Candida/Candidose
Candida/Candidose
Def: Infektion mit dem Hefepilz des Genus Candida
Err: Auswahl und Kulturbefund:
- Candida albicans
Vork: mit ca. 60% d. F. häufigster Hefepilz
- Candida parapsilosis
Vork: ebenfalls rel. häufig
- Candida guilliermondii
Vork: ebenfalls rel. häufig
CV: resistent gegenüber Triazolen und Amphotericin B
Th: Voriconazol systemisch, Ciclopiroxolamin lokal
CV: NW unter Voriconazol wie Xerosis, Photosensitivität, Pseudoporphyria cutanea tarda, kutane Malignome
- Candida krusei
- Candida glabrata
- Candida tropicalis
- Candida zeylanoides
- Candida lipolytica
- Candida pelliculosa
- Candida lusitaniae
- Candida stellatoida
- Candida pseudotropicalis = Candida kefyr
- Candida dubliniensis
- Candida africana
Note: Hefen, die nicht der Gattung Candida zugehören, sind ferner:
Bed: nicht dermatopathogen
- Cryptococcus neoformans
Pg: Die Pathogenität (Saprophyten werden zu Parasiten) der zur transienten Normalflora des GI-Trakts und der Vagina gehörenden Pilze ergibt sich aus:
- der Quantität der Erreger
- dem Nachweis von
Bef: - Pseudomyzelien (verlängerte Sprosszellen)
- Blastosporen (durch Sprossung entstandene Vermehrungszellen der Hefen)
- Chlamydosporen (doppelwandig Dauerformen, auch bei Fadenpilzen vorkommend)
- fakultativer/partieller Übergang von der Hefeform in die Myzelphase
- der Abwehrlage des Wirts
Vork: "very young, very old, very sick"
CV: - Bei Immunsuppression kann sich das Erregerspektrum von Candida albicans zu azolresistenten Hefepilzen verändern (z. B. C. glabrata, C. krusei).
- Für Neugeborene ist Candida obligat pathogen.
Prop: antimykotische Lokalbehandlung der Schwangeren bei positivem Nachweis
KL: Prädilektionsstellen:
- Schleimhäute
Err: v. a. Candida albicans, Candida glabrata, Candida krusei, Candida tropicalis
Etlg: - Soor der Mundschleimhaut
HV: - akut pseudomembranös
Bef: leicht abwischbarer Belag
Vork: - häufigste Erscheinungsform an den Schleimhäuten
- meist bei Säuglingen
- akut atrophisch
Bef: Schleimhaut ist glatt und rötlich glänzend
Urs: oft bei Antibiotikatherapie
- chronisch hyperplastisch
Bef: pflastersteinartige Schleimhaut mit adhärentem Belag
- chronisch atrophisch
Lok: meist an den Kontaktstellen bei Gebissträgern
So: - Glossitis rhomboidalis mediana:
Bef: rhombenförmige Entzündungszone mit Verlust der Papillen
- Cheilitis angularis Perlèche
Syn: "Faulecken", Stomatitis angularis
Ät: - bei Erwachsenen: Candidainfektion (häufigste Ursache)
- bei Kindern: Streptokokken oder atopisches Ekzem
Bef: Mundwinkelrhagaden
DD: Mundwinkelrhagaden bei Eisenmangel/Sideropenie, Milchreste
- Candida der Genitalschleimhaut
Etlg: - Candida-Balanitis
- Candida-Vulvovaginitits / Vulvovaginalcandidose
So: chronische mukokutane Candidose bei Immunsuppression
Gen: häufigster genetischer Defekt ist eine heterozygote STAT1 gain-of-function (GOF)-Mutation, die eine kombinierte Form der Immundefizienz bewirkt
- Candida der Körperhaut
Err: v. a. Candida albicans, Candida parapsilosis, Candida guilliermondii, Candida tropicalis
Etlg: - Intertrigines = Candida-Intertrigo
Lok: axillär, submammär, interdigital, Analfalte, Vulva
So: Windeldermatitis
- Interdigitalräume = Erosio interdigitalis candidomycetica
Lok: - ZZR
- meist zwischen 3. und 4. Finger
Vork: Pat. mit chronischer Feuchtbelastung der Hände
Bsp: Wäscherinnen
- Candida der Nägel und Nagelfalz
- Candida-Onychomykose
Vork: weitaus seltener als Onychomykose durch Dermatophyten
- Candida-Paronychie
Bef: eitrige Schwellung und schmerzhafte Rötung des Nagelwalls bei fehlendem Nagelhäutchen und oft grün-schwarzer Nagelverfärbung
CV: häufig Mischinfektionen
- systemische Candida-Infektion
Syn: Soor-Sepsis, Candida-Sepsis, disseminierte Candidiasis
KL: - antibiotikarefraktäres Fieber
- Metastasen in Lunge, Endokard, Gehirn, Nieren und Knochenmark
Di: - Kulturen aus Sputum, Urin, Blut
- ggf. Biopsien
HV: hämorrhagische Papeln
Di: Die Angaben beziehen sich auf die Candidose der Haut; die Verfahren zur Candidose der Genitalschleimhäute sind unter dem Stichwort Vulvovaginalcandidose aufgeführt.
