Peeling, chemisches
Peeling, chemisches
Syn: Chemical peeling
Vor: kooperativer, möglichst hellhäutiger Pat. mit realistischen Erwartungen
KI: - hypertrophe Narben oder Keloide in der Anamnese
Bed: KI für mitteltiefe und tiefe Peels
- rezidivierender Herpes simplex
Prop: Aciclovir (s. unten)
- Kollagenosen
- Allergie und erhöhte Photosensitivität gegenüber Peeling-Substanzen
- interventionelle Maßnahmen in den letzten 3-6 Monaten
Bsp: UV-Bestrahlung, Dermabrasio, OP, Epilation
Note: Anfänglich wurde auch eine Isotretinoin-Einnahme bis 6 Monate vor dem Peeling als Kontraindikation angesehen, bis Studien kein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko zeigten.
Etlg: - oberflächliche Peels
Def: Peeling bis 0,06 mm führt zur Exfoliation der gesamten Epidermis
Note: Ganz oberflächliche Peels entfernen lediglich das Stratum corneum
KL: rosafarbenes Frosting
Mat: Alpha-Hydroxysäuren (AHA) (Glykolsäure 20-70%) und Trichloressigsäure (TCA) 15-30%
So: Azelainsäure, Tretinoin, 5-Fluorouracil, Salicylsäure, Jessner-Lsg.
Note: - Von einigen Autoren wird Glykolsäure 50-70% dem mitteltiefen Peeling zugeordnet.
- AHA sind nicht lipophil und wirken damit nur gering bis gar nicht komedolytisch. Beta-Hydroxy-Säuren (Beta-Hydroxycarbonsäuren) wie die Salicylsäure sind dagegen lipophil und komedolytisch wirksam.
- mitteltiefe Peels
Def: Peeling bis 0,45 mm reicht bis ins Stratum papillare, ggf. bis ins obere Stratum reticulare
KL: weißliches Frosting
Mat: Trichloressigsäure (TCA) 35-50%
Co: In der Praxis wird meist TCA 35% im Anschluss an ein ca. 5-minütiges oberflächliches Peeling (z. B. Glykolsäure 70%) in derselben Sitzung benutzt.
Bed: Kombinationspeeling ist GS für mitteltiefe Peels
- tiefe Peels
Def: Peeling bis 0,6 mm reicht bis in die Mitte des Stratum reticulare
KL: gräuliches Frosting und Glättung der Mimikfalten markieren den Endpunkt des Peels
Mat: - Fruchtsäuren
Allg: - Die sog. Alpha-Hydroxysäuren (AHA) sind in der Dermatologie am wichtigsten.
- Die einfachste bzw. kürzeste Alpha-Hydroxysäure ist die Hydroxyessigsäure (Glykolsäure: C2H4O3) mit zwei Kohlenstoffatomen; dermatologisch bedeutsam ist auch die Alpha-Hydroxypropionsäure (Milchsäure: C3H6O3) sowie deren partiell neutralisierte Verbindung mit Ammoniumhydroxid (Ammoniumlaktat). Weitere AHA sind die Apfelsäure (C4H6O5), Weinsäure (C4H6O6), Zitronensäure (C6H8O8) und Mandelsäure.
Wirk: - Verringerung der Keratinozytenkohäsion im Stratum granulosum
Note: Andere Substanzen wie Salizylsäure oder Harnstoff bewirken dagegen eine Lyse der Keratinozyten des Stratum corneum.
- Hydratation der Haut über erhöhte Synthese von Glykosaminoglykanen in den Keratinozyten
- Aktivierung von TGF-beta über niedrigen pH-Wert
Etlg: - niedrig konzentriert (für die Eigenbehandlung durch den Pat.)
Dos: 5-15%
Ind: Acne comedonica, Chloasma, Hyperkeratosen wie Ichthyosen, Keratosis pilaris, Pityriasis rubra pilaris, Naevus comedonicus, Exsikkationsekzem, "Präpeeling"-Behandlung für mind. 2 Wochen
OTC: Auswahl:
- Alphacid® Creme
Inh: Glykolsäure 0,5%, Apfelsäure 0,8%, Ammoniumlaktat 6,7%
- Kerafnia A.H.A.
Inh: Glykolsäure 6%
- Alphapeel® Präpeeling blau
Inh: Glykolsäure 10%
- Neotop® Creme
Inh: Glykolsäure 10%
- Alphapeel® Präpeeling rot
Inh: Glykolsäure 15%
- mittel (> 15%) und hoch konzentriert (> 50%)
Def: Peeling i.e.S.
Ind: Acne vulgaris, aktinische Keratosen, seborrhoische Keratosen, Verrucae vulgares, Hyperpigmentierungen
Meth: meist Beginn mit Glykolsäure 20% für 1-2 min mit Abbruch bei subjektiven Unverträglichkeitsreaktionen (starker Juckreiz, Brennen, Stechen), Erythem oder Frosting-Effekt, schrittweise Steigerung bis auf ca. 5 min pro Konzentrationsstufe (20%, 35%, 50%, 70%)
Appl: alle 2-4 Wochen
Wirk: Chemoexfoliation bis zur Basalzellschicht möglich; bei ungepufferter Glykolsäure 70% muss von einer mitteltiefen Penetration bis in die papilläre Dermis ausgegangen werden
Phar: Bitte registrieren / anmelden
- Trichloressigsäure (TCA)
Dos: 15-50% in wässriger Lsg.
