PUVA
PUVA
Def: Photosensibilisierung durch Psoralene plus anschließende UVA-Bestrahlung
Histr: orale PUVA mit 8-MOP erstmals im Jahre 1972
Stoff: - 8-Methoxypsoralen (8-MOP)
Bed: - 8-Methoxypsoralen ist am besten etabliert; die beiden anderen Psoralene besitzen zzt. noch mehr experimentellen Charakter
- Eignung bes. für eher dunkelhäutige Pat. bzw. schwierige Fälle
- 5-Methoxypsoralen (5-MOP = Bergapten)
Pos: - Übelkeit wird als NW seltener beobachtet als nach 8-MOP
- Eignung bes. für eher hellhäutige Pat.
- Tripsoralen
Wirk: - Hemmung der Zellteilung durch kovalente Bindung von Psoralen an die Base Thymidin nach UVA-Bestrahlung bei einem Absorptionsmaximum von 355 nm der Haut
- Immunsuppression: u. a. Depletion von Langerhans-Zellen, dermalen dendritischen Zellen und T-Zellen
- Induktion der Apoptose
- Modulation des Kollagenstoffwechsels: Hemmung der Kollagenbiosynthese durch Fibroblasten, Aktivierung von Kollagenasen (MMP)
Amn: Der Pat. muss befragt werden nach:
- Psoriasis
Note: vorangehende immunsuppressive Therapie kann das Risiko der Tumorinduktion durch PUVA erhöhen
- Lichtdermatosen (Porphyrien, LE)
- Einnahme von lichtsensibilisierenden Medikamenten
- Epilepsie
- Leber- und Nierenfunktionsstörungen bei oraler PUVA
CV: Kontraindikation wegen unkontrollierter Verstoffwechselung
Lab: Blutbild, Leber- und Nierenfunktionswerte
Ind: orale PUVA
Etlg: - orale PUVA
Meth: - Vor Therapiebeginn:
- Laborbestimmung der Leber- und Nierenwerte
Neg: individuelle Resorptionsschwankungen
- ophthalmologisches Konsil zur Untersuchung und Verordnung einer UV-undurchlässigen Brille mit Seitenschutz, die der Pat. während der Tage mit Psoraleneinnahme unbedingt ganztägig tragen muss (Aufklärung)
Bsp: - CLARLET UV, CLARLET UVET (Fa. Zeiss)
- PERFALIT L4009 (Fa. Rodenstock)
Note: regelmäßige augenärzliche Kontrollen alle 6 Wochen unter Therapie
- Bestimmung der minimalen Erythemdosis/Phototoxizitätsdosis (MPD)
Def: UVA-Dosis, die nach Psoraleneinnahme zur Auslösung eines gerade sichtbaren Erythems ausreicht.
Proc: Der Pat. erhält zunächst eine gewichtsentsprechende Psoralendosis (40 mg bei 66-80 kg oder 0,6 mg/kg); 2 h später wird die Bestrahlung durchgeführt (Testareale wie bei MED); Ablesung nach 72 h
Dos: UVA-Dosisempfehlungen in J/qcm für die Bestimmung der MPD aller Hauttypen für 8-MOP: 0,5 1 2 3 4 5 (6 Felder)
Lit: LL DDG
Altn: UVA-Dosisempfehlungen in J/qcm für die Anfangsdosis bei 8-MOP ohne vorherige Ermittlung der MPD: Hauttyp I: 0,3; Hauttyp II: 0,5; Hauttyp III: 0,8; Hauttyp IV: 1,0
Lit: LL DDG
- Durchführung
- Nach Voruntersuchung, Psoraleneinnahme und Bestimmung der minimalen Phototoxizitätsdosis wird die Therapie mit 50-70% der minimalen Photoxizitätsdosis (MPD) für UVA begonnen (oder mit der standardisierten Anfangsdosis nach Hauttyp, s. oben)
CV: Protektion von Gesicht, Handrücken und männlichem Genitale während der Bestrahlung (durch dichtgewebte dunkle Wäsche bzw. Tücher)
- Steuerung der UV-Dosis über die Reaktion der unbefallenen Haut. Keine Dosiserhöhung, wenn ein Erythem vorliegt.
- Bestrahlungspause nach jeweils 2 Bestrahlungstagen (mittwochs) wegen der retardierten Manifestation des PUVA-Erythems
- Keine zu zögerliche Dosiserhöhung, da mit zunehmender Pigmentierung das UV-Licht verstärkt absorbiert wird auf Kosten der Effektivität und erhöhter Nebenwirkungen bei hochdosierter Langzeittherapie
- Dosissteigerungen (um 30%) sollten allerdings nicht häufiger als 2x/Woche und mind. im Abstand von 72 h vorgenommen werden.
- Bei Auftreten von Erythemen ist die PUVA zu pausieren und nach Abklingen der Symptome die Weiterbestrahlung mit 50% der zuletzt applizierten UVA-Dosis durchzuführen, wobei neuerliche Dosisteigerungen dann nur um 10% erfolgen sollten.
- Wegen der NW soll die Gesamtzahl der PUVA-Sitzungen 150-200 nicht überschreiten.
