Flusssäureverätzung
Flusssäureverätzung
Syn: Fluorwasserstoffsäureverätzung
CV: Salze der Flusssäure (z. B. Natriumhydrogenfluorid) bewirken vergleichbare Verätzungen
KL: anfangs Koagulations-, später Kolliquationsnekrosen; Gewebeschäden entsprechend dem Bild bei Verbrennungen
Etlg: Die Verätzungstiefe korreliert aufgrund der Lipophilie mit der Säurekonzentration:
- Flusssäurekonzentration < 20% bewirkt eine Verätzung 1. Grades
Mat: Glas-, Fassaden- und Außenbereichsreiniger, Außenanstriche (Konservierungsstoff)
- Flusssäurekonzentration 20-40% bewirkt eine Verätzung 2. Grades
Mat: Metall- und Glasindustrie
- Flusssäurekonzentraion > 40% bewirkt eine Verätzung 3. Grades
Kopl: perkutane Resorption
Note: signifikante Resorption ab einer betroffenen Hautfläche von ca. Handgröße möglich
Folg: Nephrotoxizität, Hepatotoxizität, ZNS-Symptome, Schocksymptomatik
Th: - Erste-Hilfe-Maßnahmen
- durchfeuchtete Kleidung entfernen
- Haut unter fließendem Wasser abspülen
- Kalziumglukonat Gel 2,5% dick auf die Hautkontaktstellen auftragen, nach 2 min abspülen und erneut (möglichst unter Folienokklusion) aufbringen
Altn: Spülung und feuchter Verband mit Kalziumglukonat Lsg. 10%
- Krankenhausbehandlung
Etlg: - Lokalisation an Kopf, Rumpf oder proximalen Extremitäten
- lokale ringblockförmige Injektion von Kalziumglukonat 5-10% (max. 0,5 ml 10%ig pro qcm)
Wirk: Ausfällung von unlöslichem Kalziumfluorid
Co: Volon A® Kristallsuspension, Lidocain 1-2%
- topisches Kalziumglukonat 2,5-5,0% für 5 Tage
- Nekrosektomie
- Lokalisation an distalen Extremitäten und -akren
- i.v.-Gabe von Kalziumglukonat
Ind: v. a.. bei Verätzung ab 2. Grades oder Flusssäurekonzentration > 20%
Meth: - Anlage einer stammnahen Tourniquet-Manschette an der betroffenen Extremität
- Infusion von 10 ml Kalziumglukonat 10% verdünnt mit 30-40 ml NaCl 0,9%
- nach 20-25 min Ischämie langsames Lösen der Tourniquet-Manschette
- intraarterielle regionale Injektion von Kalziumglukonat
Ind: insuffiziente Analgesie nach i.v.-Gabe
NW: Gefahr der Hyperkalzämie
- (prophylaktische) Nagelextraktion, ggf. Kürettage des Nagelbetts
- topisches Kalziumglukonat 2,5-5,0% für 5 Tage
- Nekrosektomie
Ind: frühzeitig zu stellen nach Hautkontakt mit hochkonzentrierter Flusssäure
- Allgemeinmaßnahmen (insbes. bei schwerem Befund)
- Kontrolle und Korrektur der laborchemischen Befunde (bes. Kalzium im Serum)
- Glukokortikoide
Appl: systemisch für wenige Tage
Dos: ca. 50 mg Prednisolonäquivalen/Tag
- systemische Antibiose
- Auffrischen der Tetanusprophylaxe (Simultanimpfung)
- Schmerztherapie
- Kreislaufmonitoring
- intensivmedizinische Betreuung
Ind: resorptive Komplikationen
- Augenärztliche Kontrolle
- Einleitung eines D-Arzt-Verfahrens bei Arbeitsunfällen