Etlg: - 15-30%
Wirk: Exfoliation der Epidermis, ggf. bis ins Stratum papillare reichend
- 35-50%
Wirk: bis in die Tiefe des Stratum papillare bzw. bis ins obere Stratum reticulare
Ind: z. B. oberflächliche Falten, Aknenarben, Hyperpigmentierungen
Wirk: - Proteinfällung ohne Möglichkeit der Neutralisierung
- kräftiger als beim Fruchtsäure-Peeling; ab TCA 30% muss von einer mitteltiefen Penetration bis in die papilläre Dermis (d. h. mit Überschreiten der Basalmembranzone) ausgegangen werden
Merk: Die Stärke/Tiefe eines Peelings mit Glykolsäure 50-70% entspricht etwa einem TCA-Peeling mit 15-30%.
Appl: in mehreren Lagen bis zum (trockenen) Frosting
Note: Die Hintergrundfarbe ist Indikator für den Tiefeneffekt des Peelings
- rötlich/pink: Kapillargefäße im Korium noch intakt
- weißlich
- gräulich/gelblich
CV: Die Kontrolle der Tiefenwirkung des Peelings wird über das Auftragen gesteuert, nicht über die (entbehrliche) Neutralisation
Folg: Weißverfärbung für wenige Stunden nach Behandlung, dann Abdunkeln der Haut und großflächige Desquamation nach ca. 6-12 Tage
- Phenol
Wirk: tiefste Peeling-Methode mit Penetration bis in das tiefe Stratum reticulare
Ind: stark lichtgeschädigte Haut, Aknenarben, großflächige aktinische Keratosen
Mat: sog. Baker-Gordon-Lsg.
NW: - starke Gefahr erheblicher Narbenbildung
- hepatorenale und kardiale Toxizität
- postoperatives Erythem bis zu 6 Monate persistierend
Neg: 7-10-14 Tage Heilungszeit (im häuslichen Umfeld)
Bed: weitgehend obsolet, von der Wirkstärke aber am ehesten an die Effekte durch Dermabrasion oder ablatives Laser-Resurfacing heranreichend und von manchen Autoren weiterhin als GS anerkannt
Proc: - milde keratolytische und pH-Wert-senkende Vorbehandlung für mind. 2 Wochen
Bsp: - Zéniac® Creme L.P.
Inh: Alpha-Hydroxysäure 5%, Ammoniumlaktat 5%, Beta-Hydroxysäure 0,5%, Biotin, Zinksalz
Ind: insbes. bei oberflächlichen Peels
- Cordes® VAS Creme 0,05%, Airol® Creme 0,05%
Stoff: Tretinoin (Vit. A-Säure bzw. all-trans-Retinsäure)
Pos: Mitoserate der Keratinozyten wird erhöht, was zu beschleunigter Reepithelisierung führt (post Peeling)
Ind: ab mitteltiefen Peels
Co: Hydrochinon bei Hauttyp III-IV
- Aesthetico Fruit complex plus C®
Inh: Glykolsäure 8%, Vitamin C 2% (pH 3,0)
- Herpesprophylaxe mit Aciclovir
Ind: ab mitteltiefem Peeling auch bei negativer Herpesanamnese
Dos: 5x400 mg/Tag p.o.
Appl: 3 Tage vor und bis 4 Tage nach Peeling
Altn: 3x400 mg/Tag p.o.
Appl: am OP-Tag beginnend für insges. 10 Tage
- Reinigung der Haut, gründliche Entfettung mit alkoholischer Lsg. oder Aceton
- Sedierung mit 5-10 mg Diazepam p.o. optional bei mitteltiefen Peels
- Auftragen der Peelingsubstanz (Lsg. oder Gel) mit Pinsel oder Stieltupfer beginnend an der Stirn und mit festgelegter Reihenfolge (z. B. im Uhrzeigersinn)
CV: Aussparung (ggf. Abdeckung mit Vaseline) von Haut-Schleimhaut-Übergängen und von Erosionen oder Faltenregionen (insbes. Augenaußenwinkel, Nasolabialfalten, Marionettenfalten)
- Abbruch spätestens beim Frosting-Effekt (Weißfärbung durch Denaturierung epidermaler und ggf. dermaler Proteine) oder erheblichen Missempfindungen wie starkem Brennen
Note: - Die Tiefe des Peelings ist von der Substanz (pH-Wert, Konzentration), der Vorbehandlung und der Einwirkzeit abhängig sowie von dem Hautzustand (insbes. Dicke) an der betreffenden Lokalisation
- Frosting zeigt an, dass der Peeling-Effekt bis ins Stratum papillare und ggf. tiefer reicht
- Je länger das Frosting (bis Auftreten eines Erythems), desto tiefer das Peeling. Die Zeitspanne variiert i. d. R. zwischen 10-40 min
- Das postoperative Erythem kann nach mitteltiefem Peeling bis 2 Monate, nach tiefem Peeling ggf. bis 6 Monate persistieren.
- Neutralisierung mit Wasser und Natriumbikarbonat-Lsg (8,4%) in der Reihenfolge und Geschwindigkeit der Applikation
- Nachbehandlung mit kalten Wasseraufschlägen und/oder kühlender Gesichtsmaske
- schrittweise Erhöhung der Einwirkzeit und Konzentration
Proc: Nach Erreichen einer Einwirkzeit von ca. 6 min sollte beim nächsten Peeling auf die nächsthöhere Konzentrationsstufe gewechselt und die Einwirkzeit wieder auf 1-2 min gesenkt werden.
- anschließend konsequenter Lichtschutz für mind. 6 Wochen (bei tieferen Peels besser 6 Monate)