Lupus erythematodes, systemischer (SLE)
Lupus erythematodes, systemischer (SLE)
Syn: Lupus erythematodes integumentalis et visceralis, Schmetterlingsflechte
Def: schwere Autoimmunkrankheit mit der typischen Trias von Fieber, Polyarthritis und Schmetterlingserythem des Gesichts und dem Befall zahlreicher Organsysteme (insbes. das kardiopulmonale System, die Niere und das ZNS)
Allg: Der SLE zählt zu den Kollagenosen i. e. S, bei denen es sich um Autoimmunkrankheiten handelt, die sich in generalisierter Form vorzugsweise am Bindegewebe manifestieren:
Etlg: - SLE
- Sklerodermie
- Sjögren-Syndrom
- Sharp-Syndrom: Mischkollagenose MCTD (mixed connective tissue disease)
- Polymyositis und Dermatomyositis
Merk: Kollagenosen: 4xSPD
Vork: - Frauen überwiegen Männer = 10/1; meist Frauen mittleren Lebensalters
- hohe Inzidenz bei Schwarzen mit maximaler Prävalenz auf Jamaika (1:150 Frauen)
Ät: Entscheidend ist die Bildung von Autoantikörpern und Immunkomplexen. Pathogenetisch spielen auch zelluläre Immunmechanismen gegen Autoantigene eine Rolle. Folgende Faktoren (Auswahl) sollen an der Pathogenese des LE beteiligt sein:
- genetische Faktoren
- HLA-Antigene
Ass: insbes. B8, DR2, DR3, DQ1
- Komplementgene
Bef: - C2-Mangel, C4-Polymorphismus
Folg: Eine Defizienz der Komplementfaktoren führt dazu, dass Immunkomplexe nicht mehr suffizienzt opsoniert und abgebaut werden.
- CR1-Mangel auf Erythrozyten
Hyp: Verminderung von Komplementrezeptoren auf Erys soll Störung des Transports und der Clearance von zirkulierenden Immunkomplexen bewirken
- Polymorphismus im TNF-alpha-Gen
Folg: erhöhte Serumspiegel von TNF-alpha (nach UVB-Exposition)
- Polymorphismus im ITGAM-Gen
Lit: J Eur Acad Dermatol Venereol. 2011 Mar;25(3):271-5
PT: MA
- Polymorphismen der Toll-like-Rezeptoren (TLR)
Lit: Lupus. 2016 Jan 12. pii: 0961203315622823 (Korea)
PT: MA
Erg: Polymorphismen von TLR7, TLR8 und TLR9
- Polymorphismen in den Vitamin D-Rezeptor-Genen BsmI B/b und FokI F/f
Lit: Int J Dermatol. 2016 Aug;55(8):e465-e468 (Bulgarien)
- Bindung eines Moleküls (ICOS-Ligand) auf der Oberfläche von dendritischen Zellen und Makrophagen an den Rezeptor ICOS auf der Oberfläche von T-Zellen
Folg: zentraler Schalter für die ungebremste Entzündungsreaktion
- Aberrationen auf dem langen Arm von Chromosom 1
- Mutation im DNAse 1-Gen
Folg: DNA wird nicht regulär abgebaut, was zur ANA-Bildung führt
- pCDR3-spezifische T-Zellen, d. h. T-Zellen, die gegen Peptide gerichtet sind, die auf der komplementbestimmenden Region 3 basieren, initiieren möglicherweise Autoimmunität, die vermutlich via Epitope-spreading zu SLE führt
- erhöhte Expression von CD59-Antigen, einem Komplement-Regulator-Protein auf der Oberfläche von CD8+ Zellen, deren Aktivierung ihre Apoptose induziert
- T-Zell-Rezeptorgene
Bef: Deletion von Segmenten der b-Kette (TCR-b-Ketten-Deletion)
- epigenetische Faktoren
Bsp: DNA-Methylierung
Lit: Lupus. 2014 Mar 18;23(8):730-742 (China)
- endogene Faktoren
Bsp: - Östrogene erhöht
Wirk: 17-beta-Estradiol bewirkt Induktion von Ro (SSA)
- Androgene erniedrigt
- Prolaktin erhöht
Etlg: Es existieren verschiedene molekulare Varianten: bioaktives, nichtglykosiliertes Prolaktin und Formen mit erniedrigter Bioaktivität wie glykosiliertes Prolaktin oder BIG/BIG-Prolaktin
Lit: Lupus 2004; 13: 575-83
Lit: Lupus 2001; 10: 554-61
Erg: Moderate Hyperprolaktinämie liegt bei einer Untergruppe von SLE-Pat. vor und korreliert mit der klinischen und serologischen Krankheitsaktivität.
