Tumeszenzlokalanästhesie (TLA)
Tumeszenzlokalanästhesie (TLA)
Histr: Erstbeschreibung durch den amerikanischen Dermatologen Jeffrey A. Klein im Jahre 1987 im Rahmen der kosmetischen Liposuktion
Def: Regionalanästhesie von Haut und Subkutis durch großvolumige Infiltration von stark verdünntem Lokalanästhetikum (tumescere = anschwellen)
Wirk: lokale Anästhesie und Hydrodissektion des Fettgewebes
Pos: großflächige und protahierte Anästhesie, Ausgleich intraop. Flüssigkeitsverluste, antibakterielle Effekte durch die Tumeszenz-Lsg. und die Auswaschung, sicheres und nebenwirkungsarmes Verfahren, einfacher und kostensparender als ITN, Interaktion und Mobilisierung des Pat. möglich
Ind: Liposuktion, axilläre Schweißdrüsensaugkürettage, Dermabrasion, Lappenplastiken, Lipomexstirpation, Acne-inversa-Operationen, Phlebochirurgie, Spalthauttransplantationen u. a.
Mat: - TLA-Lsg.
Eig: - analgetische Wirkung für 18-36 h
- Haltbarkeit bei Kühlung ca. 1 Tag
Inh: - Lokalanästhetikum
Stoff: - Lidocain
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Dos: Lidocain-Gesamtdosen von 35 mg/kg wurden als sicher registriert (max. 55 mg/kg bei normalem Gewichts-Größen-Verhältnis)
NW: - Kardiotoxizität (neg. chronotrop, neg. inotrop, proarrhythmogen)
- ZNS-Symptome (Schwindel, Visusstörungen, Tremor, Epilepsie)
- Prilocain
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Neg: Methämoglobin-Bildner
KI: Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
- Vasokonstriktor
Stoff: Adrenalin/Epinephrin
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Wirk: weniger LA-Resorption, weniger Hämatombildung
Neg: max. LA-Plasmaspiegel erst nach 4-12 h
Dos: 0,25-1,5 mg/l (max. 50 µg/kg)
- alkalischer Puffer
Stoff: Natriumhydrogencarbonat/Bikarbonat
Wirk: - pH-Erhöhung führt zu reduzierter LA-Dissoziation und erhöhter LA-Diffusion
- reduzierte Gewebsazidität bewirkt Schmerzlinderung
- antientzündliche Substanzen
Ind: Liposuktion
- Infiltrationskanüle
Mat: Einmalkanüle der Größe 1 (20 gg., 0,9 mm)
- zuführendes System
Etlg: - Einmalspritzen (10 ml, 20 ml)
- Pumpspritzen mit 2 ml Kolbenhub
- Rollpumpen
- weiteres Equipment:
i.v.-Zugang, Pulsoximeter und/oder EKG-Monitoring, RR-Monitoring, Notfallequipment
Meth: - Farbmarkierung des Anästhesie-Felds
- Anwärmen der TLA-Lsg. auf Körpertemperatur bei größeren Infiltrationsmengen
- initial tief subkutane Infiltration, später oberflächliche radiäre Infiltration
- möglichst langsame Injektionsgeschwindigkeit von ca. 100 ml/min
Urs: Eine langsame Injektion soll mit mit einer niedrigeren Resorption korrelieren; dies konnte jedoch bei Untersuchungen mit Injektionsraten bis 450 ml/min nicht bestätigt werden
Lit: Dermatol Surg 1999; 25: 681-5
- Beginn der Operation ca. 15-30 min nach Infiltration bei sichtbarer Hautblässe durch Vasokonstriktion
Rp: - Lidocain 0,1%-Adrenalin 1/100.000-Lsg: NaCl 0,9% 1 l, Lidocain 1% 100 ml, Bicarbonat 8,4% 10 ml, Epinephrin 1/1000 1 ml, Triamcinolon 10 mg/ml 1 ml (optional, insbes. bei Liposuktion)
Note: - Entferne ggf. 110 ml von dem i.v.-Beutel, füge dann die anderen Substanzen hinzu
- Für viele Körperbereiche könnte Lidocain von 0,1% (1 g/l) weiter auf 0,05% (500 mg/l) verdünnt werden.
- Prilocain 0,05%-Adrenalin 1/100.000-Lsg.: NaCl 0,9% 1 l, Prilocain 1% 50 ml, Bicarbonat 8,4% 6 ml, Epinephrin 1/1000 1 ml, Triamcinolon 10 mg/ml 1 ml (optional, insbes. bei Liposuktion)
Note: - Je nach benötigtem Volumen, kann die Trägerlösung auch in Beuteln von 500 ml oder 3000 ml bereitgestellt werden.
- Bei ambulanten oder tageschirurgischen Eingriffen sollte das infundierte Flüssigkeitsvolumen 1000-2000 ml nicht überschreiten.
So: "Supertumeszenz"
Syn: "Super-wet-Technik"
Def: infiltriertes Volumen der TLA-Lsg. ist deutlich größer als die Aspiratmenge
KI: - Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel bei Prilocain-TLA
- bestehende Medikation, die zu Interaktionen mit Lidocain/Epinephrin führt
Bsp: Amiodaron, Benzodiazepine, Fluoxetin, Propanolol, Propofol, Steroide (Dexamethason, Methylprednisolon), Verapamil u. a.
- Epilepsie
- schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Niereninsuffizienz (Volumenretention)
- psychische Labilität
- Schwangerschaft und Stillzeit
NW: - allergische Reaktionen auf das Lokalanästhetikum
- operative Risiken/NW wie Schmerzen, Hämatome, Wundinfektion, Thrombosen etc.
- Flüssigkeitsüberladung mit konsekutivem Lungenödem
- Dosisabhängige toxische Reaktionen
Lab: Der Plasmaspiegel für Lidocain- als auch Prilocain-Toxizität soll bei 5 Mikrogramm/ml beginnen.
Etlg: - ZNS-Reaktionen
KL: - Parästhesien, perioral und akral
Man: frühzeitig, d. h. Warnzeichen
- Nausea, Emesis
- Verwirrheit, Angstzustände
- Epilepsie
Th: - Sauerstoffmaske
- Diazepam (Valium®) 2,5-10,0 mg i.v.
- Kreislaufreaktionen
KL: Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmie
Di: Pulsoxymeter, RR-Kontrolle, EKG
Th: - Schocklage
- ggf. Volumengabe
- Diazepam (Valium®) 5 mg i.v. oder Midazolam (Dormicum®) 2,5 mg i.v.
- Methämoglobinämie
Urs: Prilocain in einer Dosierung ab bereits 8-10 mg/kg
Risk: Pat. mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
KL: Zyanose, Cephalgien, Unruhe
Man: ab 3-5 g/dl bzw. 15-25% relevant
Th: - Sauerstoffmaske
- Methylenblau/Methylthioniniumchlorid
Mat: Methylenblau Vitis® i.v. 1% Injektions-Lsg. (10 mg pro ml; 1 Amp. mit 5 ml)
Dos: 1-2 mg/kg i.v. (ggf. Wiederholung nach 4-6 h)
Wirk: Kofaktor für die NADPH-MetHb-Reduktase
- Vitamin C
Dos: 2 mg/kg p.o.