Pilze (Myzeten)

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2024/11/02 21:00

Pilze (Myzeten)

Eig: - Eukaryonten mit einer Zellwand aus Chitin

Allg: Eukaryonten sind Organismen, in denen das genetische Material (Chromosomen) in einem Kern zusammengefasst ist, der von einer Kernmembran umgeben wird.

- meist obligat aerob

Note: obligat anaerobe Pilze existieren nicht

- heterotroph, d. h. in der Ernährung auf organisches Material angewiesen

Note: Hierin liegt auch ihr biologischer Sinn.

Allg: - Myzetismus (Ganzpilzvergiftung)

- Mykotoxikose (Pilztoxinlebensmittelvergiftung)

Bsp: Aflatoxine

- Pilzallergose (Sporenallergie)

- Mykose (Pilz als Parasit)

Note: - Endogene Mykosen werden von Opportunisten verursacht, die zur Normalflora gehören und nur bei immunkompromittierten Pat. Mykosen verursachen.

- Exogene Mykosen werden durch Außenweltpilze hervorgerufen.

Etlg: DHS-System (Dermatophyten, Hefen, Schimmelpilze):

- Fadenpilze = Dermatophyten

Eig: - Wachstum: Fadenpilze bestehen aus Keimfäden, den sog. Hyphen, die durch Wachstum ein Geflecht, das sog. Myzel, bilden. Das Hyphenwachstum (gr. hyphe = Gewebtes) wird auch als fadenförmiges M-Wachstum (Myzel) bezeichnet. Das Myzel ist bei echten (höheren) Pilzen (Fungi) meist septiert, d. h. durch Querwände unterteilt. Je nach Differenzierung der Hyphen dienen sie zur Substrataufnahme oder zur Fortpflanzung.

- Vermehrung: Die Fortpflanzung der Fadenpilze geschieht durch sexuelle oder asexuelle Sporen, die durch Vereinigung unterschiedlichen Erbmaterials entstehen. Asexuelle Sporen (der Faden- und Schimmelpilze) werden auch als Konidien bezeichnet. Als Thallus wird der Zellverband bezeichnet, der von einer Spore abstammt.

So: - Fungi imperfecti = Deuteromyzeten

Def: Pilze, die sich ausschließlich über asexuelle Sporen vermehren.

- Schimmelpilz "Aspergillus": Die Morphologie des Pilzes verlieh ihm seinen Namen: Er wächst in Form von septierten Hyphen; die der Fortpflanzung dienenden Konidien (= asexuelle Sporen) sitzen dem birnenförmigen Kopf eines länglichen Konidienträgers an dessen Ende auf, sodass das Bild an den austretenden Strahl einer Gießkanne erinnert bzw. an einen Weihwasserschwengel (aspergillus, lat.: Weih-wasserschwengel).

Etlg: drei Genera (Gattungen) der Fadenpilze:

- Epidermophyton

- Trichophyton

- Mikrosporum

Pg: Besiedlung des Stratum corneum (Epidermomykose) oder Besiedlung von Haarschaft und Haarfollikel (Trichomykose)

Folg: Induktion einer entzündlichen Reaktion mit sowohl neutrophilen Granulozyten als auch Lymphozyten. Die Entzündung drängt die Pilze an die Peripherie, wodurch sich der typische klinische Ringaspekt der erythematosquamösen Hautveränderungen ergibt.

- Sprosspilze = Hefen

Engl: yeast = Hefe

Eig: Sprosspilze vermehren sich grundsätzlich asexuell durch Sprossung, das sog. Y-Wachstum. Dabei kann es zur Ausbildung von Zellketten kommen, die auch als Pseudohyphen bzw. Pseudomyzel bezeichnet werden. Chlamydosporen (doppelwandige Dauerformen) finden sich bei Candida albicans und Candida stellatoidea.

- Schimmelpilze

- dimorphe Pilze

Def: Pilze, die je nach Umweltbedingungen eine der beiden Wachstumsformen (M- oder Y-Wachstum) zeigen. Bei Umgebungstemperatur folgt das Wachstum i. d. R. den Fadenpilzen, bei Körpertemperatur dagegen den Sprosspilzen.

Bsp: - Pityrosporum

- Candida

- Sporothrix schenckii (Sporotrichose, subkutane Verletzungsmykose)

- Systemmykosen

Di: - Klinik der Dermatophytose (Fadenpilzbefall)

Bef: - zentrifugale Ausbreitung (Perinomodie) mit enzündlichem Randsaum und beginnender zentraler Abblassung

- einseitiger Befall typisch (insbes. palmar)

- Nativpräparat

Meth: Material in Form von Schuppen, Eiter u. a. auf einem Objektträger wird versetzt mit 10-30% Kalilauge (oder Tetraethylammoniumhydroxid = TEAH), mit einem Deckglas bedeckt, vorsichtig über einer Gasflamme erwärmt und mit halb geschlossener Blende bei 10- bis 40facher Objektivvergrößerung und 10facher Okularvergrößerung mikroskopiert

Note: KOH oder TEAH dienen zur Verquellung der ansonsten mikroskopisch störenden Hornlamellen.