- Tryptophan erniedrigt
Urs: erhöhter Katabolismus
Bed: möglicherweise mit neurologischen/psychiatrischen Symptomen assoziiert
- exogene Faktoren
- UV-Licht
Lit: Photochem Photobiol 1996; 63: 583-94
Pg: 4-Stufen-Modell von David Norris:
Hyp: Exposition mit UV-Licht induziert Freisetzung von proinflammatorischen epidermalen und dermalen Zytokinen, insbes. IL-1 und TNF-alpha. Diese Mediatoren induzieren Veränderungen in den epidermalen und dermalen Zellen, insbes. Induktion von Adhäsionsmolekülen und Förderung der Translokation von normalerweise intrazellulären Autoantigenen (wie z. B. Ro = SSA) auf die Oberfläche von epidermalen Zellen. Dies führt zur Bindung zirkulierender Autoantikörper an Autoantigene (z. B. Ro = SSA). In der Folge kommt es zur Rekrutierung von T8-Zellen, die die Fc-Domäne des Auto-Ak erkennen, und dadurch bedingte Zytotoxizität der Keratinozyten (d. h. autoantikörper-abhängige, zellvermittelte Zytotoxizität)
Pos: gute Hypothese für SCLE und Neugeborenen-LE
Neg: - schlechte Hypothese für die Pathogenese von anderen Formen, wie z. B. DLE, die nicht mit hohen Serumspiegeln von Ro/SSA-Antikörpern assoziiert sind
- Hohe Spiegel von Ro/SSA-Antikörpern finden sich z. T. auch unter anderen Bedingungen, wie z. B. beim Sjögren-Syndrom, ohne dass LE-artige Hautveränderungen auftreten.
Note: Polymorphe Lichtdermatose ist als Risikofaktor für einen DLE beschrieben
- virale Infektionen
Err: Diskutiert werden insbes. CMV, EBV.
Hyp: Es wird eine Freilegung intrazellulärer Autoantigene durch viral induzierte Apoptose vermutet (ähnlich zum UV-Licht).
- Parodontitis
Bed: möglicher Trigger
Lit: Lupus. 2020 Sep;29(10):1189-1197. http://doi.org/10.1177/0961203320938447
- Medikamente
Ass: oft mit HLA-DR4
Stoff: Auswahl (siehe unten: arzneimittelinduzierter SLE): Procainamid (Ia-Antiarrhythmikum), Dihydralazin (Vasodilatator), Ethosuximid (Antiepileptikum), Isoniazid, D-Penicillamin, Etanercept
Pg: Hyperaktivität der B-Lymphozyten und Hypoaktivität der T8-Suppressor-Lymphozyten gilt als pathogenetisches Prinzip
PPh: - direkte zytotoxische Effekte von Antikörpern sowie Ablagerung von Immunkomplexen, bestehend aus DNA, Anti-DNA-Ak, Komplement und Fibrin
- Neben dem Th2-Zytokin IL-20 werden während akuter Exazerbationen v. a. Th1-Zytokine, inkl. IFN-gamma, freigesetzt. IFN-gamma aktiviert das Enzym IDO (Indolamindioxygenase), das Tryptophan zu Kynurenin umsetzt, das in Makrophagen weiter verstoffwechselt wird. Die Tryptophan-Degradation führt schließlich zu funktionalen Defiziten der T-Zellen und zur Toleranzinduktion.