- Nativpräparat
Meth: Inkubation mit 15%iger Kalilauge für 1 h in einer feuchten Kammer oder 20% Tetraethylammoniumhydroxid (TEAH) für die Sofortmikroskopie
Lit: LL DDG
Erg: charakteristisch sind Pseudomyzelien und Sporen
Note: Das Nativpräparat bei Candida entspricht prinzipiell dem von Dermatophyten. Es finden sich rundliche Zellen sowie Fäden.
- gefärbtes Präparat
Meth: - Lufttrocknung des Objektträgers, dann Fixierung über der Flamme, anschließend Färbung mit Methylenblau oder nach Gram
Altn: Chlorazol-Black oder Uvitex
- Mikroskopieren mittels Ölimmersion
Erg: Blau gefärbte Pilzelemente (bei Methylenblau oder Gram)
- Kultur
Meth: Kulturdauer nur etwa 1 Woche (i. G. zu anderen Pilzen: 1-3 Wochen)
Mat: Sabouraud-Agar oder Kimmig-Agar
Erg: s. Pilzdifferenzierung/Speziesbestimmung der Pilze
- Artdifferenzierung der Hefekolonien
Etlg: - Farbindex-Spezialagar
Bsp: - Candidaselect
Erg: - blau: Candida albicans
- weiß: andere Candida-Arten
- Chrom-Agar
Erg: - grün: Candida albicans
- rot: Candida glabrata/Candida parapsilosis
- rosa: Candida krusei
- tiefblau: Candida guilliermondii/Candida tropicalis
- Keimschlauchtest
Meth: - Beimpfen von 0,5-1,0 ml Serum (human oder tierisch) mit einer Suspension von 100.000-1.000.000 Hefezellen/Monatl des zu prüfenden Hefestammes
- Inkubation für 2-3 h bei 37 °C
- Mikroskopieren des Deckglaspräparats auf das Vorliegen von Keimschlauchbildung (Öffnung ohne Einziehung ist für Candida albicans charakteristisch)
- Reis-Agar-Subkulturen
Meth: - Material von der Primärkultur dünn in Schlangenlinien auf dem Reis-Agar ausstreichen und mit Deckglas abdecken
- Inkubation bei Zimmertemperatur für 1-2 Tage
CV: bei 37 °C keine Chlamydosporen-Bildung
Note: Platte kann durch Parzellierung sukzessive mehrfach benutzt werden
Erg: - Candida albicans
Bef: - Nachweis von Chlamydosporen nach 2-3 Tagen
- große Blastosporen
- recht dichtes Pseudomyzel (langgestreckte Blastosporen)
- Candida parapsilosis
Bef: - rundliche Kolonien aus kleinen Blastosporen
- zartes sternförmiges Pseudomyzel (langgestreckte Blastosporen)
- Candida guilliermondii
Bef: - "Spiegeleikolonien" aus kleinsten Blastosporen
- sehr kurzes Pseudomyzel (langgestreckte Blastosporen)
- Biochemische Differenzierung von Non-albicans-Arten in Speziallabors
Meth: Prüfung auf Fermentation (enzymatische Zersetzung) und Assimilation (Substratumwandlung in eigene Stoffe des Organismus) verschiedener Zucker und Pepton
- Serologie
Meth: Hämagglutination und Immunfluoreszenz
Th: - Therapie disponierender Grundkrankheiten
Bsp: Diabetes mellitus
- Topische Antimykotika sind bei kutanen Candidosen i. d. R. ausreichend.
Aus: z. B. Candida-Paronychie, chronische mukokutane Candidose
- Die Lokalisation der Mykose und der Hautzustand entscheiden über die Wahl der Grundlage/Tages Vehikels
Bsp: - vorzugsweise Pasten für die Intertrigines oder austrocknende Externa
Lit: J Dermatolog Treat. 2023 Dec;34(1):2287403. http://doi.org/10.1080/09546634.2023.2287403
- Lösungen, Suspensionen, Lutschtabletten oder Mundgele bei oraler Candidose
Stoff: Antimykotika
CV: mögliche Azolresistenz bei Candida guilliermondii, glabrata et krusei