Melanon-Untergruppen mit extrem niedrigem Risiko? (NEWSBLOG 2025)

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2025/01/04 23:41

Melanon-Untergruppen mit extrem niedrigem Risiko? (NEWSBLOG 2025)

Die Inzidenz von Melanomen ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, zumindest bis vor kurzem, während sich die Mortalität nur geringfügig verändert hat – laut den Autoren ein Phänomen, das auf Überdiagnosen hindeutet. Eine Überdiagnose kann definiert werden als die Diagnose eines „Melanoms“ bei einer Läsion, die nicht die Fähigkeit gehabt hätte, Symptome oder den Tod zu verursachen, selbst wenn sie nicht entfernt worden wäre. Die Überdiagnose wird auf Bemühungen zur frühzeitigen Diagnose („Überdetektion“) und auf veränderte Kriterien zurückgeführt, die dazu führen, dass Läsionen, die früher als Nävi bezeichnet wurden, nun als Melanome diagnostiziert werden („Überdefinition“). In Bezug auf die Überdefinition gibt es Hinweise darauf, dass sich die Kriterien für die histopathologische Diagnose von Melanomen über einen Zeitraum von etwa zwei Jahrzehnten verändert haben. Die Spezialisierung könnte dabei eine Rolle spielen: Forschungsergebnisse zeigen, dass Dermatopathologen bei der Interpretation derselben Läsion eher niedrig-stufige (AJCC T1a) Melanome diagnostizieren, während Allgemein- oder Chirurgische Pathologen eher atypische Nävi diagnostizieren. Eine wichtige Untergruppe, die zur Überdiagnose beiträgt, sind Melanome ohne vertikale Wachstumsphase. Diese würden keine Fähigkeit zur Metastasierung aufweisen und rechtfertigten möglicherweise keine Diagnose als offensichtliche Melanome. Studien haben Untergruppen von Patienten mit sehr niedrig-stufigen Läsionen identifiziert, die als Melanome diagnostiziert wurden, bei denen jedoch eine 100%ige Überlebensrate beobachtet wurde. In der Vergangenheit wären viele dieser Läsionen als Nävi diagnostiziert worden, was eine Überdefinition darstellt. Weitere wichtige Merkmale für Läsionen mit sehr niedrigem (oder keinem) Risiko, die derzeit als invasive „Melanome“ bezeichnet werden, umfassen eine geringe Breslow-Dicke, eine Invasion nach Clark-Level II, das Fehlen von Mitosen sowie klinisch das Fehlen von beobachteten oder erfahrenen dynamischen Veränderungen. Die Autoren dieser Publikation schlagen eine vorläufige Terminologie für die Diagnose von Untergruppen mit extrem niedrigem Risiko vor: „Melanozytäre Neoplasien mit niedrigem malignem Potenzial“. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die negativen persönlichen und sozialen Auswirkungen einer Krebsdiagnose für Patienten zu reduzieren, deren Gesundheit und Wohlbefinden in Wirklichkeit nicht durch ein überdiagnostiziertes „Melanom“ beeinträchtigt werden. Mit zusätzlicher Bestätigung und einem angemessenen Konsens könnten einige dieser Untergruppen möglicherweise als atypische oder dysplastische Nävi neu klassifiziert werden.

Quelle:

Clin Dermatol. 2024 Sep 13:S0738-081X(24)00175-5. http://doi.org/10.1016/j.clindermatol.2024.09.006.

Melanoma in situ and low risk pT1a melanoma: Need for new diagnostic terminology.

Elder DE, Barnhill RL, Eguchi M, Elmore JG, Kerr KF, Knezevich S.

  

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