Hämorrhoiden
Hämorrhoiden
Def: Hämorrhoiden i. e. S. sind sog. innere Hämorrhoiden: Hyperplasien des Corpus cavernosum recti, des arteriovenösen Gefäßpolsters (Plexus haemorrhoidalis superior) der distalen Rektumschleimhaut. Nur bei Vergrößerung des physiologischen Schleimhautpolsters mit entsprechenden Folgebeschwerden spricht man vom Hämorrhoidalleiden.
Ät: - genetische Disposition (insbes. Bindegewebsschwäche, auch altersbedingt)
- chronische Obstipation bei ballastarmer Ernährung, Bewegungsmangel u. a.
- portale Hypertension (venöse Überlastung durch den portokavalen Umgehungsweg)
Vork: 70% aller Erwachsenen > 30 J. haben proktoskopisch nachweisbare Hämorrhoiden I. Grades
KL: - hellrote Blutauflagerungen bei der Defäkation oder am Toilettenpapier
- brennende Schmerzen und Juckreiz perianal
- vermehrte Schleimsekretion mit nachfolgender Mazeration
Kopl: Entwicklung eines Analekzems
Vork: bes. bei anatomischer Prädisposition (Trichteranus)
Kopl: - Analekzem (s. oben)
- Analfissur
- Analvenenthrombose
- Anämie durch chronischen Blutverlust
Di: - Inspektion: Prädilektionsstelle ist meist in Höhe des anorektalen Übergangs an der Linea dentata bei 3, 7 oder 11 Uhr in SSL gelegen (an den Eintrittsstellen der Äste der A. rectalis superior)
- Palpation: erst möglich ab Grad II
Note: Prüfung von Prolapsgröße und spontaner Retraktionstendenz nach Bauchpresse auf dem sog. Untersuchungs-WC
- Proktoskopie (am sensitivsten) mit Analspekulum und Blond-Proktoskop (konisches Rohr mit seitlicher Öffnung, in die größere Hämorrhoiden prolabieren)
- ggf. Rektoskopie/Koloskopie und Kolonkontrasteinlauf zum Tumorausschluss
Etlg: - Grad I:
Def: Hämorrhoidalknoten liegen proximal der Linea dentata. Sie sind nicht palpabel und nur proktoskopisch sichtbar.
KL: Leitsymptom sind hellrote peranale Blutungen
DD: Rektumkarzinom ist wichtigste DD
- Grad II:
Def: Hämorrhoidalknoten sind distal der Linea dentata progrediert. Sie werden palpabel und prolabieren zeitweilig (Bauchpresse) aus dem Analkanal; danach kommt es zur Spontanretraktion
KL: geringere Blutungsneigung als bei Grad I
DD: Analfissur ist die wichtigste DD
- Grad III:
Def: Hämorrhoidalknoten prolabieren permanent aus dem Analkanal, sind aber digital reponierbar
KL: Leitsymptom: schleimige Sekretion und beginnende Inkontinenz
- Grad IV:
Def: Hämorrhoidalknoten prolabieren permanent aus dem Analkanal und sind nicht mehr digital reponierbar; Maximalform: Analprolaps
Bef: radiäre Falten bei Vorfall der gesamten Hämorrhoidalzone
KL: chronische Obstipation, aber keine Inkontinenz
Th: operativ beim Erwachsenen; konservativ beim Kind
DD: - Analkarzinom
- Analvenenthrombose
- Condylomata acuminata/lata
- Rektumprolaps
Ät: Insuffizienz des M. levator ani
Di: zirkuläre Falten, da auch die Muskelschichten prolabieren
KL: Inkontinenz, da fehlende Sphinkterfunktion
Th: operativ beim Erwachsenen (beim Kind nur Raffung von sakral her)
- prolabierende Analpapille = hypertrophe Analpapille
Syn: "Analpolypen", "Katzenzähnchen"
Pa: vergrößerte embryonale Proktodäalmembran
Th: Abtragung
CV: Schmerz ist kein Symptom entzündeter oder blutender Hämorrhoiden
Urs: asensible Rektummukosa
Th: - Allgemeinmaßnahmen
Meth: - "Analgymnastik"
Meth: mehrfache Kontraktionen des Analsphinkters
- Stuhlregulierung
Meth: - ballaststoffreiche Ernährung mit hoher Flüssigkeitszufuhr
- regelmäßige körperliche Betätigung
- kurze Defäkationszeiten ohne starkes Pressen
- milde Laxanzien
Ind: zurückhaltend
OTC: Agiolax®
- Analhygiene
Meth: - Sitzbäder mit Kamillosan
- warm-kalte Wechselduschen der Analregion
Wirk: zur Vermeidung von Komplikationen (Analfissuren, Analvenenthrombose)
