Lues
Lues
Syn: Syphilis, Kieler Masern, Franzosenkrankheit, Lustseuche
Histr: - Ableitung des Begriffs "Syphilis" von dem fiktiven Hirten "Syphilos", dessen Krankengeschichte durch einen italienischen Arzt im 16. Jahrhundert in Gedichtform beschrieben wurde
- Dokumentation der ersten Epidemie 1495 um Neapel
Err: Treponema pallidum (Spirochätenart) 2
Eig: - zur Familie der Spirochaetaceae zählend
- fakultativ anaerob
- spiralig
- 5-15 Mikrometer lang
- Teilungszeit ca. 30 h
- hohe Empfindlichkeit gegenüber Umwelteinflüssen
Inf: fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr, ferner hämatogen (Schwangerschaft)
Histr: Früher waren zur Zeit von Lues-Epidemien die erosiven lokalisierten Papeln der Lues II wichtigste Ansteckungsquelle
Ass: heutzutage Koinfektion mit HIV in ca. 15% d. F.
Di: - Dunkelfeldmikroskop
Note: Erreger stellt sich aufgrund des geringen Durchmessers von 0,1-0,2 Mikrometer in der Gramfärbung nicht dar: "pallidus" = blass im Sinne schlechter Anfärbbarkeit
Meth: Erregernachweis aus dem Reizsekret des Primäraffekts; Untersuchungsmaterial kann gewonnen werden aus:
- Reizsekret des Primäraffekts
Meth: Vorgehen bei Gewinnung des Reizsekrets durch physikalische Reize: Mit einer Mullkompresse (in physiologischer NaCl-Lsg. getränkt) kräftig das Ulkus reiben, bis klare Lymphe austritt (schmerzhaft!); Deckglas für 10-20 sec auf das Ulkus legen; einen Tropfen NaCl-Lsg. auf den Objektträger geben und dann das Deckglas auf den Objektträger bringen.
Altn: Punktion von regionären Lymphknoten mit Aspiration der Lymphe
- lokalisierte Papeln des Sekundärstadiums
Meth: Einstich und Auspressen von Lymphe
CV: kein Nachweis aus Mundschleimhaut, da apathogene Treponemen als Kommensalen vorkommen
- Hautveränderungen bei Lues congenita
Bef: 10- bis 20fach geschraubte Spirochätenart mit 3 typischen Bewegungen:
- Rotation um die Längsachse
- kleiderbügelförmige Abknickung
- ziehharmonikaartige Vor- und Rückwärtsbewegungen
Altn: Bei fraglichem Dunkelfeld kann Sekret auf dem Objektträger getrocknet und eine direkte Immunfluoreszenzmikroskopie mit FITC-markierten Ak gegen das 37 kD-AG von TP durchgeführt werden.
- serologische Tests (siehe: Serodiagnostik der Lues)
Mat: - Serum
- Liquor
Note: Bei der Diagnostik der Neurolues sollten nur spezifische Tests (TPHA, FTA-ABS, SPHA) durchgeführt werden.
CV: IgG sind partiell liquorgängig und somit kein definitiver Beweis für eine Neurolues, da sie auch aus dem Serum stammen könnten.
Proc: - SPHA
Erg: Liquor-Titer > 1:8 sind positiv
- Berechnung des TPHA-Index
Meth: - Zunächst Berechnung des Albuminquotienten:
Quotient von Liquoralbumin (mg/dl) x 1000 und Serumalbumin (mg/dl)
- TPHA-Index = Quotient von Liquor-TPHA-Titer und Albuminquotient
Erg: Werte > 500 sind positiv; 100-500 ist der Graubereich
Altn: Bestimmung der intrathekal produzierten Ak
Meth: (TPHA-Titer im Liquor/Gesamt-IgG im Liquor) x (Gesamt-IgG im Serum/TPHA-Titer im Serum)
Erg: Werte von 0,5-2,0 bilden den Normbereich
- Histologie
Meth: Silberfärbung nach Warthin-Starry oder Steiner
- Tierversuch (Kaninchenhoden)
Note: Kultur ist nicht möglich (nur mit apathogenen Reiterspirochäten)
Etlg: - Frühsyphilis
Man: bis zum Ende des 2. Jahres p.i. (WHO)
CV: im 1. Jahr p.i. per Definition des Centers of Disease Control (CDC)
Merk: Faustregel: Der Lues-Pat. ist nur während der ersten beiden Krankheitsjahre infektiös.
Etlg: - Primärstadium (L I)
Syn: Lues im Stadium der Frühsyphilis (Primärstadium (L I) mit Primäraffekt und regionärer Lymphadenitis)
Man: ca. 2 Wochen p.i.
- Sekundärstadium (L II)
Man: ca. 9 Wochen p.i. (bzw. bis zu 6 Monate p.i.)
Pa: systemische Auseinandersetzung des Organismus mit dem Erreger
- latente Syphilis = Lues latens seropositiva
Def: fakultatives Stadium der symptomfreien Syphilis bei Erregerpersistenz; in dieser Zeit kann die Lues nur serologisch diagnostiziert werden
Urs: häufig aufgrund subkurativer Antibiose
Etlg: - Frühlatenz
Man: bis zum Ende des 2. Jahres p.i.
- Spätlatenz
Man: nach dem Ende des 2. Jahres p.i.
CV: Frühlatenz und Spätlatenz können nur anamnestisch voneinander unterschieden werden, nicht jedoch klinisch oder serologisch.
- Spätsyphilis (Tertiärstadium; L III)
Man: nach Ende des 2. Jahres p.i. (WHO)
CV: nach dem 1. Jahr p.i. (CDC)
Note: Die Neurolues (Tabes dorsalis, Paralysis progressiva) wird teilweise auch als quartäre Lues (L IV) eingeordnet.
- kongenitale Syphilis = Syphilis congenita
Etlg: - Syphilis congenita praecox
Man: bis zum Ende des 2. Lj. (entspricht der Frühsyphilis)
- Syphilis congenita tarda
Man: nach Ende des 2. Lj. (entspricht der Spätsyphilis)
Th: Lues-Therapie