Phenylketonurie
Phenylketonurie
Ät: autosomal-rezessiver Defekt der hepatischen Phenylalaninhydroxylase (Phenylalanin ® Tyrosin) auf Chromosom 12 (oder ihrer Kofaktoren)
Note: Erstbeschreibung 1934 durch Fölling; die Fölling-Probe beschreibt die Grünfärbung des Urins von PKU-Pat. bei Zusatz von Eisenchlorid
Bed: Die Ferrichlorid-Probe (Phenistix®) ist heute obsolet, da sie erst positiv wird, wenn der Phenylalaninspiegel konstant längere Zeit über 15 mg/dl liegt
Pg: Phenylalanin wird unzureichend in Tyrosin umgewandelt und akkumuliert
Folg: - Phenylalanin wirkt als kompetitiver Inhibitor der Tyrosinase (wandelt Tyrosin zu Dopa um), wodurch die Bildung von Dopamin, Adrenalin/Noradrenalin/Serotonin, Thyroxin und Melanin zusätzlich unterdrückt wird
- akkumuliertes Phenylalanin in Zellen und Körperflüssigkeiten wird zu den organischen Säuren Phenylpyruvat, Phenyllaktat und Phenylacetat abgebaut, die renal ausgeschieden werden
Vork: - Vererbung mit einer Häufigkeit von 1/10.000 (Die Zahl der heterozygoten Anlageträger muss daher höher sein, weil beide Eltern heterozygot sein müssen; Heterozygotenhäufigkeit liegt bei ca. 1/50.)
- Manifestation im 2.-4. Monat nach der Geburt mit Gedeihstörung, Erbrechen, Unruhe, Erregbarkeit, Krampfanfällen
Di: - pränatale Chromosomenanalyse
Meth: Suche nach DNA-Polymorphismen
Bed: umstritten, da unter strikter Therapie normale Entwicklung möglich
- Guthrie-Test im Rahmen des Neugeborenen-Screenings am 5. Lebenstag
Vor: Die Neugeborenen müssen bereits eiweißreiche Kost bekommen haben, z. B. Milch.
Meth: Entnahme von Fersenblut, das auf einen Nährboden mit Bacillus subtilis aufgebracht wird
Erg: Phenylalanin verdrängt den Bakterieninhibitor, sodass der Serumspiegel mit dem Durchmesser des Bakterienhofes korreliert
Bed: semiquantitativer Screening-Test
Proc: Vorgehen bei positivem Guthrie-Test:
- Benachrichtigung von Hausarzt, Patientenfamilie und Stoffwechselzentrum durch das Landesuntersuchungsamt
- stationäre Aufnahme im spezialisierten Stoffwechselzentrum
- Urin- und Blutuntersuchung zum Ausschluss einer Hyperphenylalaninämie
Def: atypische PKU durch Tetrahydrobiopterin-Mangel, dem Koenzym der Phenylalaninhydroxylase
Vork: 2% d. F. von Hyperphenylalaninämie
Di: probatorische orale Gabe von Tetrahydrobiopterin unter Erwartung eines konsekutiv erniedrigten PHE-Spiegels innerhalb weniger Stunden
- Ernährungsplan:
- zunächst phenylalaninfreie Diät (Mondamin, Mazolaöl, Butter, AS-Gemisch, Wasser) bis PHE-Spiegel von ca. 2 mg/dl
- dann schrittweises Zufügen von PHE in Form von Pre-Aptamil oder Muttermilch, bis PHE-Spiegel konstant zwischen 2 und 4 mg/dl, d. h. Austesten der individuellen Toleranzgrenze
- quantitative Bestimmung des Serum-Phenylalanins:
Meth: fluorimetrisch oder säulenchromatographisch
Ind: bei positivem Guthrie-Test
Erg: Norm: 2 mg/dl; PKO: > 20 mg/dl
- Geschwister sollten durch orale Phenylalanin-Belastung auf Heterozygotie getestet werden
KL: - progressiver Hirnschaden
Pg: Störung der Myelinisierung und Neurotransmittermangel
Bef: - geistige Retardierung
- Epilepsie, insbes. ZNS-Krämpfe mit Manifestation innerhalb des 1. Lj.
- helle Haut, blonde Haare, blaue Augen (Melaninmangel)
- mäuseartiger Geruch des Urins und Schweißes
Urs: Ausscheidung von Phenylacetat
- Neigung zu Hautekzemen
Th: - phenylalaninarme Diät (nur anfangs phenylalaninfreie Diät) und Proteinsubstitution
Ind: so früh wie möglich und strikt möglichst über 15 y
Note: Nach dem 6. Lj. ist definitiv keine Beeinflussung der Intelligenzentwicklung mehr möglich
CV: PHE ist eine essentielle Aminosäure; der tgl. Bedarf sinkt vom Neugeborenen-zum Erwachsenenalter von 50 mg/kg bis auf 15 mg/kg.
- langsamer Kostaufbau ab dem 10. Lj., weil dann Hirnreifung und Myelinisierung weitgehend abgeschlossen sind
Prog: unter strikter Diät ist normale geistige und körperliche Entwicklung möglich
So: maternale PKU
Def: Mütter mit PKU können eine Fetopathie induzieren
KL: geistige Retardierung, Mikrozephalie, Herzfehler
Prop: Einstellung auf eine streng phenylalaninarme Diät schon vor der Konzeption über die gesamte Schwangerschaftszeit