Auflichtmikroskopie (ALM)
Auflichtmikroskopie (ALM)
Syn: Dermatoskopie
Engl: dermatoscopy, epiluminescence microscopy
Mat: z. B. Heine Delta® 20 Dermatoskop
So: digitale Videomikroskopie
Mat: FotoFinder®, Dermoscan®, Visiomed®, Molemax®
Meth: - Grundelemente und Grundmuster
- Gefäßtypen und Gefäßanordnungen
Di: Auswahl:
Vor: Vorliegen von mind. 1 der u. g. Merkmale:
Bef: - Netzwerk/Pigmentnetz
Def: optische Projektionsform der Reteleisten auf die Hautoberfläche
So: Rautenmuster bzw. anulär-granuläres Muster
Int: Lentigo maligna
CV: Im Gesicht und palmoplantar fehlen die Reteleisten; das lokalisationstypische Pseudopigmentnetz darf hier nicht zur Diagnose einer melanozytären Hautveränderung führen.
- verzweigte Streifen (entspricht einem vergröberten Netzwerk)
Bef: schmale braune Streifen neben breiten hellen Streifen, die durch die Papillarleisten gebildet werden; d. h. das Pigment liegt zwischen den Papillarleisten
- akrolentiginöses MM
Bef: breite braune Streifen neben schmalen hellen Streifen, d. h. inverses Pigmentmuster: Pigment liegt innerhalb der Papillarleisten
CV: Ca. 1/3 d.F. von akrolentiginösem Melanom zeigen nicht das für sie spezifische suspekte Leistenmuster (parallel ridge pattern), sondern können z.B. mit einem pseudobenignen Furchenmuster (parallel furrow pattern) imponieren
Lit: JAAD Case Rep. 2022 Feb 17;22:53-55. http://doi.org/10.1016/j.jdcr.2022.01.032
- aggregierte Schollen
- braune, blaugraue und schwarze Punkte
Bed: Sekundärkriterium, wenn die Beurteilung der Primärkriterien nicht eindeutig ist
Aus: Histiozytom, Lentigo senilis, Mamilla accessoria
CV: Bei Gefäßpolymorphie sollte immer an die Möglichkeit eines kutanen Malignoms gedacht und eine histologische Abklärung angestrebt werden.
- Spindelzellnävus Reed 3
Bef: - äußerer Strahlenkranz bei targetoidem Muster/Zonenaufbau
- rötlicher Saum mit Punktgefäßen
- Naevus bleu 3
Bef: - stahlblaue Areale
- Fehlen der typischen Kriterien für melanozytäre Hautveränderungen (mit Ausnahme von gelegentlich Schollen und Punkten)
- Dermaler Nävus
Bef: großkalibrige Kommagefäße
- Basalzellkarzinom 2
Bef: - ahornblattartige Strukturen
- arborisierende Gefäße (baumartig verzweigt)
- Morbus Bowen
Bef: rötlich-bräunlicher Plaque, oft weißliche Schuppung / Hyperkeratose, pathognomonisch meist linienartig angeordnete Punkt- oder Knäuelgefäße
- seborrhoische Keratose
Bef: - weißliche Pseudohornzysten ("Hornperlen")
- bräunliche pseudofollikuläre / "komedoartige" Öffnungen
- fingerabdruckartige Linien
DD: Lentigo solaris
- zerebriforme Strukturen ("Gyri et Sulci")
Int: im Wachstum befindliche seborrhoische Keratose
- opake Farbe
CV: Adnexostien im Gesicht nicht mit Pseudohornzysten verwechseln
Bef: Kranzgefäße um zentralen, oft weißlich imponierenden Keratinpropf, teils mit zentraler Ulzeration
Bef: weißliche Hyperkeratosen und Hämorrhagien, ggf. weißer Halo um Follikel
Bef: - scharf begrenzte Lakunen
- teils weiße Schleier / Bindegewebssepten
Note: Weißliche Schuppung / Hyperkeratosen sprechen für ein Angiokeratom.
- Skabies 2
Bef: Darstellung der Milbe als kleines braunes Pünktchen / Komma möglich
Int: Auswertung der Befunde pigmentierter Läsionen mittels ABCD-Regeln der Dermatoskopie nach Stolz
Lit: Semin Cutan Med Surg 2003; 22: 9-20
Meth: Nach jedem Kriterium wird eine Punktzahl und ein Multiplikationsfaktor in Klammern angezeigt: Asymmetrie (0-2; 1,3), Begrenzung (0-8; 0,1), Kolorit (1-6; 0,5), Differentialstrukturen (1-5; 0,5)
Def: - Die Asymmetrie wird nach Kontur, Farbe und Struktur beurteilt. Der Punktwert richtet sich danach, ob Asymmetrie in keiner, einer oder zwei Achsen (0-2) besteht.
- Die Begrenzung wird danach beurteilt, in wie viel Segmenten (0-8) das Pigmentmuster abrupt abbricht.
CV: Pigmentabbrüche an der Palmoplantarregion werden nicht gewertet, da sie auch häufig bei völlig benignen NZN vorkommen.
- Das Kolorit wird nach der Anzahl (1-6) verschiedener Farbtöne beurteilt, die folgendermaßen definiert werden: weiß, rot, hellbraun, dunkelbraun, blaugrau, schwarz
CV: - Die Farbe "weiß" bedeutet, dass das Areal heller als die umgebende (nichtläsionale) Haut ist.
- Der weiße Farbton von Pseudohornzysten wird nicht mitgezählt.
- Die Differentialstrukturen (1-5) werden folgendermaßen definiert: Netzwerk, Streifen, Punkte, Schollen, strukturlose Areale
CV: - Strukturlose Bezirke müssen per definitionem mind. 10% der Gesamtfläche ausmachen.
- Streifen und Punkte müssen per definitionem in einer Anzahl von mind. 3 vorkommen, Schollen in einer Anzahl von mind. 2
- Rote Streifen werden nicht mitgezählt.
- Braune Streifen werden in der Palmoplantarregion nicht mitgezählt, da sie hier auch bei völlig benignen NZN vorkommen.
Int: Melanom-Verdacht bei einem Punktwert von 4,75-5,45 (bzw. >5,45)
Bed: eingeschränkte Praktikabilität wegen des hohen Rechenaufwands
So: - Trichoskopie
- Onychoskopie
- Entomodermoskopie
Def: Auflichtmikroskopie bei infektiösen Dermatosen
Merk: - Erst das Pigmentmuster beurteilen (sofern vorhanden), dann das Gefäßmuster.
- "If it´s pink, stop and think!"
Note: Dermale Nävi z. B. zeigen keine pinkfarbenen Strukturen.
Lit: J Skin Cancer. 2014;2014:719740. http://doi.org/10.1155/2014/719740.
- Grautöne sind immer suspekt.
- Polymorphe Gefäße sind immer suspekt.
- Bei atypischen knotigen Läsionen nie Follow-up, sondern umgehende histologische Abklärung.
Note: Für amelanotische Melanome wurde ein Dickenwachstum von ca. 0,5 mm pro Monat geschätzt.