Spitz-Nävus
Spitz-Nävus
Syn: Spindelzellnävus, Spindelnävus, Epitheloidzellnävus, "benignes juveniles Melanom"
Engl: Spitz nevus, Spitz naevus
Def: gutartiger Tumor der epidermalen Melanozyten mit typischem klinischem Bild, charakteristischem auflichtmikroskopischem Befund und histologischen Kern- und Zellatypien, wobei eine klinische und histopathologische Unterscheidung vom MM teilweise schwierig ist
Histr: Erstbeschreibung durch die amerikanische Pädiaterin Sophie Spitz (1910-1956) im Jahre 1948
Vork: meist Kinder oder Jugendliche
PPh: Spitz- und Reed-Nävi sind erworbene melanozytäre Läsionen, die sich im Allgemeinen während der Kindheit oder Jugend entwickeln - einer Lebensphase mit umwälzenden Veränderungen auch der Geschlechtshormon-Spiegel. Östrogene sind mit einer erhöhten Produktion von Melanin und der Proliferation von Melanozyten verbunden. Die Auswertung der Expressionsniveaus von β-Östrogenrezeptoren ergab, dass Spitz- und Reed-Nävi eine höhere Immunreaktivität für Östrogene aufweisen als gewöhnliche Nävi und Melanome, insbesondere solche mit einer hohen Breslow-Dicke.
Lit: G Ital Dermatol Venereol. 2019 Jul 26. http://doi.org/10.23736/S0392-0488.19.06376-4
KL: 1-2 cm große, hellrote, halbkugelige Tumoren 2
Lok: Prädilektionsstelle: Gesicht bzw. Kopfbereich
So: - sehr seltene Manifestation intraoral in der Mundschleimhaut
Lit: Pediatr Dermatol. 2016 Mar-Apr;33(2):e154-5 (Italien)
- noch seltener an Lokalisationen außerhalb der Kopf-Hals-Region
Pa: benigne, obwohl die Histologie einem malignen Melanom ähneln kann 5
Gen: Fusionskinasen, darunter NTRK1, NTRK2 und NTRK3 sollen die entscheidenden Treiber der Läsionen sein.
Hi: - Benignitätskriterien
- symmetrischer Aufbau mit Hyperkeratose und Akanthose
- Nävuszellnester aus großen, spindeligen und epitheloiden Nävuszellen
- geringe pagetoide intraepidermale Einzelzellausbreitung
- konfluierende eosinophile Camino Bodies an der dermoepidermalen Junktion
Syn: Kamino-Körperchen
Pg: junktionale Apoptose der Nävuszellen mit Keratindebris
- Reifung der Nävuszellen zur Tiefe
- Malignitätskriterien
- Kern- und Zellatypien (meist nur mäßig ausgeprägt)
- häufig Mitosen
Exp: komparative genomische Hybridisierung (CGH)
Erg: i. G. zum MM meist Normalbefund, ansonsten sind chromosomale Zuwächse von 11p am häufigsten
So: - pigmentierter Spindelzellnävus Reed
- desmoplastischer Spitz-Nävus
Bed: desmoplastischer Spitz-Nävus in roter Tätowierung
Lit: Dermatol Online J. 2018 Nov 15;24(11). pii: 13030/qt15r7x0pt, https://escholarship.org/uc/item/15r7x0pt
- angiomatoider Spitz-Nävus
- verruköser Spitz-Nävus
- pagetoider Spitz-Nävus
Lit: J Cutan Pathol. 2020 Dec;47(12):1143-1149
- dermaler Spitz-Nävus
- eruptive disseminierte Spitz-Nävi
- atypischer Spitz-Nävus
Lit: Dermatol Pract Concept. 2024 Jul 1;14(3):e2024196. http://doi.org/10.5826/dpc.1403a196
- Spitz-Nävus mit intermediär malignem Potenzial
- maligner Spitz-Nävus
Engl: Spitz melanoma
Bed: umstrittene Entität
Eig: - Größe > 1 cm
DD: Hämangiom
- zytologische Atypien besonders ausgeprägt
Filia: in regionäre LK
Th: therapeutische Lymphadenektomie
Prog: sehr gut
DD: - Mastozytom
- juveniles Xanthogranulom
- Melanom
CV: klinisch und histopathologische Abgrenzung zum Spitz-Nävus teilweise schwierig
Meth: komparative genomische Hybridisierung (CGH), s. Melanom, malignes
- Histiozytom
- Klarzellakanthom
Th: Exzision
Note: - Nach schnittrandfreier Shave-Exzision bei einer Läsion ohne Atypien ist die klinische Nachbeobachtung eine Option
Lit: J Cutan Med Surg. 2019 Dec 6:1203475419892956. http://doi.org/10.1177/1203475419892956
- Atypische Spitz-Nävi sollten mit einem weiten Sicherheitsabstand von möglichst 1 cm (nach-)exzidiert werden; eine Sentinel-Lymphknoten-Exstirpation ist aber entbehrlich.