Azathioprin

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2021/06/06 17:24

Azathioprin

Def: Imidazolderivat von 6-Mercaptopurin (Purinanalogon)

Wirk: Immunsuppression: Erniedrigung der DNA- und RNA-Synthese führt zur Reduktion der Lymphozyten-Proliferation und der Immunglobulinsynthese

Eig: - hepatische Metabolisation

- 4-6 h HWZ

- Wirkungseintritt nach 2-4 Wochen, ggf. erst nach 2-3 Monaten

Ind: Autoimmunkrankheiten, insbes. Systemischer Lupus erythematodes, Dermatomyositis, Sharp-Syndrom, Panarteriitis nodosa, Pemphigus vulgaris, bullöses Pemphigoid

Lab: - Thiopurinmethyltransferase (TPMT)

Def: Schlüsselenzym im Azathioprin-Metabolismus

Bed: Eine Myelosuppression tritt besonders schwer bei Pat. mit homozygotem Mangel an TPMT auf (ca. 1/300). Eine TPMT-Defizienz bei Heterozygoten könnte aber auch vorteilhaft sein, weil mit kleineren Dosen ein therapeutischer Effekt erzielt werden kann bei gleichzeitig erniedrigter Hepatotoxizität.

Folg: Kein Einsatz von Azathioprin bei den seltenen homozygoten Loss-of-function-Mutationen der TPMT; bei heterozygoten Mutationen Halbierung der Azathioprin-Dosis

Proc: Bestimmung der TPMT-Aktivität vor Therapiebeginn

Erg: niedrige TPMT-Aktivität bei 3-8 nmol/h/ml Erythrozyten

- Therapie-Monitoring

Ind: routinemäßig 1x/Woche Bestimmung von BB und Leberwerten für 4 Wochen oder bis zum Erreichen der Erhaltungsdosis, danach mind. 1x alle 3 Monate

Aus: häufigere Laborkontrollen bei Leber- oder Niereninsuffizienz, niedriger TPMT-Aktivität, alten Pat. oder hohen Dosen

Dos: - Erwachsene: 1-3 mg/kg/Tag (verteilt auf 1-2 ED)

Note: - Pat. mit hohem Spiegel der Thiopurinmethyltransferase (TPMT) benötigen ggf. 4-5 mg/kg/Tag.

- Pat. mit niedriger TPMT-Aktivität sollten allenfalls niedrige Dosen von 0,5-1,0 mg/kg/Tag erhalten

- Kinder

Etlg: - 1.-2. Lj: 50-150 mg/Tag

- > 12. Lj: 100-200 mg/Tag

Appl: oral (mit oder nach dem Essen)

NW: Auswahl:

- Hypersensitivitätsreaktionen

KL: Nausea, Diarrhoe, Emesis, Fieber/grippeähnliche Symptome, Exanthem, Schwindel

- Komplikationen durch Überdosierung

KL: - Myelotoxizität

Man: erst Leukozytopenie, dann Thrombopenie, dann Panzytopenie

Note: Eine isolierte Lymphopenie ist nicht selten

Proc: Dosisreduktion bei Werten < 0,5 /nl

- Infektionen

CV: Immunglobulingabe nach Kontakt mit Varizellen oder Herpes zoster bei negativer Anamnese

- oropharyngeale Ulzera

- Hämatome und Blutungen

- Pankreatitis

- Leber- und Nierenfunktionsstörungen

KI: - unbekannter oder sehr niedriger TPMT-Status

Lit: Br J Dermatol 2004; 151: 1123-32

- bekannte Hypersensitivität gegenüber Azathioprin oder 6-Mercaptopurin

- Schwangerschaft, Stillzeit

CV: Kontrazeption bis 12 Monate nach Einnahme bei geschlechtsreifen Frauen und Männern

Aus: mögliche Vorteile > mögliche Risiken (z. B. bei Z.n. Transplantation)

- höhergradige Leber-, Nieren- oder Knochenmarksschäden

- Pankreatitis

- aktive Impfungen/Lebendvakzinierung

- bekanntes Malignom mit Gefahr der Progression unter Azathioprin

- fehlendes therapeutisches Ansprechen nach dreimonatiger Einnahme von Azathioprin

- keine gleichzeitige Gabe mit Allopurinol (s. WW)

WW: - Akkumulation durch gleichzeitige Gabe mit Allopurinol, Oxipurinaol, Thiopurinol, ACE-Hemmern, Cotrimoxazol, Sulfasalazin, D-Penicillamin

- Marcumar

Folg: ggf. eingeschränkter antikoagulatorischer Effekt

Co: gleichzeitige Gabe von Glukokortikoide, Methotrexat oder Cyclosporin A möglich

  

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