Rhinitis allergica (RA)/Rhinokonjunktivitis allergica (RKA)

Zuletzt geändert von Thomas Brinkmeier am 2024/11/02 20:56

Rhinitis allergica (RA)/Rhinokonjunktivitis allergica (RKA)

Def: symptomatische Hypersensitivitätsreaktion der Nase, induziert durch eine IgE-vermittelte Entzündung der Nasenschleimhaut infolge Allergenexposition

Vork: Lebenszeitprävalenz von ca. 20%

Man: experimentelle Unterscheidung einer Sofortphase (< 2 h) und Spätphase (2-48 h) nach Allergenkontakt

PPh: - Freisetzung von Histamin, Leukotrienen, Kininen, Th2-assoziierten Zytokinen und Chemokinen

- Expression von Adhäsionsmolekülen und selektive Chemotaxis

- Aktivierung und Differenzierung von Eosinophilen, T- und B-Lymphozyten, Mastzellen, Basophilen sowie von Endothel- und Epithelzellen und Fibroblasten

- Induktion einer lokalen und systemischen Immunantwort

Etlg: - alte Klassifikation

Etlg: - saisonale allergische Rhinitis (SAR)

Syn: Heuschnupfen

Engl: hay fever

- perenniale allergische Rhinitis (s. insbes. Hausstaubmilbensensibilisierung)

- berufsbedingte Form

Neg: Saisonale Allergene können über viele Monate des Jahres persistieren, und perenniale Allergene zeigen teils erhebliche saisonale Konzentrationsschwankungen.

- neue Klassifikation der WHO

Lit: J Allergy Clin Immunol 2001; 108: S147-334

Etlg: - Dauer der Symptomatik

- Intermittierend

Def: < 4 Tage/Woche oder < 4 Wochen

Vork: ca. 2/3 d. F.

- Persistierend

Def: > 4 Tage/Woche oder > 4 Wochen

Vork: ca. 1/3 d. F.

- Schwere der Symptomatik

- Gering

Def: Symptome sind vorhanden, aber nicht oder nur wenig belastend und die Lebensqualität nicht beeinträchtigend.

- mäßig bis schwer

Def: Symptome sind vorhanden und belastend und die Lebensqualität beeinträchtigend (z. B. Schlaf, körperliche und geistige Leistungskraft).

KL: Niesen, Pruritus, wässrige nasale Sekretion und nasale Obstruktion, ggf. Begleitkonjunktivitis

Kopl: Asthma (3,2fach erhöhtes Risiko), Sinusitis, Otitis media, obstruktive Schlafapnoe u. a. Komorbiditäten

Ass: nasale Hyperreaktivität

Def: klinische Symptome (Niesen, nasale Sekretion/Obstruktion) auf unspezifische Reize (z. B. Staub, Duftstoffe, Tabakrauch, Temperaturschwankungen bzw. Verzehr heißer Speisen, körperliche Anstrengung)

Risk: nächtliche gastroösophageale Refluxkrankheit

Lit: Allergy. 2015 Mar 24. http://doi.org/10.1111/all.12615 (Schweden)

CV: Die nasale Hyperreaktivität ist einerseits charakteristisch für die RA, andererseits Kennzeichen der idiopathischen/vasomotorischen Rhinitis (d. h. Assoziation und mögliche Differentialdiagnose)

Di: nasaler Provokationstest mit Histamindihydrochlorid oder Methacholinchlorid

Bed: eingeschränkt aussagekräftig, keine Standardisierung

Th: Ipratropiumbromid

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Ind: ab dem 6. Lebensjahr bei allergische und nicht-allergischer Rhinitis

DD: - nasale Hyperreaktivität

- akute virale Rhinopharyngitis

- akute bakterielle Rhinosinusitis

- toxisch irritative Rhinitis (durch Umweltschadstoffe oder Noxenexposition am Arbeitsplatz)

- anderweitig bedingte nasale Obstruktion (z. B. Polypen, Muschelhyperplasie, Septumdeviation)

- Medikamenten-NW (ASS, Neuroleptika, Antidepressiva, ACE-Hemmer, Kontrazeptiva u. a.)

- Nahrungsmittelunverträglichkeiten

- SS, Menopaue (hormonelle Umstellungen)

- spezifische infektiöse Entzündungen (z. B. Lues, Tbc, Malleus, Leishmaniose)

Di: - Eigen- und Familienanamnese mit Fragen zur Lebensqualitätseinschränkung sowie Expositions- und Medikamentenanamnese

- anteriore Rhinoskopie

Bef: Schwellungszustand der unteren Muschel, Farbe der Schleimhaut, Sekretion

Altn: Nasenendoskopie

Mat: starres oder flexibles Endoskop

Vor: Abschwellung und Oberflächenanästhesie der Nasenschleimhaut

Pos: - Untersuchung aller Anteile der Nasenhaupthöhle möglich

- Ausschluss von insbes. Polypen, Muschelhyperplasien, Septumdeviation u. a.

