Azathioprin
Azathioprin
Def: Imidazolderivat von 6-Mercaptopurin (Purinanalogon)
Wirk: Immunsuppression: Erniedrigung der DNA- und RNA-Synthese führt zur Reduktion der Lymphozyten-Proliferation und der Immunglobulinsynthese
Eig: - hepatische Metabolisation
- 4-6 h HWZ
- Wirkungseintritt nach 2-4 Wochen, ggf. erst nach 2-3 Monaten
Ind: Autoimmunkrankheiten, insbes. Systemischer Lupus erythematodes, Dermatomyositis, Sharp-Syndrom, Panarteriitis nodosa, Pemphigus vulgaris, bullöses Pemphigoid
Lab: - Thiopurinmethyltransferase (TPMT)
Def: Schlüsselenzym im Azathioprin-Metabolismus
Bed: Eine Myelosuppression tritt besonders schwer bei Pat. mit homozygotem Mangel an TPMT auf (ca. 1/300). Eine TPMT-Defizienz bei Heterozygoten könnte aber auch vorteilhaft sein, weil mit kleineren Dosen ein therapeutischer Effekt erzielt werden kann bei gleichzeitig erniedrigter Hepatotoxizität.
Folg: Kein Einsatz von Azathioprin bei den seltenen homozygoten Loss-of-function-Mutationen der TPMT; bei heterozygoten Mutationen Halbierung der Azathioprin-Dosis
Proc: Bestimmung der TPMT-Aktivität vor Therapiebeginn
Erg: niedrige TPMT-Aktivität bei 3-8 nmol/h/ml Erythrozyten
- Therapie-Monitoring
Ind: routinemäßig 1x/Woche Bestimmung von BB und Leberwerten für 4 Wochen oder bis zum Erreichen der Erhaltungsdosis, danach mind. 1x alle 3 Monate
Aus: häufigere Laborkontrollen bei Leber- oder Niereninsuffizienz, niedriger TPMT-Aktivität, alten Pat. oder hohen Dosen
Dos: - Erwachsene: 1-3 mg/kg/Tag (verteilt auf 1-2 ED)
Note: - Pat. mit hohem Spiegel der Thiopurinmethyltransferase (TPMT) benötigen ggf. 4-5 mg/kg/Tag.
- Pat. mit niedriger TPMT-Aktivität sollten allenfalls niedrige Dosen von 0,5-1,0 mg/kg/Tag erhalten
- Kinder
Etlg: - 1.-2. Lj: 50-150 mg/Tag
- > 12. Lj: 100-200 mg/Tag
Appl: oral (mit oder nach dem Essen)
NW: Auswahl:
- Hypersensitivitätsreaktionen
KL: Nausea, Diarrhoe, Emesis, Fieber/grippeähnliche Symptome, Exanthem, Schwindel
- Komplikationen durch Überdosierung
KL: - Myelotoxizität
Man: erst Leukozytopenie, dann Thrombopenie, dann Panzytopenie
Note: Eine isolierte Lymphopenie ist nicht selten
Proc: Dosisreduktion bei Werten < 0,5 /nl
- Infektionen
CV: Immunglobulingabe nach Kontakt mit Varizellen oder Herpes zoster bei negativer Anamnese
- oropharyngeale Ulzera
- Hämatome und Blutungen
- Pankreatitis
- Leber- und Nierenfunktionsstörungen
KI: - unbekannter oder sehr niedriger TPMT-Status
Lit: Br J Dermatol 2004; 151: 1123-32
- bekannte Hypersensitivität gegenüber Azathioprin oder 6-Mercaptopurin
- Schwangerschaft, Stillzeit
CV: Kontrazeption bis 12 Monate nach Einnahme bei geschlechtsreifen Frauen und Männern
Aus: mögliche Vorteile > mögliche Risiken (z. B. bei Z.n. Transplantation)
- höhergradige Leber-, Nieren- oder Knochenmarksschäden
- Pankreatitis
- aktive Impfungen/Lebendvakzinierung
- bekanntes Malignom mit Gefahr der Progression unter Azathioprin
- fehlendes therapeutisches Ansprechen nach dreimonatiger Einnahme von Azathioprin
- keine gleichzeitige Gabe mit Allopurinol (s. WW)
WW: - Akkumulation durch gleichzeitige Gabe mit Allopurinol, Oxipurinaol, Thiopurinol, ACE-Hemmern, Cotrimoxazol, Sulfasalazin, D-Penicillamin
- Marcumar
Folg: ggf. eingeschränkter antikoagulatorischer Effekt
Co: gleichzeitige Gabe von Glukokortikoide, Methotrexat oder Cyclosporin A möglich