Röteln
Röteln
Syn: Rubeola, Rubella
Merk: "kleine Schwester der Masern"
Engl: German measles
Def: harmlose, eher geringgradig kontagiöse Viruserkrankung bei Kindern und Jugendlichen ohne schwere Allgemeinsymptome; bedeutsam wegen Rötelnembryopathie, meldepflichtig (Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle) gemäß § 6 IfSG (neben Mumps, Keuchhusten und Varizellen)
Err: - RNA-Virus, nur 1 Serotyp
- Ikosaeder mit dreischichtiger Hülle
Vork: - Durchseuchung fast 90%
- Säuglinge sind durch transplazentar übertragene Antikörper für ca. 4 Monate geschützt.
Inf: Tröpfcheninfektion
Pg: Vermehrung im Respirationstrakt vor hämatogener Streuung
Ink: 2-3 Wochen
KL: - schwach ausgeprägtes Prodromalstadium (über ca. 3 d) mit meist nur mäßigem Fieber (38-38,5 °C), allerdings mit
- Lymphadenopathie
Bef: druckdolente, geschwollene Lymphknoten
Lok: bes. retroaurikulär über Processus mastoideus (sog. Theodor-Drüse), ferner nuchal oder schwach generalisiert
Vork: tritt schon vor Ausbruch des Exanthems auf und überdauert es
CV: inapparenter Verlauf möglich
- Enanthem
Bef: Petechien am weichen Gaumen = Forchheimer-Zeichen
CV: kommt auch bei infektiöser Mononukleose durch EBV vor
- Exanthemstadium
Bef: mittelfleckiges, nicht konfluierendes, rosafarbenes Exanthem über 3 d
Note: mittelfleckiges Exanthem, d. h. in der Größe zwischen Masern und Scharlach
Verl: - Beginn hinter den Ohren und an der Stirn (wie Masern)
- 1. Tag: rasche Ausbreitung auf das gesamte Integument (gel. auch nur lokalisiert)
- 2. Tag: Abblassen des Exanthems im Gesicht
- 3. Tag: Verschwinden des Exanthems auch am übrigen Körper
Prog: Abheilung ohne Pigmentierung oder Schuppung
Kopl: - Rötelnarthritis
Kopl: z. T. mit Ergüssen
Vork: rel. häufig bei Erwachsenen
- Rötelnsplenomegalie
Kopl: Gefahr der Milzruptur
- Rötelnpurpura
Urs: durch passagere Thrombozytopenie
- Rötelnenzephalitis
Vork: selten: 1/6000
- Rötelnembryopathie
Urs: Erkrankung einer Graviden im 1. Trimenon
CV: Röteln bis zur 18. SSW sind Indikation zur Interruptio
Merk: Schwangerschaftsinfektionen: TORCH = Toxoplasmose, Röteln, CMV, Herpes
Note: Natürlicher Risikofaktor für eine SS-Infektion bildet die physiologische Immunsuppression der Schwangeren, die notwendig ist, da das HLA-inkompatible Kind sonst abgestoßen werden würde.
CV: HELLP-Syndrom (EPH + Leberfunktionsstörung)
Def: hemolysis, elevated liver enzymes, low platelets = Hämolysezeichen, Transaminasenerhöhung, Thrombozytopenie
Bed: Ist im Sinne einer GvHD zu verstehen, d. h. bei Wiedereintritt der maternalen Immunität
Prog: erhöhte Mortalität für Mutter und Kind
Th: sofortige Sektio
KL: - Gregg-Syndrom: klassische Trias aus Ohr-, Herz- und Augenbeteiligung
Bef: - Ohr: Innenohrschwerhörigkeit
- Herz: Ducuts Botalli apertus, Ventrikelseptumdefekt, Pulmonal-, oder Aortenstenose
- Auge: Katarakt, Glaukom
Ass: - ZNS: geistige Retardierung
Merk: "OHA" (Ohr, Herz, Auge)
DD: Alport-Syndrom
Merk: "NOA" (Niere, Ohr, Auge)
- ferner: Mikrozephalus, Hydrozephalus
Di: pränatale Rötelndiagnostik:
- Nachweis von Virus-RNA mittels PCR aus Fruchtwasser/Chorionzottenbiopsie ab 11. SSW
- Nachweis von IgM-Ak aus fetalem Blut in der 22. SSW
CV: strenge Indikationsstellung
DD: Parvovirus-B19-Infektion der Mutter (Ringelröteln)
Folg: Störung der Erythropoese im Knochenmark des Feten ® Anämie ® Hypdrops fetalis
Th: intrauterine Transfusionen
Ind: bei sonographischem Nachweis einer Anämie des Feten
CV: Man spricht zwar meist von der Rötelnembryopathie; inzwischen weiß man aber, dass eine Infektion nach Abschluss der Organogenese ebenfalls Schäden beim Feten verursachen kann (Fetopathia rubeolosa).
Prog: In bis zu 15% d. F. kommt es nach einer Rötelninfektion der Mutter zum Frühabort.
Note: Eine infektiöse Embryopathie kann zudem verursacht werden durch Varizellen und HIV.
Lab: "buntes" Blutbild:
Bef: insgesamt Leukopenie, aber rel. Lymphozytose mit Plasmazellen (Plasmazellen mit typ. Radspeichenstruktur des Kerns und kornblumenblauem Plasma)
Di: - Serologie: 4facher Titeranstieg von IgM (bei frischer Infektion)
- Kultur: Virusisolierung aus Rachenabstrich und Gelenkpunktat
- PCR
DD: - ECHO-Virusinfektion (enteric cytopathogenic human orphan viruses)
KL: - ähnliches Exanthem
- uncharakteristische Symptome, meist des GI-Trakts
- Meningitis
Vork: jährliche Kleinepidemien
Di: Wegen der Vielzahl der Typen sind serologische Tests allein nicht beweisend für eine Infektion.
- Masern, Scharlach, Lues II, Mononukleose
Prog: selten Reinfektionen (nach lange zurückliegender Erstinfektion oder Impfung)
Prop: - aktive Immunisierung mit attenuierter Lebendvakzine
Ind: - Kinder ab dem 15. Lebensmonat z. B. im Rahmen einer MMR-Vakzination gegen Masern, Mumps und Röteln mit Wiederholung im 5. Lj. und ggf. zusätzlicher Röteln-Booster-Impfung im 11.-15. Lj.
- Impfschutz bei gebärfähigen Frauen serologisch kontrollieren, bei fehlendem Ak-Titer nur impfen, wenn keine Schwangerschaft besteht und bis mind. 3 Monate nach der Impfung Antikonzeption betrieben wird
Note: Rötelninfektion bis zur 12. Schwangerschaftswoche ist Indikation zur Interruptio.
- passive Immunisierung mit IgG (Hyperimmunglobulin)
Ind: seronegative Schwangere am 1. und 2. Tag nach Kontakt mit Röteln-Pat.
Meth: Vorgehen bei exponierter Schwangerer, die anamnestisch angibt, nie Röteln gehabt zu haben und auch nicht geimpft ist: sofortige Blutentnahme zur Röteln-Ak-Bestimmung und Gabe von Immunglobulin, zweite Blutentnahme nach 3 Wochen, um evtl. Titerschwankungen festzustellen
Th: - NSAR bei Bedarf
- Glukokortikoide
- passive Immunisierung mit IgG (Hyperimmunglobulin)
Ind: Röteln in der Frühschwangerschaft
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