Tularämie
Tularämie
Syn: Hasenpest
Def: Anthropozoonose
Err: Francisella tularensis (gramnegative kokkoide, schwer anzüchtbare Stäbchen)
Inf: Der Erreger kommt in zahlreichen Spezies vor und wird entsprechend den 4 klinischen Formen auf 4 Wegen übertragen:
- über kleine Hautverletzungen bei direktem Tierkontakt oder über Bisse von infizierten Mücken oder Zecken
- Inokulation in die Konjunktiva
- Genuss von infiziertem Fleisch
- Inhalation
Verl: Unbehandelt kommt es zur Tularämie mit RES-Granulomen in Leber und Milz sowie zu Pneumonie und starken Allgemeinsymptomen
Etlg: vier Formen:
- ulzeroglanduläre Form
Vork: - am häufigsten
- oft bei Jägern, die infizierte Hasen ausnehmen
Inf: Eintrittspforte sind kleine Hautverletzungen
HV: kleine Pustel, die rasch nekrotisch zerfällt und sich zu einem großen, von schwarzen Krusten bedeckten, schankriformen, scharf begrenzten Ulkus mit erhabenem Randwall ausdehnt
Kopl: Erythema multiforme oder Erythema nodosum
Urs: Bakteriämie des Erregers
DD: - Pustula maligna bei Anthrax
- Pyoderma gangraenosum
- okuloglanduläre Form:
Inf: Eintrittspforte sind die Konjunktiven
KL: - eitrige Konjunktivitis
- gelbe Knötchen an der Konjunktiva, die später exulzerieren
- typhoide Form
Inf: Eintrittspforte ist das Darmepithel
KL: - Pharyngotonsillitis
- typhusähnliche, gastrointestinale Symptome
- pulmonale Form
Inf: meist Folge einer Bakteriämie, seltener durch direkte Inhalation
Kopl: Lungenabszess, Mediastinitis
Di: - Tularämie-Schnelltest
- Serologie
Bef: nach 10 Tagen positiv
Erg: Verifizierung der Diagnose bei vierfachem Anstieg des Ak-Titers zwischen Akutstadium und Rekonvaleszenzstadium
CV: Die Krankheit kann gelegentlich auch ohne Antikörperbildung fortschreiten; gerade in diesen Fällen kann eine PCR-Diagnostik wichtig sein.
- PCR
Note: Ohne diagnostische Sicherheit sind Biopsien, Ausstriche, Gramfärbungen und Kulturen
- Dtsch Arztebl Int. 2023 Feb 24;120(8):132. http://doi.org/10.3238/arztebl.m2022.0393
- Dermatol Online J. 2023 Jun 15;29(3). http://doi.org/10.5070/D329361426
Th: Streptomycin
Bed: GS
Dos: 1,0-2,0 g/Tag i.m.; Therapie nach Fieberende noch 7-10 Tage weiter
Altn: - Gentamicin
Dos: 3 mg/kg/Tag i.m.
- Tetrazyklin-HCl
Dos: 3x500 mg/Tag p.o.
- Erythromycin
Dos: 4x500 mg/Tag p.o.
- Chloramphenicol
Dos: 40-80 mg/kg/Tag aufgeteilt in 4 ED
Co: Lokaltherapie mit Antiseptika