Polymorphe Lichtdermatose (PLE)
Polymorphe Lichtdermatose (PLE)
Syn: "Sonnenallergie"
Engl: polymorphic light eruption, summer eruption
Def: multiforme Hautläsionen nach Lichtexposition, wobei bei ein- und demselben Pat. meist ein morphologisch ähnliches Krankheitsbild ausgelöst wird
Vork: bei ca. 18% der Europäer
Lit: J Invest Dermatol. 2010 Feb;130(2):626-8
Note: Polymorphe Lichtdermatose und chronische aktinische Dermatitis wurden klassischerweise bei weißen Personen beschrieben, obwohl neuere Studien eine höhere Prävalenz bei Patienten mit dunklem Hauttyp, insbesondere Afroamerikanern, berichteten, und zwar bei polymorpher Lichtdermatose insbesondere punktförmige papulöse Variante.
DD: Lichen nitidus
Lit: Photodermatol Photoimmunol Photomed. 2023 Mar;39(2):93-99. http://doi.org/10.1111/phpp.12863
Gen: wahrscheinlich autosomal-dominanter Vererbungsmodus mit variabler Penetranz
Pg: ungeklärt
Hyp: - Mechanismen ähnlich Typ-IV-Allergien mit Sensibilisierung von peripheren mononukleären Zellen gegen UV-modifizierte epidermale Antigene, bei denen es sich um Hitze-Schock-Proteine handeln könnte.
- Erzeugung reaktiver Sauerstoffradikale bei UVA-induzierter PLE mit erhöhter Expression von ICAM-1, ELAM-1 und von Zytokinen (IL-1, IL-6, IL-8, TNF-alpha) mit konsekutiver Einwanderung von CD4-Zellen
PPh: - UV-Licht soll bei Pat. mit PLE relativ wenig Immunsuppression auslösen, sodass eine Typ-IV-Reaktion auf photoinduzierte Antigene klinisch manifest werden kann
Lit: J Invest Dermatol 2004; 122: 191-4
- UV-Licht scheint bei Pat. mit PLE zu einer (paradoxen) Immunaktivierung zu führen, was mit einer verringerten Hautinfiltration durch Neutrophile einhergeht.
Lit: J Invest Dermatol 2004; 123: 202-6
Man: Hautveränderungen manifestieren sich mit einer variablen Latenzzeit von wenigen Stunden bis zu 2 Tagen.
Lok: Brust, Extremitäten, Gesicht 9
Note: nur selten Streuung auf nicht lichtexponierte Hautpartien
Di: - Bestimmung der MED für UVA, UVB und sichtbares Licht
Note: Eine pathologische Reaktion auf sichtbares Licht (Testung z. B. mittels Diaprojektor) findet sich meist nur bei Pat. mit erniedrigter MED für sowohl UVA als auch UVB.
- Photoprovokation
Appl: Getestet werden sollte vor Beginn der Saison auf ehemals befallenen, nicht gebräunten Hautpartien
Etlg: - UVA1
Dos: 60-100 J/qcm an 3 aufeinanderfolgenden Tagen
- UVB
Dos: 1,5xMED
- Photopatch-Tests (insbesondere mit Hautpflegecremes und Lichtschutzmitteln)
Lab: spezielle Labortests bei PLE stehen nicht zur Verfügung
KL: - UVA-Strahlung
Note: die Hauteffloreszenzen treten auch hinter Fensterglas oder bei Bewölkung auf
- charakterisch ist häufig der Kinnschatten, d. h. diese Hautregion ist unauffällig
Etlg: - papulöser Typ
So: hämorrhagischer Subtyp
- Plaque-Typ
So: EEM-ähnlicher Subtyp
- papulovesikulöser Typ
So: - iktusähnlicher Subtyp
- juvenile spring eruption
Syn: spring perniosis, perniosis juvenilis vernalis aurium
Def: lokalisierte Photodermatose
TF: Outdoor-Aktivität zu Frühlingsbeginn
Lok: an den Ohrhelices 2
Vork: meist Jungen oder männliche Jugendliche
Man: meist zu Frühlingsbeginn
Verl: Rötung und Juckreiz der Haut am Ohrhelixrand am Abend (nach Sonnenexposition bei kaltem Wetter); Papeln oder Bläschen nach 24 bis 48 Stunden; spontane Remission innerhalb von 1-2 Wochen
Hi: - fokale Parakeratose
- Spongiose
- Dyskeratosen
- basale Vakuolisation
- verdickte Basalmembran
- Ödem im oberen Korium
- Endothelzellschwellung
- dezente Erythrozytenextravasate
- locker angeordnetes perivaskuläres lymphohistiozytäres Infiltrat, fokal tief bis ins Stratum reticulare reichend, mit vereinzeltem Nachweis von Neutrophilen und Eosinophilen
DIF: negativ
DD: - Lupus erythematodes
Bed: wichtigste DD
Man: Die UV-getriggerten Hautveränderungen bei LE zeigen im Vergleich zur PLE eine längere Latenzzeit und Persistenz.