AG: breites Spektrum von Antigenen (membranständige, zytoplasmatische, nukleäre) von einer Vielzahl von Zellen (Granulozyten, Lymphozyten, Thrombozyten, Erythrozyten)
Folg: Antinukleäre Ak bilden zirkulierende IK, die sich in verschiedenen Geweben ablagern und deren Phagozytose unterbleibt, da es zur Zerstörung von DNS-Rezeptoren der Leukozyten kommt.
KL: Typisch ist die Trias aus Schmetterlingserythem des Gesichts, symmetrischer Polyarthritis und Fieberschüben (siehe: ARA-Kriterien) 2
So: Hautarzt. 2016 Dec;67(12):970-981.
Prog: Die Prognose des behandelten SLE ist quoad vitam gut
Allg: Folgende Kriterien sprechen für eine eher ungünstige Prognose: Photosensitivität, Alopezie, orale Ulzera, Raynaud-Phänomen
Verl: Es existiert ein Score zur Beurteilung der Krankheitsaktivität bei LE, genannt SLAM
Def: Systemic lupus activity measure
Erg: Maximalwert: 84 (mittlerer Wert bei SLE: 9-12)
Kopl: - Häufigste Todesursachen stellen Infektionen bei therapeutischer Immunsuppression, die finale Urämie (bis 10% d. F.), ZNS-Komplikationen und Herzversagen dar.
- Makrophagenaktivierungssyndrom
Ass: - gelegentlich mit Porphyria cutanea tarda
- Antiphospholipidsyndrom (APS)
- erhöhtes Risiko für Karzinome in Lunge, Harnblase und Leber (bei erniedrigtem Risiko für Prostatakarzinome)
Lit: Lupus. 2014 Mar;23(3):284-92 (China)
PT: MA
Hi: Schmetterlingserythem oder makulopapulöses Exanthem
Bef: - atrophe Epidermis
- hydropische Degeneration der Basalzellen
- dermales Ödem
- perivaskulär betonte Rundzellinfiltrate
DIF: Lupusband
Bef: bandförmige Ablagerungen von Immunkomplexen aus Immunglobulinen und Komplement (C1q, C3, C4) entlang der Basalmembran
Note: keine Basalmembran-Antikörper
Meth: Biopsie aus unbefallener lichtgeschützter Haut (z. B. von der Innenseite des Oberarms) ist diagnostisch am besten zu werten; Inkubation mit Fluorochrom-konjugierten Antikörpern, die direkt an das Antigen binden (z. B. IgG, IgM, IgA, C3, C4, C1q, Fibrin).
DD: Bei Lupusbanden mit IgM muss an falsch-positive Reaktionen und Vorliegen anderer Dermatosen gedacht werden, insbes. Rosazea, PLE, Pseudolymphom, Porphyria cutanea tarda, Lepra.
Verl: Der Lupusbandtest bleibt trotz systemischer Immunsuppression monatelang positiv.
So: Immunperoxidasereaktion
Erg: Nachweis von IgG und Komplement in Venenwänden
Bed: für Vaskulitis und Glomerulonephritis
Lab: - ANA
Def: Oberbegriff für eine inhomogene Gruppe antinukleärer Antikörper
Meth: Nachweis gegen eine menschliche Epithelzelllinie, die sog. Hep-2-Zellen, im Screeningtest
AG: - Chromatin, d. h. doppel- und einzelsträngige DNS sowie Histone
- Ribonukleoproteine
Vork: seltenere Zielstruktur
Eig: in wässriger Lösung extrahierbar, daher Bezeichnung als ENA
Engl: extractable nuclear antigens
Vork: 95% d. F.
CV: 10% der Bevölkerung haben ANA im Serum, jedoch in niedriger Konzentration
Bef: Ein homogenes Fluoreszenzmuster (Anti-dsDNA, Anti-Histon) ist am häufigstern, gesprenkelte Fluoreszenz (Anti-Ro/SSA, Anti-La/SSB) findet sich insbes. bei Pat. mit dem LE-Erythema-multiforme-Syndrom und deutet auf Vorliegen einer Vielzahl von verschiedenen Ak hin. Ein nukleoläres Muster findet sich nur gelegentlich bei Lupus erythematodes, häufiger jedoch bei SSc.
Etlg: - Chromatin-Ak
- Anti-dsDNA-Ak = Anti-nDNA-Ak
Engl: ds = double-stranded; n = native
Vork: 70% d. F.
