Flusssäureverätzung

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2023/08/03 23:38

Flusssäureverätzung

Syn: Fluorwasserstoffsäureverätzung

CV: Salze der Flusssäure (z. B. Natriumhydrogenfluorid) bewirken vergleichbare Verätzungen

KL: anfangs Koagulations-, später Kolliquationsnekrosen; Gewebeschäden entsprechend dem Bild bei Verbrennungen

Etlg: Die Verätzungstiefe korreliert aufgrund der Lipophilie mit der Säurekonzentration:

- Flusssäurekonzentration < 20% bewirkt eine Verätzung 1. Grades

Mat: Glas-, Fassaden- und Außenbereichsreiniger, Außenanstriche (Konservierungsstoff)

- Flusssäurekonzentration 20-40% bewirkt eine Verätzung 2. Grades

Mat: Metall- und Glasindustrie

- Flusssäurekonzentraion > 40% bewirkt eine Verätzung 3. Grades

Kopl: perkutane Resorption

Note: signifikante Resorption ab einer betroffenen Hautfläche von ca. Handgröße möglich

Folg: Nephrotoxizität, Hepatotoxizität, ZNS-Symptome, Schocksymptomatik

Lit:  

Th: - Erste-Hilfe-Maßnahmen

- durchfeuchtete Kleidung entfernen

- Haut unter fließendem Wasser abspülen

- Kalziumglukonat Gel 2,5% dick auf die Hautkontaktstellen auftragen, nach 2 min abspülen und erneut (möglichst unter Folienokklusion) aufbringen

Altn: Spülung und feuchter Verband mit Kalziumglukonat Lsg. 10%

- Krankenhausbehandlung

Etlg: - Lokalisation an Kopf, Rumpf oder proximalen Extremitäten

- lokale ringblockförmige Injektion von Kalziumglukonat 5-10% (max. 0,5 ml 10%ig pro qcm)

Wirk: Ausfällung von unlöslichem Kalziumfluorid

Co: Volon A® Kristallsuspension, Lidocain 1-2%

- topisches Kalziumglukonat 2,5-5,0% für 5 Tage

- Nekrosektomie

- Lokalisation an distalen Extremitäten und -akren

- i.v.-Gabe von Kalziumglukonat

Ind: v. a.. bei Verätzung ab 2. Grades oder Flusssäurekonzentration > 20%

Meth: - Anlage einer stammnahen Tourniquet-Manschette an der betroffenen Extremität

- Infusion von 10 ml Kalziumglukonat 10% verdünnt mit 30-40 ml NaCl 0,9%

- nach 20-25 min Ischämie langsames Lösen der Tourniquet-Manschette

- intraarterielle regionale Injektion von Kalziumglukonat

Ind: insuffiziente Analgesie nach i.v.-Gabe

NW: Gefahr der Hyperkalzämie

- (prophylaktische) Nagelextraktion, ggf. Kürettage des Nagelbetts

- topisches Kalziumglukonat 2,5-5,0% für 5 Tage

- Nekrosektomie

Ind: frühzeitig zu stellen nach Hautkontakt mit hochkonzentrierter Flusssäure

- Allgemeinmaßnahmen (insbes. bei schwerem Befund)

- Kontrolle und Korrektur der laborchemischen Befunde (bes. Kalzium im Serum)

- Glukokortikoide

Appl: systemisch für wenige Tage

Dos: ca. 50 mg Prednisolonäquivalen/Tag

- systemische Antibiose

- Auffrischen der Tetanusprophylaxe (Simultanimpfung)

- Schmerztherapie

- Kreislaufmonitoring

- intensivmedizinische Betreuung

Ind: resorptive Komplikationen

- Augenärztliche Kontrolle

- Einleitung eines D-Arzt-Verfahrens bei Arbeitsunfällen

  

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