Note: Die PLE wird als unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung des kutanen LE gesehen
- Lichturtikaria
- Virusexanthem
- Arzneimittelexanthem
- kutanes Lymphom
- aktinische superfizielle Follikulitis
Th: - Lichtschutz und Lokaltherapie
- physikalischer Lichtschutz und Lichtschutzmittel
Bed: GS
- Antioxidanzien
Stoff: Alpha-Glucosylrutin 0,25% (Flavonoid, Phytoöstrogen)
OTC: Eucerin ALLERGY PROTECT Sun Creme-Gel LSF 50+® (PZN: 07415483) (Fa. Beiersdorf AG)
Co: Eucerin SENSITIVE RELIEF After Sun Gel-Creme® (PZN: 16756504) (Fa. Beiersdorf AG)
- Calcipotriol
Lit: Br J Dermatol. 2011 Jul;165(1):152-63
PT: RCT
Appl: 2x/Tag für 1 Woche vor UV-Exposition
- Glukokortikoide topisch
- systemische Therapie und Prophylaxe
- Ernährung: viel Tomaten und grüner Tee
Note: Die systemische Applikation von Ascorbinsäure (Vit. C) und Tocopherol (Vit. E) scheint ineffektiv zu sein.
Lit: Photodermatol Photoimmunol Photomed 2000; 16: 50-2
PT: RCT (9 Pat.)
- Omega-3-Fettsäuren in Fischölen
Lit: J Invest Dermatol 1995; 104: 532-5
PT: CS
- Polypodium leucotomos
OTC: Heliocare ultra®
Lit: - G Ital Dermatol Venereol. 2011 Apr;146(2):85-7
PT: CS (53 Pat.)
Dos: 480 mg/Tag
- J Am Acad Dermatol. 2012 Jan;66(1):58-62
PT: CS (35 Pat.)
Lit: Int J Mol Sci. 2016 Jun 29;17(7).
- Betacaroten (Provitamin A)
Wirk: eher gering (etwa Lichtschutzfaktor 2 entsprechend)
- Lycopin
Co: Beta-Carotin, Lactobacillus johnsonii
Lit: Photodermatol Photoimmunol Photomed. 2013 Nov 28. http://doi.org/10.1111/phpp.12093 (Düsseldorf)
PT: RCT
Bed: Der photoprotektive Effekt ist umstritten.
Lit: Arch Dermatol Res. 2015 Aug;307(6):545-9 (Brasilien)
- Escherichia-coli-Filtrat
OTC: Colibiogen®
- Nicotinsäureamid
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Dos: 100-300 mg/Tag
Wirk: umstritten
- Antihistaminika
Ind: starker Pruritus
- Glukokortikoide
- Antimalariamittel
Stoff: Chloroquin /Hydroxychloroquin
Wirk: umstritten
- immunsuppressive Einzelsubstanzen
Ind: Ultima Ratio
Stoff: - Azathioprin
Lit: Arch Dermatol 1989; 125: 1377-9
PT: CR (2 Pat.)
Dos: 0,8-2,5 mg/kg/Tag für 3 Monate
- Cyclosporin A
Pos: keine Myelotoxizität, bessere orale Toleranz und kürzere Behandlungszeiten im Gegensatz zu Azathioprin
Lit: J Eur Acad Dermatol Venereol 2004; 18: 747-8
PT: CS (3 Pat.)
Ind: prophylaktische Kurzzeit-Applikation
Dos: 1-2x/Jahr 3-4 mg/kg/Tag für 2-4 Wochen, beginnend 1 Woche vor Reise
- Thalidomid
- präventive Lichttherapie
Engl: Light hardening
EbM: CT
Appl: von Februar bis Juni (in schweren Fällen ggf. auch das ganze Jahr über); Faustregel: einen Monat vor natürlicher Sonnenexposition beginnen
Meth: - UVB-Therapie
Bed: Überlegenheit gegenüber Breitbandstrahler
Lit: LL DDG
So: SUP 311 nm
Lit: Br J Dermatol 1993; 129: 708-12
PT: RCT
Erg: keine signifikanten Unterschiede zwischen UVB 311 nm und oraler PUVA
- UVA1
- PUVA
Ind: zurückhaltend stellen