CV: nur sehr selten bei arzneimittelinduziertem SLE
Bed: pathognomonisch für idiopathischen, klassischen SLE; Eignung als Verlaufsparameter für die Krankheitsaktivität und insbes. die Nierenbeteiligung
Meth: Der Nachweis von Anti-dsDNA gelingt zum einen durch den Farr-Test als RIA oder mit dem indirekten Immunfluoreszenztest unter Verwendung des Hämoflagellaten Crithidia luciliae
- Anti-ssDNA-Ak
Engl: ss = single-stranded
Vork: 90% d. F.
Bed: unspezifisch, da auch bei anderen Bindegewebskrankheiten vorkommend
- Anti-Histon-Ak
Allg: Histone können als "Verpackungsform" der DNS verstanden werden. Es sind spulenförmige Strukturproteine, auf die die DNS aufgewickelt ist.
Vork: mind. 30% d. F. von SLE (bei gleichzeitigem Nachweis von Anti-dsDNA)
Bed: insbes. bei Arzneimittel-induziertem SLE (dann i. d. R. keine Anti-dsDNA nachweisbar)
- Ribonukleoprotein-Ak (ENA = extrahierbare nukleäre Antigene)
- Anti-Sm
Def: Sm und RNP sind Bestandteile der Spliceosomen, die bei der Transkription aus der prä-mRNA die Introns ausschneiden
Vork: 25% d. F.
Bed: hochspezifisch für SLE
Prog: schlecht, da Anti-Sm oft mit schwerer ZNS- und Nierenbeteiligung assoziiert
- Anti-snRNP
Allg: Ak-Untergruppen zum snRNP-Antigen (sn = small nuclear), das in das Processing der mRNA involviert ist:
Etlg: - Anti-Sm
- Anti-RNP
- Anti-U1RNP
- Anti-La (SSB)
Eig: 48 kD-Antigen
Vork: 10% d. F.
Note: i. d. R. begleitet von nachweisbaren Anti-Ro (SSA), insbes. auch beim Sjögren-Syndrom
Prog: eher günstiger Verlauf der Krankheit
- Anti-Ro (SSA)
Eig: 52 kD- und 60 kD-Antigen
Vork: 25% d. F. (insbes. bei SCLE und neonatalem LE)
Ass: erhöhte Titer von SSA und SSB finden sich insbes. bei LE-Pat. mit erhöhter Photosensitivität
Prog: eher günstiger Verlauf der Krankheit
- weitere Antikörper-Diagnostik
- Anti-ribosomale P-Protein-Ak (Anti-P)
Allg: Ak gegen drei ribosomale Phosphoproteine P0, P1, P2
Vork: 15-35% d. F., auch im Kindesalter
Bed: hochspezifisch für SLE
- Anti-Telomer
Allg: Telomer-DNA-Sequenzen begrenzen die Enden eukaryoter Chromosomen und stabilisieren diese.
Bed: Der Nachweis dieser Ak soll für den SLE sensitiver und spezifischer sein im Vergleich zu Anti-dsDNA
- Anti-Guanosin-Ak
Allg: Guanosin ist das am stärksten immunogen wirkende Nukleosid.
Bed: Korrelation bei SLE-Pat. mit Lupusnephritis und Polyserositis.
