Heparin/Heparinallergie

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2024/11/02 21:11

Heparin/Heparinallergie

Allg: Heparin

Def: körpereigenes Antikoagulanz, chemisch polyanionisches Polysaccharid

Eig: - Isolierung aus tierischem Gewebe (vor allem in Mastzellen)

- stärkste organische Säure des Körpers

Urs: Carboxylgruppen und Sulfatreste

- HWZ von ca. 2 h, enzymatischer Abbau

- Molekulargewicht zwischen 4 und 40 kD

Wirk: - Aktivierung von Antithrombin III

- Inaktivierung von Faktor Xa; in höheren Dosen auch von IIa (Thrombin)

- Hemmung der Thrombozytenaggregation

- Aktivierung der Fibrinolyse

- Inaktivierung von Komplement

- Hemmung der Aldosteronbildung

NW: - HIT = heparininduzierte Thrombozytopenie

Etlg: - HIT-1

Pg: nichtimmunologisch vermittelt

Bef: 100.000-150.000 Thrombozyten/Mikroliter

Th: nicht therapiebedürftig

- HIT-2

Pg: immunologisch vermittelt

Man: - nach 5-14 Tage bei unsensibilisierten Pat.

- nach Stunden bei sensibilisierten Pat.

Bef: < 100.000 Thrombozyten/Mikroliter bis < 50% des Basalwertes

Kopl: Thrombembolien, Hautnekrosen

Prog: hohe Letalität

Th: - sofortiges Absetzen des Heparins

- Danaparoid oder Hirudin als Alternativsubstanzen

Lab: Folgendes prophylaktisches Labormonitoring wird empfohlen: Bestimmung der Thrombozytenzahl vor Therapiebeginn, am 1. Tag nach Therapiebeginn, danach alle 3-4 Tage während der ersten 3 Wochen

- HITT = heparininduzierte Thrombozytopenie mit arterieller Thrombose

- Blutungen

- reversibler Haarausfall

- heparininduzierte Osteoporose

- Rebound-Phänomen = überschießende Gerinnung nach Absetzen

Note: Protaminsulfat (Base) als Antidot

CV: Kontrolle der Thrombinzeit

Wirk: - inaktiviert Heparin (Säure) durch Salzbildung

- wirkt in hohen Dosen selbst gerinnungshemmend

Etlg: - Standardheparine

Eig: mittleres Molekulargewicht von 12-15 kD

Phar: Bitte registrieren / anmelden

- niedermolekulare Heparine

Eig: Molekulargewicht von 4-6 kD

Wirk: vorwiegend Hemmung des Faktors Xa bei rel. geringer Wirkung auf Thrombin und die Thrombozytenfunktion

Pos: im Vergleich zu unfraktioniertem Heparin:

- geringere Blutungsgefahr

Urs: - rel. ausschließliche Hemmung des Faktors Xa

- seltenere Auslösung einer HIT

- größere biologische Verfügbarkeit

- längere Wirkdauer

- 1x tgl. Applikation ausreichend

- keine laborchemischen Gerinnungskontrollen notwendig

- seltener Sensibilisierungen

Phar: Bitte registrieren / anmelden

KL: - lokale allergische Reaktionen

Def: Allergie vom verzögerten Typ

- systemische allergische Reaktionen

Bef: - Blutungen

- Angioödem

- Exanthem

- Urtikaria

Di: - Epikutantest mit Ablesung nach 20 min, 6 h, 24 h, 48 h, 72 h, 96 h

CV: meist-falsch negative Ergebnisse

- Prick- und i.c.-Tests mit Ablesung nach 20 min, 6 h, 24 h, 48 h, 72 h, 96 h

- s.c.-Test mit Ablesung nach 20 min, 6 h, 24 h, 48 h, 72 h, 96 h

Ind: negative Ergebnisse obiger Tests

Proc: - Versuch der Gabe von niedermolekularen Heparinen bei V. a. Überempfindlichkeit auf Standardheparin (und umgekehrt)

CV: Sensibilisierungen auf niedermolekulare Heparine sind jedoch auch möglich.

Proc: Provokation des niedermolekularen Ausweichpräparates vor Substitution

Meth: - s.c.-Injektion von 0,05 ml des niedermolekularen Heparinpräparats plus entsprechenden Negativ- und Positivkontrollen

- Ablesung nach 20 min, 24 h, 48 h, 5 Tagen

Erg: negativ

Bed: wahrscheinlich gute i.v.-Verträglichkeit des Ausweichpräparats

- intravenöse statt subkutane Gabe von Heparin bei allergischer Spätreaktion

- Substitution mit Heparinoiden

CV: Kreuzreaktionen sind jedoch auch hier möglich.

- Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar®)

Prop: Schockprophylaxe

Stoff: - Prednisolon

Dos: 100 mg i.v.

- Dimetinden (Fenistil®)

Dos: 4 mg i.v.

Zus: - Allergische Spätreaktionen gegen Heparine sind meist auf den Injektionsort beschränkt, können sich aber auch generalisiert manifestieren.

- Diagnostisch sollten Hauttests und Subkutaninjektionen Anwendung finden unter Berücksichtigung von Früh- und Spätablesungen

- Bei Pat. mit allergischen Spätreaktionen auf Heparin scheinen andere allergische Reaktionsformen (Typ I mit Urtikaria und/oder Asthma; Typ II mit HIT) keine Rolle zu spielen.

- Pat. mit allergischer Spätreaktion gegen s.c.-appliziertes Heparin scheinen intravenös verabreichtes Heparin (ohne Vormedikation) zu tolerieren.

- Heparinoide können nicht vorbehaltlos als Alternativen empfohlen werden, da auch hier Spätreaktionen auftreten können.

  

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