Leukoplakien
Leukoplakien
Def: Die WHO definiert Leukoplakien i.e.S. als weiße, scharf begrenzte, nicht abwischbare, keiner anderen definierten Krankheit zuzuordnende, fakultativ dysplastische, aber meist harmlose Schleimhautbezirke der Mund- oder Genitalschleimhaut
Note: verruköse Leukoplakien gelten als obligate Präkanzerosen.
Pg: Verhornung des an sich nicht verhornenden Epithels
Vork: Männer überwiegen Frauen
Etlg: Leukoplakien i. w. S. können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:
- nach der Manifestationsform:
- erblich
Bsp: Naevus spongiosus albus mucosae, Morbus Darier
- erworben
- nach der Ursache:
- sekundär, d. h. durch andere Krankheiten bedingt (s. DD)
- noxigen, d. h. durch Noxen bedingt
Etlg: - chemische Noxen
Bsp: Alkohol, Nikotin, schlechte Hygiene, Smegma
- physikalische Noxen
Bsp: Zahnfehlstellungen, Zahnprothesen, Morsicatio buccarum, Stomatitis elektrogalvanica (Potentialdifferenz verschiedener Metalle)
- nach der Histologie:
- benigne
- prämaligne/dysplastisch (Präkanzerosen)
- maligne
- nach dem klinischer Aspekt
KL: - Leukoplakia simplex
Syn: flache Leukoplakie
Bef: scharf begrenzte, homogen weißverfärbte Areale ohne subjektive Beschwerden
- Leukoplakia verrucosa
Syn: verruköse Leukoplakie
Bef: weißverfärbte Areale mit verruköser Oberfläche 2
Bed: obligate Präkanzerose
- Leukoplakia erosiva bzw. Erythroplakie
Bef: weißverfärbte Areale mit rötlich erosiven Anteilen i. R. einer prämalignen oder malignen Transformation
Prog: nach Entzug der auslösenden Noxe ist Rückbildung möglich
Di: - Toluidinblautest
Meth: Farbstoff auf leukoplakische Herde aufpinseln
Erg: - verruköse Areale färben sich blau
- flache Areale färben sich nicht an
Bed: - Screening auf präkanzeröse Areale
- ggf. vor der Biopsie zur Identifizierung der Biopsiestelle
- klinische Kontrollen nach Beseitigung potentiell auslösender Faktoren
Proc: Bei fehlender Rückbildung binnen einen Monats sollte eine Biopsie erfolgen.
Note: Biopsie möglichst aus verrukösen oder erosiven Arealen
DD: Vor der Diagnose Leukoplakie müssen ausgeschlossen werden: s. Liste der Differentialdiagnosen
So: Howell-Evans-Clark-Syndrom
Def: Palmoplantarkeratose (PPK) plus Ösophaguskarzinom plus orale Leukoplakie
Th: Entscheidend für die Radikalität der Therapie ist die Dignität der Läsion. Eine Basismaßnahme stellt das Ausschalten von Irritanzien/Noxen dar.
Meth: - Exzision
- Kryotherapie
- Elektrodissektion plus Kürettage
- Laser
Mat: CO2-Laser, Erbium:YAG-Laser
- Bleomycin
Ind: insbes. bei dysplastischer Leukoplakie
Dos: 1% Lösung in Dimethylsulfoxid (DMSO)
Appl: 1x/Tag für 5 min mittels getränktem Baumwollläppchen für 14 Tage
Lit: - Cancer 1998; 83: 629-34
PT: CS (19 Pat.)
- Head Neck 1994; 16: 539-44
PT: RCT
Wirk: Verhinderung oder Verzögerung der Karzinomprogression
- Retinoide
Stoff: Acitretin oder Isotretinoin
Ind: v. a. prophylaktisch
- Lycopin
Vork: v. a. in konzentrierter Tomatenpaste
Ind: möglicherweise prophylaktisch wirksam bezüglich maligner Transformation
Lit: J Oral Pathol Med. 2011 May;40(5):361-8