- Anti-Kollagen Typ II-Ak (Anti-CII)
Lit: Lupus. 2015 Jun 5. pii: 0961203315588970 (China)
Erg: Monitoring-Marker bei SLE
- Anti-alpha-Enolase
Bed: mutmaßlich prädiktiv für Lupusnephritis
Lit: Lupus. 2019 Mar;28(3):365-370. http://doi.org/10.1177/0961203319828822
- Blutbild
Bef: evtl. autoantikörperinduzierte Panzytopenie (siehe: ARA-Kriterien)
Co: Serum-Eisen und Transferrin zur DD zwischen einer entzündlichen und autoimmunologisch bedingten Anämie
- Leberwerte und LDH
- Nierenwerte (inkl. Urinstatus, Urinsediment des Morgenurins, Eiweiß im 24h-Urin, glomerulärer Filtrationsrate)
Meth: MDRD-Formel für die Bestimmung der GFR, ggf. ergänzende Bestimmung des Cystatin C
- Ferritin
Bed: Aktivitätsmarker und Marker für die Nierenbeteiligung
Lit: Lupus. 2014 Sep 24. pii: 0961203314552290 (Indien)
- Kreatinkinase (zum Ausschluss einer ggf. assoziierten Myositis)
- Gerinnungsstatus
Bef: PTT-Erhöhung sollte zur Bestimmung der Antiphospholipid-Ak veranlassen
- BSG starkt erhöht, CRP leicht erhöht (oder normal)
Int: Die starke BSG-Erhöhung ist typisch für das entzündliche Stadium; eine starke CRP-Erhöhung spricht eher für eine krankheits- oder medikamentenassoziierte Infektion
- Serumelektrophorese
Bef: alpha2-Globuline erhöht, gamma-Globuline erhöht
- Serumkomplement (C2, C3, C4) erniedrigt
DD: genetisch bedingter Mangel an C2 und C4
CV: Bei integumentalem LE können die Komplementfaktoren durch die Entzündungsaktvität sogar erhöht sein
So: Messung von Komplementaktivierungsprodukten als Aktivitätsmarker des SLE
Etlg: - C1rs-C1inh
Bed: spezifisch für die Aktivierung des klassischen Wegs
- C3b(Bb)P
Bed: spezifisch für die Aktivierung des alternativen Wegs; die Bestimmung dieses Produkts soll für die Unterscheidung zwischen aktiven und inaktiven Stadien beim SLE am besten geeignet sein
Erg: erhöhte Spiegel beim inaktiven SLE
- sC5b-9
Bed: spezifisch für die Aktivierung der gemeinsamen Endstrecke
- Anti-C1q
Meth: ELISA
Bed: Serummarker für die Lupusaktivität und insbes. für die Lupusnephritis
Lit: - Lupus. 2012 (epub ahead of print)
PT: MA
- Lupus. 2014 Aug 14. pii: 0961203314547791 (international)
- Immunelektrophorese
- RF
Vork: ca. 40% d. F.
Bed: begrenzte differentialdiagnostische Aussagekraft zur rheumatoiden Arthritis
Altn: Anti-CCP (Antikörper gegen cyclisch citrulliniertes Peptid)
Vork: weniger als 5% d. F. von SLE
Bed: hochspezifischer Marker für erosive Arthritis bei SLE
Lit: Lupus. 2014 Jul 2. pii: 0961203314540967 (Canada)
- VDRL
Bed: Positivität im Sinne einer unspezifischen Reaktivität sollte zur Bestimmung der Antiphospholipid-Ak veranlassen
- Antiphospholipidantikörper (Anti-Cardiolipin, beta-2-Glykoprotein-Ak, Lupus-Antikoagulans)
Ass: thrombembolische Ereignisse und Fehlgeburten
- TSH und Schilddrüsenantikörper
- AMA
Def: antimitochondriale Antikörper, d. h. nicht gegen Kern-, sondern Zytoplasma-Organellen gerichtet
Vork: sporadisch mit SLE assoziiert
- Anti-C5b-9
- Ak gegen das DEK-Oncoprotein
Vork: ca. 10% d. F.
