo eben nicht antikoagulatorisch, sondern gerinnungsfördernd wirkt und zum anderen die Mehrzahl der betroffenen Pat. eben nicht an einem "Lupus" erkrankt ist.

- Beta2-Glykoprotein I-Ak

Def: Beta2-Glykoprotein I (Apolipoprotein H) ist ein Hemmstoff des intrinsischen Gerinnungssystems. Es bindet an aktiviertes Protein C oder interagiert mit Heparin. Es kann jedoch auch auf der Oberfläche von Thrombozyten binden und damit das (zurzeit am besten charakterisierte) Epitop für ACA darstellen, wo-durch die Thrombozytenaggregation ähnlich wie bei der antikörperabhängigen heparininduzierten Thrombozytopenie oder bei der immunologisch vermittelten Thrombozytopenie gefördert wird.
 Für die Bindung der ACA an Cardiolipin wird Beta2-Glykoprotein als Kofaktor bei Autoimmunkrankheiten (wie LE) benötigt. Dies scheint jedoch beim Auftreten der ACA im Rahmen von Infektionskrankheiten (z. B. HIV) nicht der Fall zu sein. Der Plasmaspiegel von Beta2-Glykoprotein I soll bei Pat. mit positiven Antiphospholipid-Ak erhöht sein.

Gen: Eine Ser316-Mutation (Polymorphismus des Gens für Apolipoprotein H) soll bei SLE-Pat. gegenüber der Produktion von Beta2-Glykoprotein I-abhängigen Antiphospholipid-Ak protektiv wirken.

Bed: Thrombosemarker bei SLE

Lit: Am J Med 1999; 106: 417-23

- Phosphatidylserin-Ak, Phosphatidylethanolamin-Ak, Phosphatidylinositol-Ak, Phosphatidylcholin-Ak, Phosphatidylglycerol-Ak

Def: weitere Antiphospholipid-Ak neben ACA und LAC

- Prothrombin-Ak

Wirk: Diese Ak können vermutlich gegen zwei verschiedene Epitope gerichtet sein: Präthrombin-1 (50 kD-Fragment) oder Fragment-1 (22 kD-Fragment).

Hyp: Pat. mit Thrombose sollen häufiger Anti-Präthrombin-1-Ak (80% d. F.) als Anti-Fragment-1-Ak (25% d. F.) aufweisen.

- Heparin-Ak

Note: IgG ACA binden Heparin, wodurch die durch Heparin beschleunigte Formation des Antithrombin-III-Thrombin-Komplexes inhibiert wird.

- Antiendothelzell-Ak, Anti-Thrombozyten-Ak

Bed: weitere mögliche Marker für einen prokoagulatorischen Status

- Anti-Endomysium-Ak

Lit: Lupus 2003; 12: 394-9

PT: CS

- aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) erhöht (Norm: 25-38 sec)

- tPA und tPA-Inhibitor

Note: Der Plasmaspiegel von tPA bei Pat. mit LAC soll signifikant erhöht sein, insbes. bei Vorliegen von Thrombosen

- Fibrinogen, Fibrin-D-Dimer

Note: Der Plasmaspiegel von Fibrin-D-Dimeren ist bei LAC-positiven Pat. mit Thrombosen höher als bei Fehlen von Thombosen

- Prothrombin Fragment F (1+2) und Fibrinopeptid A (FPA)

Bed: Indikatoren für eine erhöhte Thrombinaktivität in vivo

- AT III, Protein C + S, APC-Resistenz

Bed: Ausschluss anderer Ursachen von Gerinnungsstörungen

CV: Für einen funktionellen Protein-S-Mangel können auch Ak verantwortlich sein (Anti-Protein S), ohne dass ein messbar erniedrigter Serumspiegel vorliegt.

- ANA erhöht

- Annexin XI-Ak

Ass: Thombosen

Ass: CMV-Infektionen

Note: erhöhte Antiphospholipid-Ak finden sich auch bei Pat. mit chronischer Rinitis und Nasenpolypen

Lit: Clin Exp Allergy. 2022 Mar 6. http://doi.org/10.1111/cea.14120

Prop: Simvastatin

Lit: Lupus. 2018 Jan 1:961203318772015. http://doi.org/10.1177/0961203318772015

PT: CS (15 Pat. mit SLE und erhöhten Antiphospholipid-Ak-Spiegeln)

Dos: 20 mg/Tag

Th: internistische Betreuung

SS: - ASS

Bed: niedrig dosiertes ASS scheint für die Thromboseprophylaxe von Antiphospholipid-positiven Patienten nicht wirksam zu sein

Lit: Arthritis Rheum 2007; 56: 2382-91

PT: RCT

- Heparin

Bsp: Nadroparin

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Lit: Lupus 2005; 14: 120-8

PT: CS (30 Pat.)

  

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