- Pricktest, ggf. Intrakutantest (Kutantests, allergologische)

Bed: diagnostischer Standard

- In-vitro-Diagnostik (spezifische IgE und Gesamt-IgE)

- nasaler Provokationstest

Lit: Allergologie 1990; 2: 53-5 und Allergo J 2002; 11: 29-36

Ind: - Klärung der klinischen Relevanz eines möglichen Berufsallergens oder fraglichen Allergens (z. B. divergierende Testergebnisse, fehlender Antikörpernachweis)

- Nachweis einer Sensibilisierung gegen ein Inhalationsallergen ohne anamnestischen Verdacht (insbes. bei persistierender Rhinitis mit möglicher nasaler Hyperreaktivität)

Frag: klinisch stumme Sensibilisierung?

- Sensibilisierungen gegen multiple saisonale Allergen mit gleicher oder sich überschneidender Expositionszeit

- Prüfung des therapeutischen Effekts einer Hyposensibilisierung

Przp: Vergleich der Symptome vor und nach Therapie mit Allergentitration

- Prüfung des Verdachts auf Auslösung einer resorptionsfernen Symptommanifestation nach inhalativer Allergenexposition

- HNO-ärztliche Untersuchung

- ggf. Computertomografie der NNH

So: lokale allergische Rhinitis

Di: negativer Prick-Test, negatives spezifisches IgE im Bluttest, positiver nasaler Provokationstest

Note: Auch bei der lokalen allergischen Rhinitis scheint die SIT wirksam zu sein.

Lit: Allergy. 2016 Jul;71(7):1057-61 (Spanien)

PT: RCT

AG: D. pteronyssinus

Prop: Vitamin D-Supplementierung in der Schwangerschaft und frühen Kindheit

Lit: Allergy. 2016 Sep;71(9):1325-34 (USA)

PT: RCT

Erg: Reduktion der Sensibilisierungsrate gegenüber Aeroallergenen

Th: - kausal

Meth: - Allergenkarenz

AG: - Pollen

- Beschwerdekalender führen, Urlaube (z. B. an der Nordsee) zur Hauptbeschwerdezeit

- Pollenwarnungen beachten bei Freizeitaktivitäten

- Haare waschen vor dem Schlafengehen

- Schlafen bei geschlossenem Fenster

- Nasendusche mit z. B. Emser-Salz®

- Pollenfilter

- Hausstaubmilbe

- Tierepithelien

- Abschaffung der Tiere (insbes. bei Katzenhaarallergie)

- häufige Reinigung der Teppiche und Polster von Tierhaaren

- regelmäßiges Waschen der Tiere

- Schimmelpilze

- Beachtung einer guten Luftzirkulation der gesamten Wohnung, auch in Nassbereichen

- regelmäßiges Lüften der Wohnung, insbes. im Winter

- Wärmeisolierung der Außenwand

- Hyposensibilisierung

Vor: bei polyvalenter Sensibilisierung ggf. vorab nasaler (ggf. auch konjunktivaler) Provokationstest zur Identifizierung des beschwerdeführenden Allergens

- Omalizumab

Syn: Anti-IgE = rhuMAb-E25

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Def: monoklonaler Antikörper gegen IgE (r = recombinant, h = human, M = monoclonal, Ab = antibody)

Wirk: Bindung an den spezifischen Fc-epsilon-Abschnitt von zirkulierendem IgE, das normalerweise an den hochaffinen IgE-Rezeptor, Fc epsilonRI, auf Mastzellen und Basophilen bindet

Ind: saisonale und perenniale RA

Lit: - Ann Allergy Asthma Immunol 2003; 91: 160-7

PT: RCT

Ind: Perenniale RA

Dos: mind. 0,016 mg/kg/IgE [I.E./ml] alle 4 Wochen über 16 Wochen

- Allergy 2004; 59: 973-9

PT: RCT

Ind: kosaisonale Applikation nach präsaisonaler spezifischer Immuntherapie bei Rhinokonjunktivitis gegen Gräserpollen

Dos: mind. 0,016 mg/kg/IgE [I.E./ml] alle 4 Wochen

- Allergy 2004; 59: 709-17

PT: RCT

Dos: mind. 0,016 mg/kg/IgE [I.E./ml] alle 4 Wochen über 28 Wochen

Wirk: Verhinderung von Asthma-Exazerbationen

Mat: Hilfsmittel:

- Atemschutzmasken

Bsp: 3M Atemschutzmaske 1861+ ohne Ventil FFP1

- Pollenfilter

Bsp: Philips Luftreiniger AC4072/11 mit HEPA-Kombifilter für Wohnung und Büro (ECARF-Siegel)

- symptomatisch

Etlg: - topische Therapie

- nichtpharmakologische topische Therapien

Bsp: - isotone Salzlösungen oder Nasenduschen

- pflegende Externa bei gereizter, verkrusteter Nasenschleimhaut

OTC: GeloSitin® Nasenpflege (Fa. Pohl-Boskamp)

Inh: Sesamöl, Cetiol CC, Orangenöl, Citronenöl, Antioxidantiengemisch

- Ectoin-haltige Augentropfen und Nasensprays

OTC: Ectoin® Allergy Eye Drops 2%, Ectoin® Allergy Nasenspray 2%, SOS® Allergie-Augentropfen, SOS® Allergie-Nasenspray

