Trichoblastisches Karzinosarkom

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2025/10/26 11:47

Trichoblastisches Karzinosarkom

Syn: Trichogenes Karzinosarkom, Panfollikuläres Karzinosarkom, malignes Trichoblastom mit sarkomatöser Komponente

Engl: Trichoblastic carcinosarcoma, trichogenic carcinosarcoma, panfollicular carcinosarcoma

Def: Extrem seltener biphänotypischer Hauttumor mit follikulärer Differenzierung, bestehend aus einer malignen epithelialen (trichoblastischen) und einer malignen mesenchymalen (stromalen) Komponente.

Histr: Erstbeschreibung 2000 durch Regauer et al. als metastasierendes malignes Trichoblastom; der Begriff "Trichoblastic carcinosarcoma" wurde 2004 von Kazakov et al. geprägt. Seit 2018 als eigenständige Entität in der WHO‑Klassifikation der Hauttumoren aufgeführt.

Vork: Weniger als 15 Fälle beschrieben (Stand 2025); meist ältere Erwachsene (Ø 70-75 Jahre), Männer häufiger betroffen. Bevorzugt Kopf‑Hals‑Region (≈ 60 %), seltener Stamm und proximale Extremitäten.

Gen: Keine Keimbahnmutationen bekannt. Somatische Mutationen in TP53, CDKN2A und CTNNB1 beschrieben. p53‑Überexpression in beiden Komponenten typisch.

Ät: Unklare Ursache; meist sekundäre Entartung eines benignen Haarfollikeltumors. Wahrscheinlich kumulative UV‑Schäden und somatische Mutationen.

Pg: Vermutlich biklonale Neoplasie mit unabhängiger Entartung epithelialer und stromaler Komponenten; alternativ monoklonale Transformation durch epithel‑mesenchymale Transition diskutiert.

TF: Keine spezifischen Trigger bekannt; Alter und UV‑Schädigung als begünstigende Faktoren.

Etlg: Unterscheidung in low‑grade und high‑grade Formen (Kazakov 2004/2008). Variante mit panfollikulärer Differenzierung (Giang 2021).

KL: Rasch wachsender, derber, meist hautfarbener Knoten (0,5-3 cm), teils ulzeriert; klinisch schwer von Basalzell‑ oder Plattenepithelkarzinomen zu unterscheiden

Lok: Vorwiegend Kopf, Gesicht, Hals, behaarte Kopfhaut; selten Schulter‑, Sakral‑ oder Rumpfregion.

Di: Histopathologisch biphasischer Tumor mit malignem follikulärem Epithel (CK+, p63+) und sarkomatöser Spindelzellkomponente (Vimentin+, CD10+, CK-). Immunhistochemie essenziell zur Abgrenzung von metaplastischen Karzinomen

Lab: Keine laborchemischen Besonderheiten; molekulare Mutationsanalysen (TP53, CDKN2A) experimentell möglich

Hi: Biphasische Dermisneoplasie mit basaloiden Zellnestern und pleomorphen Spindelzellen. Ki‑67‑ und p53‑Expression in beiden Anteilen erhöht; EMA‑, Glut‑1‑ und Claudin‑1‑Positivität stromal möglich.

Ass: keine systemischen Syndrome oder paraneoplastischen Assoziationen

So: Panfollikuläre und pigmentierte Varianten beschrieben

DD: Sarkomatoides Basalzellkarzinom, Trichoblastisches Karzinom, Perineuriom, Pilomatrixkarzinom, Spiradenokarzinosarkom, Kollisionstumor (Basalzellkarzinom + Sarkom).

Note: - Beim trichoblastischen Karzinom ist die epitheliale basaloide Komponente entweder atypisch (low grade) oder maligne (high grade) und die mesenchymale fibroblastische Komponente benigne.

Lit: JAAD Case Rep. 2021 Sep 1;16:127-129. http://doi.org/10.1016/j.jdcr.2021.08.024

- Beim trichoblastischen Sarkom ist die epitheliale basaloide Komponente benigne und die mesenchymale fibroblastische Komponente maligne.

Prog: In den meisten Fällen gute Prognose nach vollständiger Exzision; selten lokale Rezidive, vereinzelt Metastasen. Prognose abhängig von Resektionsstatus und Histologiegrad.

Prop: Früherkennung und vollständige Exzision langbestehender Trichoblastome; UV‑Schutz. Nachsorge halbjährlich im ersten Jahr, danach jährlich

Lit: -    

- J Cutan Pathol. 2019 Nov 15. http://doi.org/10.1111/cup.13614

- BMJ Case Rep. 2016 May 18;2016:bcr2016214977. http://doi.org/10.1136/bcr-2016-214977

- J Cutan Pathol. 2021 Feb;48(2):334-339. http://doi.org/10.1111/cup.13892

Th: Chirurgische Exzision mit Sicherheitsabstand (R0); adjuvante Strahlentherapie bei unvollständiger Entfernung oder Rezidiv. Keine etablierte systemische Therapie

  

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