Pruritus gravidarum
Pruritus gravidarum
Syn: Benigne intrahepatische Cholestase bei Schwangerschaft (SS), intrahepatische Schwangerschaftscholestase
Engl: intrahepatic cholestasis of pregnancy (ICP), intrahepatic jaundice of pregnancy, recurrent cholestasis of pregnancy
Def: Defekt der hepatischen Gallensäuresekretion mit Pruritus bei der Mutter und Gefährdung des Kindes (Kardiodepression, Planzentainsuffizienz durch Vasokonstriktion) mit erhöhter Früh- und Totgeburtenrate (letztere in 1-2% d. F.)
Histr: Erstbeschreibung durch Kehrer im Jahre 1907
Ät: - Cholestase
- Anabolika, Östrogene
Gen: - Der HLA-Haplotyp Aw31B8 soll prädisponierend sein
- Mutationen in Genen (ABCB4-Mutation), die für biliäre Transportproteine kodieren, wurden identifiziert
PPh: - Östriol-16alpha-D-Glucuronid ist der am stärksten erhöhte Östrogenmetabolit in der SS und hemmt indirekt die Natrium-Kalium-ATPase-Aktivität in der Membran des Hepatozyten. Hierdurch wird der Natriumgradient gesenkt, was die natriumabhängige Aufnahme der Gallensäuren reduziert. Außerdem wird spekuliert, dass Östrogene die Aktivität der Aktinfilamente in den Hepatozyten hemmen, wodurch die Sekretion der Gallensäuren gestört wird.
- Progesteronmetabolite hemmen die hepatische Glucuronyltransferase, wodurch die Clearance der Östrogene abnimmt.
Risk: - Mehrlingsschwangerschaften
- Progesteronbehandlung im letzten Trimester
Man: 3. Trimenon gegen Ende der SS
Vork: - bis 3%
- höhere Inzidenzen in Chile, Bolivien und Skandinavien
KL: generalisierter bzw. an wechselnden Lokalisationen auftretender, nächtlich betonter Pruritus ohne primäre Hautveränderungen
Allg: Ikterus, Anorexie, Nausea
Kopl: - Blutungsrisiko (für Mutter und Kind) bei subklinischer Steatorrhoe
Urs: Vitamin-K-Mangel mit Verlängerung der Prothrombinzeit
Ass: begleitende extrahepatische Cholestase in ca. 10% d. F.
- Plazentainsuffizienz
PPh: wahrscheinlich Vasokonstriktion der plazentaren Chorionvenen durch Gallensäuren
Ass: häufig mekoniumhaltige Amnionflüssigkeit
Bed: Risiken für den Feten mit Frühgeburtlichkeit bis hin zu Totgeburten
Note: Autopsien zeigten plazentare Veränderungen durch akuten Sauerstoffmangel; Totgeborene lagen häufig in einer durch Mekonium angefärbten Amnionflüssigkeit, das zur Obstruktion der Nabelvene führen kann. Ferner zeigten In-vitro-Studien, dass ein erhöhter Gallenfluss von der Mutter zum Feten zur Konstriktion der Chorionvenen der Plazenta führen kann.
Lok: meist Schultergürtel und Oberschenkel, häufig auch Handflächen und Fußsohlen
Lab: - erhöhte Gallensäuren im Serum, insbes. postprandial und erhöhte Nüchtern-Serumspiegel der Gallensäuren von über 10 Mikromol/l
Bed: sensitivster Marker für ICP, fetales Risiko steigt bei Werten über 40 Mikromol/l
- Erhöhung von Bilirubin, AP, GGT, ggf. auch GPT und GOT
- Verlängerung der Prothrombinzeit durch Vit.-K-Mangel
- Selen im Serum erniedrigt
Hi: unspezifischer Befund in der Hautbiopsie
DIF: negativ
IIF: negativ
Prog: - meist rasche Remission post partum innerhalb von 2-4 Wochen
- erhöhte Früh- und Totgeburtenrate
- häufige Rezidive in nachfolgenden Schwangerschaften (70-80% d. F.)
- häufige Rezidiv bei hormoneller Kontrazeption, die als kontraindiziert gilt
Mon: wöchentliche CTG-Kontrollen ab der 34. SSW
Th: - topische Therapie
Bsp: - Lotio alba
- topische Glukokortikoide
- systemische Therapie
Stoff: - Ursodeoxycholsäure
Def: nicht-toxische, hydrophile Gallensäuren
Bed: GS in schwereren Fällen mit signifikanter Verbesserung der fetalen Prognose
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Dos: 450-1200 mg/Tag bzw. 15 mg/kg/Tag
Co: S-Adenosylmethionin
EbM: mehrere RCT
- Colestyramin
Phar: Bitte registrieren / anmelden
EbM: CS (Mangel an CT)
Dos: bis 18 Tbl./Tag
Wirk: intestinale Bindung der Gallensäuren bewirkt Hemmung der enterohepatischen Zirkulation
Neg: - Hemmung des Pruritus erst nach mehrtägiger Einnahme
- Präzipitation von Vit. K
- klinische Besserung wahrscheinlich nur bei leichter Erhöhung der Gallensäuren im Serum
Co: wöchentliche Vit.-K-Supplementation
CV: Gabe zu anderer Tageszeit als Colestyramin
- Silymarin®
Inh: Trockenextrakt aus Mariendistelfrüchten
Ind: milde Formen der Cholestase
- Dexamethason
Wirk: Hemmung der fetoplazentaren Östrogenproduktion
Lit: Br J Obstet Gynaecol 1992; 99: 109-11
CV: - Antihistaminika sind nur bedingt wirksam.
- S-Adenosylmethionin war in einer RCT nicht wirksamer als Plazebo
Lit: Hepatology 1991; 13: 1084-9
- Phototherapie
Meth: - UVB
- UVA1