- liposomale Nasensprays

- Zellulosespray

- Alpha-Adrenorezeptor-Agonisten/Sympathomimetika

Syn: Dekongestiva

Stoff: - Oxymetazolin

OTC: Nasivin®

- Xylometazolin

OTC: Otriven®

Ind: kurzfristig bei starker Okklusion und insbes. vor z. B. Inhalationen/Nasendusche

Lit: J Allergy Clin Immunol. 2011 Apr;127(4):927-34

PT: RCT

Erg: Überlegenheit der Kombinationstherapie von Oxymetazolin plus Fluticason

- intranasale Glukokortikoide

Bed: GS

Co: insbes. mit oralen Antihistaminika

Stoff: Auswahl

- Mometason

OTC: Momekort® Nasenspray

Phar: Bitte registrieren / anmelden

Co: Olopatadin (Antihistaminikum)

Phar: Bitte registrieren / anmelden

EbM: MA (Evidenzlevel 1a)

- Fluticason

Phar: Bitte registrieren / anmelden

- Triamcinolonacetonid

Phar: Bitte registrieren / anmelden

- Budesonid

Wirk: Wirkungseintritt nach 1-2 Wochen

- topische Antihistaminika

Stoff: - Levocabastin

OTC: Livocab® Nasenspray

- Azelastin

OTC: Azedil® Nasenspray/Augentropfen, Allergodil® Nasenspray, Azela-Vision® sine (unkonservierte Einzeldosen), Azela-Vision® MD sine (6 ml Tropfen-System, unkonserviert)

- Antazolin

Co: Tetryzolin® (Vasokonstriktor, Alpha-Sympathomimetikum)

- topische Cromone

Appl: 4x/Tag

Note: Cromone werden nach oraler Gabe praktisch nicht resorbiert.

Bed: weniger wirksam als topische Glukokortikoide oder Antihistaminika

Stoff: - Cromoglicinsäure (DNCG)

OTC: Alerg® Nasenspray, Allergocrom® Nasenspray, Allergo-COMOD® Nasenspray, CromoHEXAL® Nasenspray, Cromo-ratiopharm® Nasenspray, Vividrin® Nasenspray u. a.

- Nedocromil

Pos: nur 2x/Tag zu applizieren

OTC: Irtan® Nasenspray/Augentropfen

- systemische Therapie

- orale Antihistaminika

Lit: Auswahl von RCT:

- J Investig Allergol Clin Immunol 2004; 14: 56-63

Erg: Ebastin 20 mg/Tag für 4 Wochen bei SAR zeigte bessere Effektivität als Loratadin 10 mg/Tag.

- Ann Allergy Asthma Immunol 2003; 91: 354-61

Erg: Fexofenadin 180 mg/Tag über 2 Wochen erzielte vergleichbare Wirksamkeit zu Cetirizin 10 mg/Tag, jedoch signifikant weniger Schläfrigkeit bei Pat.

- Ann Allergy Asthma Immunol 2002; 89: 304-10

Erg: Mizolastin 10 mg/Tag über 28 Tage zeigte höhere Wirksamkeit bei Pat. mit perennialer allergischer Rhinitis als Plazebo und als Loratadin 10 mg/Tag nach 2 Wochen

- Allergy 2008; 63: 924-31

Erg: Rupatadin zeigt sich Cetiricin bei 12wöchiger Gabe bei Pat. mit persistierender allergischer Rhinitis überlegen.

Co: Pseudoephedrin

Phar: Bitte registrieren / anmelden

- Montelukast

Def: Leukotrienrezeptorantagonist

Lit: - Ann Allergy Asthma Immunol 2003; 90: 214-22

- Allergy 2003; 58: 1268-76; J Investig Allergol Clin Immunol 2008; 18: 334-9

PT: RCT

Dos: 10 mg/Tag

- Glukokortikoide

Dos: niedrig dosiert, ggf. auf 2 Tagesdosen verteilt

- Vitamin-E-Supplementation

Lit: Ann Allergy Asthma Immunol 2004; 92: 654-8

Bed: umstritten

- Wurzelextrakte des mongolischen Tragant (Astraglaus membranaceus)

Lit: Phytother Res 2012; 24: 175-81

OTC: Allvent®

- zellfreie Lösung aus lysierten Escherichia coli, Stamm Laves

OTC: Synerga®

Co: Lactobiogen®

- Schwarzkümmelöl

Bed: empirisch

So: - Akupunktur

Lit: Ann Allergy Asthma Immunol 2008; 101: 535-43, Ann Allergy Asthma Immunol. 2015 Jun 11. pii: S1081-1206(15)00342-7

PT: RCT

- videoendoskopische Diodenlaser-Chirurgie

Lit: Lasers Med Sci. 2011 Jan;26(1):57-67

- nasale CO2-Applikation

Lit: Ann Allergy Asthma Immunol. 2011 Oct;107(4):364-70.

PT: RCT

- Rhinophototherapie

Lit: Eur Ann Allergy Clin Immunol. 2019 Oct 8. http://doi.org/10.23822/EurAnnACI.1764-1489.111

  

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