Die Rolle viraler Erreger bei der Entstehung von Plattenepithelkarzinomen im Kopf-Hals-Bereich ist unklar. Obwohl Marker viralen Ursprungs aus Mundkrebsgewebe isoliert wurden, muss ein ursächlicher Zusammenhang noch nachgewiesen werden. In der unten zitierten Studie handelt es sich um eine retrospektive Analyse zweier alters- und geschlechtsangepasster Kohorten, die am 10. März 2023 aus der Datenbank TriNetX extrahiert wurden und jeweils aus 249.272 Patienten mit und ohne Herpes-simplex-Infektionen bestehen. Die stärkste Assoziation wurde für Lippenkrebs mit einem Hazard Ratio [HR (CI 95 % niedrig-hoch)] von 3,08 (1,77–5,35) gefunden. Für die gesamte Gruppe der Plattenepithelkarzinome im Kopf-Hals-Bereich wurde eine signifikante Assoziation mit der HR von 1,17 (1,02–1,34) festgestellt. Störfaktoren wie Rauchen und Alkoholabhängigkeit wurden mithilfe des Propensity-Score-Matchings berücksichtigt. Die überraschend starke Korrelation mit Lippen-, Mundhöhlen- und Rachenneoplasien wirft ein neues Licht auf vermeintlich harmlose Herpes-simplex-Infektionen und legt nahe, sie als möglichen neuen Faktor für die Risikostratifizierung zu werten.
Quelle:
Int J Dermatol. 2024 Apr 21. http://doi.org/10.1111/ijd.17196.
Association of Herpes simplex infection with significantly increased risk of head and neck cancer: real-world evidence of about 500,000 patients.
von Stebut J, Heiland M, Preissner R, Rendenbach C, Preissner S.