Co: - Beifügung eines optischen Aufhellers (optischer Textilweißmacher) und Inspektion mittels Fluoreszenzmikroskop

Mat: Calcofluor White (optischer Aufheller)

Ind: dringender klinischer Verdacht

Lit: LL DDG

- Beifügung einer Färbelösung zur Kontraststeigerung

Mat: Chicago Sky Blue 6B CAS: 2610-05-1 (z. B. Sigma C8679, 25 g für ca. 60 Euro), Lagerung im Kühlschrank

Meth: Mischen der 1%igen Chicago Blue Lösung mit 10%iger KOH (1:1)

Erg: - Myzel

Bef: M-förmig verzweigtes, doppelt-septiertes Geflecht aus einzelnen fadenförmigen Pilzzellen (sog. Hyphen) i. G. zum Pseudomyzel

- Pseudomyzel

Def: verlängerte bzw. langgestreckte Sprosszellen/Blastosporen

Bef: Y-förmig verzweigtes, einfach-septiertes Geflecht aus langgestreckten (ursprünglich rundovalen) Pilzzellen, die dann als Blastosporen bezeichnet werden (durch asexuelle Sprossung entstandene Vermehrungszellen der Hefen)

Note: Das Nativpräparat bei Hefen entspricht prinzipiell dem von Dermatophyten. Es finden sich rundliche Zellen sowie Fäden. Außerdem besteht bei einigen Hefen die Möglichkeit der Ausbildung eines echten Myzels unter Kulturbedingungen. Mit der Nativuntersuchung kann also lediglich die Diagnose einer Mykose gestellt werden; die Speziesbestimmung oder Unterscheidung zwischen Faden- und Sprosspilzen ist nicht sicher möglich.

- Sporen

Def: sexuelle und asexuelle Fruchtformen/Reproduktionsorgane

So: - Konidien

Def: asexuelle Sporen

Vork: sowohl bei Fadenpilzen als auch bei Schimmelpilzen

Etlg: - Mikrokonidien

Def: kleine, ein- bis zweizellige Konidie variabler Morphologie (meist rundlich; ferner eiförmig, birnenförmig oder zylindrisch)

- Makrokonidien

Def: große, mehrzellige/gekammerte Konidie

So: Spindelspore

Def: spindelförmige Makrokonidie

- Chlamydosporen

Syn: Hüllensporen, Mantelsporen

Vork: sowohl bei Fadenpilzen als auch bei Hefen

Def: große doppelwandige Dauerformen, die vorzugsweise (aber nicht ausschließlich) bei Mangelbedingungen gebildet werden

Note: Chlamydosporen sind größer und dickwandiger als Blastosporen

- Kultur

Bed: Nur die Kultur ermöglicht die Identifizierung des Pilzes

Meth: - Kimmig- oder Sabouraud-Agar (Glukose, Pepton) mit Zusatz von Antibiotika (Chloramphenicol) zur Hemmung des Bakterienwachstums und Cycloheximid zur Hemmung schnell wachsender Schimmelpilze

Histr: Raymond Jaques Adrien Sabouraud (1864-1938), Dermatologe in Paris

CV: Cycloheximid hemmt auch das Wachstum zahlreicher Candida species (nur Candida albicans und Candida guilliermondii wachsen) sowie von Epidermophyton floccosum.

- Die optimale Wachstumstemperatur beträgt für Fadenpilze 27 °C (entsprechend einer Besiedlung der Körperperipherie) und für Sprosspilze 37 °C (entsprechend einer Besiedlung der Intertrigines und Schleimhäute)

Bef: Ergebnisse erhält man bei Fadenpilzen erst nach (1-)3 Wochen

Aus: - Schimmelpilze wachsen nach wenigen Tagen.

- Die Kulturzeit von Candida beträgt nur 1 Woche.

Folg: Bei dringendem klinischem Verdacht sollte die Therapie schon vor dem Kulturergebnis eingeleitet werden.

Co: Subkulturen zur weitergehenden Abklärung

Bsp: DTM-Medium zur Grobdifferenzierung zwischen Dermatophyten und Schimmeln

Lit: LL DDG

- Histologie

Meth: PAS-Färbung (Pilznachweis möglich, jedoch keine Species-Bestimmung)

IHC: ggf. Einsatz eines Dermatophyten-Antikörpers

- Biochemisches Verhalten

Meth: Prüfung auf Fermentation (enzymatische Zersetzung) und Assimilation (Substratumwandlung in eigene Stoffe des Organismus) verschiedener Zucker und Pepton

Bed: wichtig für die Differenzierung unter den verschiedenen Candida-Arten

- Wood-Licht

Meth: charakteristische Fluoreszenz einiger Pilze im langwelligen UV-Licht

Bsp: - Pityriasis versicolor

Bef: gold-gelb

- Microsporum

Bef: grünblau

- Serologie

Ind: ggf. Nachweis einer Candida-Infektion mittels Hämagglutination oder Immunfluoreszenz

Bed: kein Bestandteil der Routinediagnostik

- Intrakutantest

Bsp: Candidin im Multitest Mérieux

Erg: bei immunkompetenten Normalpersonen i. d. R. positiv

Bed: kein Bestandteil der Routinediagnostik

  

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