Cobb-Syndrom
Cobb-Syndrom
Syn: Cutaneus vertebral angioma syndrome, kutan-meningo-myelisches Angiom-Syndrom
Engl: Cobb syndrome (cutaneomeningospinal angiomatosis)
Def: Seltenes neurokutanes Syndrom mit segmentaler Assoziation kutaner vaskulärer Malformationen (meist kapilläre oder kavernöse Hämangiome) und spinaler Gefäßfehlbildungen (spinale AV-Malformationen oder Angiome) innerhalb desselben Metamers
Histr: Erstbeschreibung 1915 durch Stanley Cobb; seither als eigenständige Form der segmentalen Angiomatose klassifiziert
Vork: Extrem selten; weniger als 100 dokumentierte Fälle weltweit; Manifestation meist in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter; keine Geschlechtspräferenz
Gen: Meist sporadisch; vereinzelte familiäre Häufungen mit somatischen Mutationen in Genen des RAS/MAPK-Signalweges (z. B. KRAS, NRAS) beschrieben; pathogenetisch Mosaizismus im embryonalen Gefäßentwicklungsstadium vermutet.
Ät: Fehlbildung des Gefäßsystems während der Embryogenese mit segmentaler Kombination aus kutaner und spinaler arteriovenöser Malformation; gemeinsame somatische Mutation in Endothelzellen als Ursache vermutet.
Pg: Embryonale Entwicklungsstörung des Gefäßplexus in einem Rückenmarksmetamer → Ausbildung synchroner kapillärer, venöser oder arteriovenöser Malformationen in Haut, Rückenmark und Meningen → neurologische Symptome durch Kompression oder Ischämie
TF: Trauma, Schwangerschaft, hormonelle Veränderungen, erhöhter venöser Druck können symptomatische Exazerbationen auslösen.
KL: Kutane Manifestation: flaches oder leicht erhabenes Hämangiom (kapillär oder kavernös), meist rötlich-blau, segmental entlang eines Dermatoms. Neurologisch: Parästhesien, Muskelschwäche, Paraparese, Sensibilitätsstörungen, Blasen-/Mastdarmstörung; Symptome korrelieren mit Lokalisation der spinalen Gefäßfehlbildung
Lok: Häufig thorakale oder lumbale Metamere; Hautveränderungen am Rücken, Abdomen oder Flanken, korrespondierend zu spinaler Läsion
Di: Magnetresonanztomographie (MRT) des Rückenmarks mit Kontrastmittel zur Darstellung spinaler AV-Malformationen; MRT/Angiographie zur Gefäßdarstellung; klinisch segmentale Korrelation zwischen Hautläsion und neurologischem Defizit; histologisch Hämangiom der Haut
Lab: Keine spezifischen Laborparameter
Hi: Kutane Läsion: kapilläre oder kavernöse Hämangiome mit erweiterten Gefäßräumen; spinale Läsion: arteriovenöse Malformation mit arteriovenösen Shunts, dilatierten Venen und Gliose im umgebenden Parenchym
Ass: Selten kombinierte vaskuläre Fehlbildungen anderer Organe (z. B. Leber, Gehirn); keine typischen systemischen Begleiterkrankungen.
So: selten multisegmental (in der Regel monosegmental)
DD: Sturge-Weber-Syndrom, Klippel-Trenaunay-Syndrom, spinale durale AV-Fistel, kavernöses Hämangiom, kapilläres Malformationssyndrom
Prog: Chronisch stabil oder langsam progredient; neurologische Prognose abhängig von Ausmaß und Lokalisation der spinalen Malformation; nach operativer oder endovaskulärer Therapie häufig Stabilisierung oder partielle Besserung
Lit: BMJ Case Rep. 2018 Aug 27;2018:bcr2018225208. http://doi.org/10.1136/bcr-2018-225208
Th: Endovaskuläre Embolisation oder mikrochirurgische Resektion spinaler AV-Malformation; symptomatische Behandlung neurologischer Defizite; Lasertherapie oder Exzision kutaner Hämangiome bei kosmetischer Beeinträchtigung