Verruga peruana

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2025/10/26 12:16

Verruga peruana

Syn: südamerikanische Bartonellose (kutane Form)

Engl: Peruvian wart, eruptive phase of Carrion's disease, cutaneous Carrion's disease

Def: Chronisch-kutane Form der Bartonella-bacilliformis-Infektion mit multiplen angiomatösen, blutgefüllten Hautknoten infolge Endothelzellproliferation, typisch nach überstandener akuter Phase (Oroya-Fieber)

Histr: Präkolumbianische Darstellungen auf Keramiken belegen frühes Vorkommen, im 19. Jh. erstmals in Peru beschrieben, 1885 durch Daniel Alcides Carrión experimentell als gleiche Krankheit wie Oroya-Fieber bestätigt, Erreger 1905 durch Alberto Barton entdeckt, Vektorübertragung 1926 durch Hideyo Noguchi bewiesen

Vork: Endemisch in den Anden Perus, Ecuadors und Kolumbiens, meist in Höhenlagen zwischen 600 und 3200 m, bevorzugt in ländlichen Gebieten, Mensch einziges bekanntes Reservoir

Gen: Keine genetische Prädisposition bekannt, jedoch häufig Teilimmunität bei Personen aus Endemiegebieten, schwerere Verläufe bei immunologisch naiven Reisenden, Kindern und Schwangeren

Risk: Stiche infizierter Sandmücken (Lutzomyia spp.), Aufenthalt in Andentälern, unzureichender Insektenschutz, ländliche Wohnbedingungen, nächtliche Exposition im Freien, Bluttransfusion oder vertikale Transmission selten möglich

Err: Bartonella bacilliformis, gramnegatives, pleomorphes, intrazelluläres Stäbchenbakterium, fakultativ intrazellulär in Erythrozyten und Endothelzellen, selten auch B. ancashensis mit ähnlicher Klinik

Pg: Nach Inokulation durch Sandmücken Invasion der Endothelzellen, Stimulation angiogener Faktoren (VEGF, Angiopoietin‑2) und Kapillarneubildung, Ausbildung vaskulärer Papeln und Knoten, histologisch proliferative Angiomatose

Etlg: - Miliäre Form mit multiplen Papeln < 3 mm

- noduläre Form mit größeren, dermalen, rötlich-violetten Knoten

Vork: am häufigsten

- Mular-Form mit dermal-subkutanen, größeren blutgefüllten Knoten > 5 mm

- subdermale Form mit tastbaren, hautfarbenen, bis leicht rötlichen Knoten

Vork: selten

- Mischformen

Verl: Chronische Phase der Bartonellose nach akuter Hämophase (Oroya-Fieber

KL: Zahlreiche rötlich‑violette, angiomatöse Papeln und Knoten, leicht blutend, oft schubweises Auftreten über Wochen bis Monate, meist schmerzlos, selten Juckreiz, selten Allgemeinsymptome.

Lok: Prädilektion für Streckseiten der Extremitäten, v. a. Unterschenkel und Unterarme, gelegentlich Gesicht, Hals und Schleimhäute, meist einseitig oder disseminiert

Di: Klinische Diagnose bei typischen Hautläsionen und Aufenthalt in Endemiegebiet, Bestätigung durch Hautbiopsie und PCR oder Silberfärbung (Warthin‑Starry), Serologie und Kultur ergänzend

Lab: Erregernachweis aus Hautbiopsie, PCR aus Gewebe oder Blut, serologische Tests (IFA, Immunoblot), Kultur auf Blutagar möglich, jedoch anspruchsvoll

Hi: Dermale Gefäßproliferation mit Endothelzellhyperplasie, ödematösem Stroma und neutrophilem Infiltrat, Silberfärbung zeigt Bartonella‑Aggregate entlang Gefäßwänden, histologisch ähnlich bacillärer Angiomatose

Ass: In akuter Phase häufig Koinfektionen (Salmonellen, Toxoplasma), in kutaner Phase meist mild, gelegentliche Superinfektion ulzerierter Knoten, Schwangerschaft erhöht Risiko für vertikale Transmission

So: Atypische Monophasen ohne Oroya‑Fieber, asymptomatische Keimträger, selten mukokutane Manifestationen, Riesenformen oder Rezidive, mögliche Infektion durch B. ancashensis als Variante

DD: Bacilläre Angiomatose, Granuloma pyogenicum, Kaposi‑Sarkom, kutane Leishmaniose, Molluscum contagiosum, senile Angiome, hämorrhagischer Herpes zoster

Prog: Benigner Verlauf, selbstlimitierend innerhalb von Monaten bis zu einem Jahr, selten Narben oder Anämie durch Blutverlust, nach Therapie vollständige Heilung und Immunität

Prop: Kein Impfstoff, Vektorkontrolle durch Insektenschutz (Repellents, imprägnierte Netze), Meidung nächtlicher Freiluftaufenthalte, Aufklärung der Bevölkerung, sichere Bluttransfusion in Endemiegebieten

Lit:  

Th: Antibiotika: Azithromycin 500 mg täglich 7-14 Tage als Mittel der Wahl, Alternativen Rifampicin oder Erythromycin, in schweren Fällen Kombinationstherapie, lokale Wundpflege und Blutstillung

  

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