- symptomatische Therapie
Stoff: - Ibuprofen
Ind: Schmerzen
Appl: oral
Dos: 3x400 mg/Tag
- Glukokortikoide
Appl: lokal für wenige Tage
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OTC: Posterisan® Salbe/Zäpfchen (mit Hydrocortisonacetat)
Co: Lokalanästhetika
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- Lokalanästhetika
Ind: analer Pruritus und Schmerzen
Appl: als Salbe oder Zäpfchen für max. 4-6 Wochen
Stoff: - Lidocain
OTC: Posterisan® Akut-Salbe
Co: lokale Glukokortikoide
- Benzocain
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- Cinchocain-HCl
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Co: Antiseptikum (Policresulen)
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- Aminisocain
- Polidocanol = Macrogollaurylether
Def: synthetischer Gerbstoff zur externen Applikation
Ind: nässendes hämorrhoidalbedingtes Analekzem
Wirk: adstringierend
OCT: - Tannolact® Badezusatz/Creme/Fettcreme/Gel/Lotio/Puder
- Tannosynt® Creme/Badezusatz/Lotio
Co: Antiseptikum (4-Hexylresorcin)
- Hamamelisblätter-Fluidextrakt
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- Organ- und/oder Mikroorganismen-haltige Präparate (ohne LA oder Steroide o. Ä.)
- Hämorrhoiden I. und II. Grades:
Meth: Sklerosierung nach Blond:
Bed: GS bei Hämorrhoiden I. Grades
Appl: submuköse intraläsionale (intranoduläre) Injektion bei 3, 7 und 11 Uhr (sowie ggf. perivaskuläre Injektion proximal und distal des Hämorrhoidalknotens)
CV: nicht intravasal injizieren wie bei Venenverödung
Mat: - Proktoskop mit seitlicher Öffnung nach Blond
- Sklerosierungsmittel
Stoff: Polidocanol = Macrogollaurylether
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Altn: Chinin-HCl
Neg: Gefahr schwerer allergischer Reaktionen auf Chinin
Appl: max. 1,6 ml Polidocanol pro Sitzung (max. 6 Einzelinjektionen pro Sitzung), Wiederholung nach frühestens 1 Woche bis max. 4 Wochen, insges. meist 3-8 Sitzungen
Altn: - Sklerosierung nach Bensaude
Mat: Phenol-Mandelöl
Appl: supranoduläre Injektion bei 3, 7 und 11 Uhr in SSL
Anat: im Bereich der 3 Seitenäste der A. rectalis superior
- Gummiringligatur nach Barron
Bed: avanciert zum GS bei Hämorrhoiden II. Grades
Meth: Hämorrhoidalknoten wird mit Fasszange gefasst, dann ein Gummiring mittels eines Applikators über den Knoten gezogen, der an der Basis zur Nekrose führt
KI: hämorrhagische Diathese, Latexallergie (sofern der Ring latexhaltig ist)
NW: häufig peranale Blutungen nach einigen Tagen
Kopl: arterielle Blutung aus dem Ulkus innerhalb von 3 Wochen nach Ligatur
Vork: 0,5% (-5%) d. F.
Th: ggf. Umstechungsligatur
- Infrarotkoagulation
Bed: niedrige Erfolgsquote bei Hämorrhoiden; gute Eignung bei oberflächlichen Blutungen des Analkanals
- Kryotherapie
Bed: obsolet
- Kauterisierung
Bed: obsolet
- Hämorrhoiden III. Grades:
Th: Operation nach Milligan-Morgan oder Parks
Przp: submuköse Hämorrhoidektomie
Meth: - Exzision der Hämorrhoidalknoten möglichst unter Erhalt des Anoderms, Ligatur der zuführenden Äste der A. rectalis superior, Schleimhautnaht mit resorbierbarem Faden, Tamponade des Wundgebiets
Co: evtl. zusätzliche Sphinkterotomie zur Senkung des Analsphinktertonus (insbes. zur Prophylaxe einer Analfissur)
- postoperativ: Entfernung der Tamponade am 1. Tag postoperativ, dann 2 x/Tag sowie nach jedem Stuhlgang Sitzbäder plus Stuhlerweichung (z. B. Agiolax®)
Kopl: postoperative Analstenosen
Altn: - Sklerosierung bei Hämorrhoiden III. Grades
Vor: erfahrene Proktologen
- Hämorrhoidopexie nach Longo
Ind: zirkulärer Hämorrhoidalprolaps
- Hämorrhoiden IV. Grades
Th: plastisch-rekonstruktive Operation