Das mit Isotretinoin assoziierte Risiko für Depression und suizidales Verhalten ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Eine entscheidende Wissenslücke besteht bei der Exploration etwaiger weiterer psychiatrischer Komorbiditäten. In eine weltweite populationsbasierte retrospektive Kohortenstudie wurden zwei Gruppen von Patienten mit Akne aufgenommen, die mit Isotretinoin (n = 75.708) und oralen Antibiotika (n = 75.708) behandelt wurden. Die Patienten wurden hinsichtlich des Risikos für 9 psychiatrische Folgeerscheinungen verglichen. Im Vergleich Antibiotika-Gruppe zeigten Isotretinoin-Patienten ein geringeres Risiko für Depression (Hazard Ratio [HR]: 0,90; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,87-0,93; p < 0,001), aber ein vergleichbares Risiko für eine schwere depressive Störung (HR: 0,97; 95%-KI: 0,92–1,03; p=0,318). Das Risiko für Suizidversuche war zwischen den Gruppen vergleichbar (HR: 0,97; 95% KI: 0,85–1,11; p = 0,663) trotz des erhöhten Risikos für Suizidgedanken unter Isotretinoin (HR: 1,41; 95% KI: 1,32–1,50; p < 0,001). Patienten unter Isotretinoin hatten ein geringeres Risiko für posttraumatische Belastungsstörung (HR: 0,75; 95% KI: 0,68–0,82; p < 0,001), Angst (HR: 0,84; 95% KI: 0,82–0,87; p < 0,001), bipolare Störung (HR: 0,65; 95% KI: 0,59–0,72; p < 0,001), Schizophrenie (HR: 0,60; 95% KI, 0,48–0,76; p < 0,001) und Anpassungsstörung (HR: 0,82; 95% KI: 0,77–0,87; p < 0,001). Zusammenfassend lässt sich aus diesem riesigen retrospektiven Datenpool ableiten, dass Isotretinoin bei Akne-Patienten ein geringeres Risiko für sechs psychiatrische Komorbiditäten und ein vergleichbares Risiko für Selbstmordversuche mit sich bringt.
Quelle:
J Am Acad Dermatol. 2022 Oct 20:S0190-9622(22)02923-1. http://doi.org/10.1016/j.jaad.2022.10.031.
Isotretinoin and the risk of psychiatric disturbances - A global study shedding new light on a debatable story.
Kridin K, Ludwig RJ.