Heparin/Heparinallergie
Heparin/Heparinallergie
Allg: Heparin
Def: körpereigenes Antikoagulanz, chemisch polyanionisches Polysaccharid
Eig: - Isolierung aus tierischem Gewebe (vor allem in Mastzellen)
- stärkste organische Säure des Körpers
Urs: Carboxylgruppen und Sulfatreste
- HWZ von ca. 2 h, enzymatischer Abbau
- Molekulargewicht zwischen 4 und 40 kD
Wirk: - Aktivierung von Antithrombin III
- Inaktivierung von Faktor Xa; in höheren Dosen auch von IIa (Thrombin)
- Hemmung der Thrombozytenaggregation
- Aktivierung der Fibrinolyse
- Inaktivierung von Komplement
- Hemmung der Aldosteronbildung
NW: - HIT = heparininduzierte Thrombozytopenie
Etlg: - HIT-1
Pg: nichtimmunologisch vermittelt
Bef: 100.000-150.000 Thrombozyten/Mikroliter
Th: nicht therapiebedürftig
- HIT-2
Pg: immunologisch vermittelt
Man: - nach 5-14 Tage bei unsensibilisierten Pat.
- nach Stunden bei sensibilisierten Pat.
Bef: < 100.000 Thrombozyten/Mikroliter bis < 50% des Basalwertes
Kopl: Thrombembolien, Hautnekrosen
Prog: hohe Letalität
Th: - sofortiges Absetzen des Heparins
- Danaparoid oder Hirudin als Alternativsubstanzen
Lab: Folgendes prophylaktisches Labormonitoring wird empfohlen: Bestimmung der Thrombozytenzahl vor Therapiebeginn, am 1. Tag nach Therapiebeginn, danach alle 3-4 Tage während der ersten 3 Wochen
- HITT = heparininduzierte Thrombozytopenie mit arterieller Thrombose
- Blutungen
- reversibler Haarausfall
- heparininduzierte Osteoporose
- Rebound-Phänomen = überschießende Gerinnung nach Absetzen
Note: Protaminsulfat (Base) als Antidot
CV: Kontrolle der Thrombinzeit
Wirk: - inaktiviert Heparin (Säure) durch Salzbildung
- wirkt in hohen Dosen selbst gerinnungshemmend
Etlg: - Standardheparine
Eig: mittleres Molekulargewicht von 12-15 kD
Phar: Bitte registrieren / anmelden
- niedermolekulare Heparine
Eig: Molekulargewicht von 4-6 kD
Wirk: vorwiegend Hemmung des Faktors Xa bei rel. geringer Wirkung auf Thrombin und die Thrombozytenfunktion
Pos: im Vergleich zu unfraktioniertem Heparin:
- geringere Blutungsgefahr
Urs: - rel. ausschließliche Hemmung des Faktors Xa
- seltenere Auslösung einer HIT
- größere biologische Verfügbarkeit
- längere Wirkdauer
- 1x tgl. Applikation ausreichend
- keine laborchemischen Gerinnungskontrollen notwendig
- seltener Sensibilisierungen
Phar: Bitte registrieren / anmelden
KL: - lokale allergische Reaktionen
Def: Allergie vom verzögerten Typ
- systemische allergische Reaktionen
Bef: - Blutungen
- Angioödem
- Exanthem
- Urtikaria
Di: - Epikutantest mit Ablesung nach 20 min, 6 h, 24 h, 48 h, 72 h, 96 h
CV: meist-falsch negative Ergebnisse
- Prick- und i.c.-Tests mit Ablesung nach 20 min, 6 h, 24 h, 48 h, 72 h, 96 h
- s.c.-Test mit Ablesung nach 20 min, 6 h, 24 h, 48 h, 72 h, 96 h
Ind: negative Ergebnisse obiger Tests
Proc: - Versuch der Gabe von niedermolekularen Heparinen bei V. a. Überempfindlichkeit auf Standardheparin (und umgekehrt)
CV: Sensibilisierungen auf niedermolekulare Heparine sind jedoch auch möglich.
Proc: Provokation des niedermolekularen Ausweichpräparates vor Substitution
Meth: - s.c.-Injektion von 0,05 ml des niedermolekularen Heparinpräparats plus entsprechenden Negativ- und Positivkontrollen
- Ablesung nach 20 min, 24 h, 48 h, 5 Tagen
Erg: negativ
Bed: wahrscheinlich gute i.v.-Verträglichkeit des Ausweichpräparats
- intravenöse statt subkutane Gabe von Heparin bei allergischer Spätreaktion
- Substitution mit Heparinoiden
CV: Kreuzreaktionen sind jedoch auch hier möglich.
- Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar®)
Prop: Schockprophylaxe
Stoff: - Prednisolon
Dos: 100 mg i.v.
- Dimetinden (Fenistil®)
Dos: 4 mg i.v.
Zus: - Allergische Spätreaktionen gegen Heparine sind meist auf den Injektionsort beschränkt, können sich aber auch generalisiert manifestieren.
- Diagnostisch sollten Hauttests und Subkutaninjektionen Anwendung finden unter Berücksichtigung von Früh- und Spätablesungen
- Bei Pat. mit allergischen Spätreaktionen auf Heparin scheinen andere allergische Reaktionsformen (Typ I mit Urtikaria und/oder Asthma; Typ II mit HIT) keine Rolle zu spielen.
- Pat. mit allergischer Spätreaktion gegen s.c.-appliziertes Heparin scheinen intravenös verabreichtes Heparin (ohne Vormedikation) zu tolerieren.
- Heparinoide können nicht vorbehaltlos als Alternativen empfohlen werden, da auch hier Spätreaktionen auftreten können.