- Bade-PUVA
Przp: Herstellung der 0,5%igen 8-MOP-Stammlösung durch Lösung von kristallinem 8-MOP in 96% Ethanol, Zugabe der Stammlösung zu 50 °C warmem Wasser, Badewasser mit kälterem Wasser auf die Badetemperatur von 37 °C herunterkühlen, Badezeit von 15-20 min, unmittelbar anschließend Bestrahlung mit UVA
Rp: 0,5%ige 8-MOP-Stammlösung: kristallines 8-MOP (in Arzneiqualität) 5,0 in Ethanol 96% ad 1000,0
Pos: - geringere UVA-Dosen ausreichend (meist nur bis max. 3 J/qcm), da bei Bade-PUVA homogenere und höhere Gewebespiegel des Psoralens als nach systemischer Gabe beobachtet werden
- keine Nausea
- weniger Kontraindikationen (z.B. Augenschäden, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, s. u.)
Dos: - 0,1-1,0 mg/l 8-MOP im Badewasser
Bsp: 30 ml 8-MOP-Stammlösung (0,5% in Ethanol) zu 150 l Badewasser ergibt eine 8-MOP-Endkonzentration von 1,0 mg/l.
- UVA-Dosisempfehlungen in J/qcm für die Bestimmung der MPD für 8-MOP bei einer Badewasserkonzentration von 1,0 mg/l: Hauttypen I + II: 0,25 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 (6 Felder); Hauttypen III + IV: 0,5 1 2 3 4 5 (6 Felder)
Lit: LL DDG
Altn: UVA-Dosisempfehlungen in J/qcm für die Anfangsdosis bei 8-MOP ohne vorherige Ermittlung der MPD:
Hauttyp I: 0,2, Hauttyp II: 0,3, Hauttyp III: 0,4, Hauttyp IV: 0,6
Lit: LL DDG
Proc: entspricht den allgemeinen Leitsätzen zur Durchführung wie bei oraler PUVA (s. oben), allerdings sollte die Therapie nur mit 30% MPD für UVA begonnen werden (oder mit der standardisierter Anfangsdosis nach Hauttyp, s. oben)
- Creme-PUVA
Dos: 0,0006-0,005% 8-MOP in Unguentum cordes mit 30% H2O (DAB 9)
Lit: LL DDG
Rp: 0,0006% 8-MOP-Creme:
- Ethanolische 8-MOP-Lösung (0,06%) 1,0, Aqua dest. 30,0 in Unguentum cordes ad 100,0
- Methoxsalen-Creme 0,0006%, hydrophil NRF 11.96
Meth: Creme-Applikation 60 min vor UVA-Bestrahlung
- UVA-Therapie nach topischer Applikation von Methoxsalen-Hautspiritus
Rp: Methoxsalen-Hautspiritus 0,15% NRF 11.89
Inh: Methoxsalen 0,15, Isopropylmyristat 0,2, 2-Propanol 44,85 in Aqua purificat. ad 100,0
Meth: Auftragen der Lösung auf die Läsionen 15-30 min vor Bestrahlung
CV: Topische PUVA führt zu einer 4-10x höheren Sensibilisierung der Haut gegenüber UVA als nach oraler Gabe des Photosensibilisators
Ind: Auswahl:
- Psoriasis vulgaris et pustulosa
- polymorphe Lichtdermatose
- Lichen ruber planus, bes. exanthematische Formen
- Mycosis fungoides u. a. niedrigmaligne T-Zell-Lymphome der Haut
- chronisches Handekzem
- Vitiligo (ab Hauttyp III)
- Alopecia areata
KI: bei oraler PUVA:
- Augenschäden
- Leber- und Nierenfunktionsstörungen
- Zytostatikatherapie
- Einnahme potentiell photosensibilisierender Medikamente
- Kinderwunsch oder Gravidität
WW: - Cumarine erhöht
- Paracetamol erhöht
NW: - kutane NW
- PUVA-Erythem
Man: typischerweise erst nach einer Latenz von 2 Tagen
Prop: Polypodium leucotomos-Extrakt
Wirk: Chemophotoprotektor
Ind: orale PUVA bei Hauttypen I-II
Dos: 7,5 mg/kg
Appl: oral
OTC: Heliocare ultra®
Lit: J Am Acad Dermatol 2004; 50: 41-9
PT: CS
- PUVA-Pruritus
- Phototoxische Hautreaktionen
- akrale Blasen bei mechanischer Belastung
Vork: selten
- reversible Onycholyse mit Hyperpigmentierungen des Hyponychiums
Vork: selten
- PUVA-bedingte punktförmige palmoplantare Keratosen
- lichtinduzierte Hautalterung
- Malignomgefahr
Bsp: bes. MM und SCC
Note: Das gehäufte Auftreten von genitalen Hautmalignomen konnte in neueren Untersuchungen nicht bestätigt werden.
Prop: prä- und posttherapeutische Behandlung mit "Grünem Tee"
Lit: - J Invest Dermatol 1999; 113: 1070-5
- Photodermatol Photoimmunol Photomed 2005; 21: 15-22
Stoff: Polyphenole
Appl: sowohl oral als auch lokal möglich
CV: Das erhöhte Hautkrebsrisiko scheint auch nach Absetzen der PUVA fortzubestehen
Lit: J Invest Dermatol 2003; 121: 252-8
- PUVA-Freckles
Def: UVA-induzierte Lentigines
- allgemeine NW (bei systemischer Applikation)
- Immunsuppression
- GI-Beschwerden (insbes. Nausea)
Prop: Einnahme von 8-MOP mit reichlich Milch
Th: Wechsel von 8-MOP auf 5-MOP
Lit: LL DDG
- ZNS-Beschwerden (Cephalgien, Schwindel)
- Hemmung des hepatischen Cytochroms P 450 CYP1A2
CV: Dosisanpassung bei anderen Substraten wie z. B. Theophyllin, Cumarinen (erhöhte Blutungsneigung)
Lit: Br J Dermatol 2001; 144: 1127-32