Hirsutismus
Hirsutismus
Def: männlicher Behaarungstyp bei der Frau; genauer: vermehrtes Wachstum von Terminalhaaren bei Frauen in androgenabhängigen Regionen des Körpers (Oberlippe, Kinn, Präaurikularregion, Brust, Abdomen, Oberschenkel)
Vork: Frauen
Etlg: - primärer Hirsutismus
Def: männliches Behaarungsmuster bei Frauen ohne Erhöhung der Androgene im Serum
- sekundärer Hirsutismus
Def: männliches Behaarungsmuster bei Frauen mit Erhöhung der Androgene im Serum
Ass: kann Frühmanifestation des Virilismus sein, mit zusätzlichen Symptomen: Akne, Muskelzuwachs, Vertiefung der Stimme, androgenetische Alopezie, Verkleinerung der Mammae, Kliteromegalie
Ät: - endokrin: funktionell/neoplastisch
- Ovarien
- polyzystische Ovarien (PCO)
- Arrhenoblastom
- Luteom
- Nebennierenrinden (NNR)
- kongenitale NNR-Hyperplasie
- NNR-Adenom; NNR-Karzinom
- idiopathischer adrenaler Hyperandrogenismus
- Achard-Thiers-Syndrom
Def: Syndrom bei Frauen mit NNR-Überfunktion
KL: Hirsutismus + Adipositas + Diabetes mellitus + Hypertonie
- Hypophyse
- M. Cushing
- Akromegalie
- nicht endokrin
- idiopathisch
Def: unauffällige Zyklusanamnese und normale Androgenspiegel
Vork: nur rund 6% d. F.
Lit: Eur J Endocrinol 1998; 139: 421-3
- medikamentös
Bsp: Cyclosporin A, Phenytoin, Diazoxid, Minoxidil, Penicillamin, Danazol, Glukokortikoide
Di: - Anamnese
- Medikamenteneinnahme
- Zyklusanamnese (ovarielle Störungen) und Palpation des Abdomens (PCO)
- Virilismussymptome
- Thrombosen oder Embolien in der Vorgeschichte
Bed: KI für Therapie mit oralen Kontrazeptiva
- abdominelle Sonographie
Frag: PCO, Ovarial-, NNR-Tumor
- Labor: Testosteron, Dehydroepiandrosteronsulfat, freies Testosteron, LH, FSH, Prolaktin, T3, T4, FSH
- Überweisung der Pat. bei:
- Akromegalie
- M. Cushing
- ausgeprägten Zyklusstörungen
- Testosteron > 2 ng/ml (V. a. Ovarialtumor) oder Dehydroepiandrosteronsulfat > 9000 ng/ml (V. a. NNR-Tumor)
So: unilateraler Hirsutismus 2
Th: - kausale Therapie bei endokrinologischen Erkrankungen und Tumoren
- symptomatische Therapie
Etlg: - Lokalmaßnahmen
- Elektro-, Diathermie- , IPL oder Laserkoagulation der Haarwurzel
Mat: z. B. Lumea Prestige® IPL SC2009/00 (Philips) für die Heimbehandlung
- Epilation mit Cremes oder heißen Wachsen, die nach Erkaltung abgezogen werden
- Wasserstoffperoxid
Dos: 10-20%
Wirk: Bleichen der Haare
- Eflornithin
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Wirk: Verzögerung des Haarwachstums durch Hemmung der Ornithindecarboxylase mit konsekutiver Hemmung der Bildung von Polyaminen, die für die Bildung des Haarschafts erforderlich sind
Appl: 2x/Tag
Neg: dauerhafte Anwendung
- medikamentöse Therapie
- orale Kontrazeptiva
Wirk: - Verringerung der ovariellen Östrogen- und Androgensynthese
- Verringerung der ACTH-Freisetzung und damit der Synthese von Dehydroepiandrosteronsulfat
CV: vorher gynäkologische Untersuchung mit Mammapalpation und Vaginalabstrich mit Papanicolaou-Färbung
Co: vorzugsweise in Kombination mit Antiandrogenen
Bsp: - Cyproteronacetat 2 mg/Tag als fixe, niedrig dosierte Kombination mit Ethinylestradiol
Phar: Bitte registrieren / anmelden
CV: in Frankreich 2013 wegen ungünstiger Nutzen-Schaden-Bilanz vom Markt genommen (Thrombembolie-Risiko)
- Chlormadinonacetat 1 mg/Tag als fixe Kombination mit Ethinylestradiol
Phar: Bitte registrieren / anmelden
- Antiandrogene
CV: stets zusammen mit anderen pharmakologischen Verhütungsmethoden einsetzen
Urs: Gefahr einer Feminisierung des männlichen Feten bei Schwangerschaft
Stoff: - Cyproteronacetat (CPA)
CV: CPA möglichst nicht als Monotherapie bei Frauen im gebärfähigen Alter, da es Zyklusunregelmäßigkeiten verursachen kann
Dos: 10, 50 oder 100 mg/Tag vom 1. bis 15. Zyklustag
Aus: Postmenopausal ist CPA als Monotherapie ohne Einnahmepausen möglich.
So: Hochdosistherapie nach dem Schema von Hammerstein
Dos: 100-200 mg/Tag
Appl: während der ersten 10 Zyklustage
Phar: Bitte registrieren / anmelden
- Finasterid
- Flutamid
Lit: J Am Acad Dermatol 1999; 41: 64-8
Def: Zytostatikum und nichtsteroidales Antiandrogen
NW: Lebertoxizität
- Spironolacton
Dos: 50(-200) mg/Tag an den Zyklustagen 1-21 (dann 7 Tage Pause während der Menstruation)
Wirk: gutes Ansprechen bei 50% der Patientinnen
NW: Mastodynie (50%), Zyklusstörungen (20%)
CV: monatliche RR- und Kaliumkontrollen
Lit: Am J Clin Dermatol. 2014 Jun 3. [Epub ahead of print] (USA)
Erg: Spironolacton als first-line Antiandrogen, Finasterid und Cyproteronacetat als second-line Antiandrogene; Insulin-Sensitizern wie Metformin wird nur eine geringe Wirkstärke bei Hirsutismus zugesprochen
- Metformin
Wirk: Reduktion der ovariellen Überproduktion von Androgenen (durch Senken des Insulinspiegels)
Altn: Rosiglitazon