- HLA-Typisierung
- sFas (CD95) erhöht
Def: lösliche Form des Apoptoseantigens Fas (= sCD95)
Bed: - erhöhte Apoptose von Lymphozyten
- Korrelation mit den Organschäden und damit mit der Krankheitsaktivität beim SLE
- Neopterin und Beta2-Mikroglobulin
Def: Marker für den Grad der Immunaktivierung
Di: ARA-Kriterien der American Rheumatism Association (von 2012):
Etlg: - klinische Kriterien
Bef: - akut kutaner LE
- chronisch kutaner LE
- orale Ulzera
KL: meist schmerzlos (sichere Abgrenzung von chronisch rezidivierenden Aphthen)
DD: Wegener-Granulomatose
- nicht-vernarbende Alopezie
- Synovitis (> 2 Gelenke)
Vork: > 90%
Lok: meist Kniegelenk, Handgelenk, Interphalangealgelenke
- Serositis (> 1 Tag)
Etlg: - Pleuritis
Bef: Pleurareiben oder Pleuraerguss
- Perikarditis
Di: EKG (ST-Hebungen, Niedervoltage bei Perikarderguss), Echokardiographie
- Peritonitis
Di: Aszites in der Sonographie
- Nierenfunktionsstörungen
Bef: - persistierende Proteinurie von > 0,5 g/Tag
Allg: - physiologische Eiweißausscheidung: < 0,15 g/Tag
- Mikroalbuminurie: < 0,30 g/Tag
- nephrotisches Syndrom: > 3,00 g/Tag
- Zylindrurie (Zellzylinder aus Erythrozyten, Leukozyten, Epithelien)
Pa: Es treten Glomerulonephritiden unterschiedlicher Histologie auf.
Prog: Die mesangiale GN ist prognostisch günstiger als die diffus proliferative.
Di: Nierenbiopsie
Hi: In 15% d. F. kommt es zum "Drahtschlingenphänomen" mit Eiweißpräzipitation zwischen Endothel und Basalmembran und hyaliner Verdickung der Kapillarschlingen
- neurologische Symptome
Bef: Krampfanfälle, Hirnnervenlähmungen, Hemiparesen, psychiatrische Symptome, EPS-Störungen
Di: - MRT (fokale Läsionen)
- SPECT (Perfusionsstörungen)
- Messung von Anticardiolipin-Ak im Liquor
Hyp: wahrscheinlich intrathekale Synthese (und nicht Diffusion aus dem Serum)
- hämolytische Anämie
- Leukopenie
Bef: < 4000 pro Mikroliter (zu zwei verschiedenen Zeitpunkten)
- Thrombopenie
Bef: < 100.000 pro Mikroliter
- immunologische Kriterien
Bef: - ANA
- Anti-dsDNA
- Anti-Sm
- Antiphospholipid-Ak
- Komplementverminderung
- direkter Coombs-Test (in Abwesenheit von hämolytischer Anämie)
Note: Zusätzliche Symptome/Befunde, die nicht zu den ARA-Kriterien zählen:
- rezidierende Fieberschübe
- BSG-Erhöhung
- Exantheme ("Allergieneigung"): uncharakteristische, flüchtige Exantheme ähnlich dem morbilliformen Arzneimittelexanthem, dem Erythema exsudativum multiforme oder der TEN
- Vaskulitis bzw. Vaskulopathie
Bef: - Raynaud-Symptom
- Livedo racemosa
Ass: mit Anti-Cardiolipin-Antikörpern
- dermale Vaskulitis
KL: wie Vasculitis allergica
- dermale Infarkte
KL: nekrotisch zerfallende Papeln
Lok: Prädilektionsstellen: lateraler Nagelfalz, Extremitätenstreckseiten
- periphere Gangrän
- subkutan nodöse Vaskulitis
- Nagelfalzveränderungen
Def: unspezifisches Hoik-Gottron-Zeichen
Bef: atrophische Kutikula am proximalen Nagelfalz mit Teleangiektasien
CV: auch bei SSc und Dermatomyositis vorkommend
- diffuse, nichtvernarbende Alopezie (diffuses Effluvium)
- Myalgien, Fibromyalgien und Tendosynovitis
Vork: ca. 50% d. F.
Lab: meist kein Anstieg der Muskelenzyme
- Lymphadenopathie
Vork: ca. 50% d. F.
DD: Kikuchi-Fujimoto-Krankheit = histiozytäre nekrotisierende Lymphadenitis
- Libman-Sacks-Syndrom
Man: im Endstadium des SLE
Vork: selten
Bed: lupusspezifisch
Bef: atypische (parietale) verruköse Endokarditis, Poyserositis, Arthritis, Splenomegalie
- Lupushepatitis
Vork: selten
Prop: Lichtschutz
Th: - Prednisolon
Dos: Beginn mit 1,0-1,5 mg/kg/Tag, dann Reduktion entsprechend Klinik; abgesehen von Schüben meist 10-20 mg/Tag ausreichend
- Chloroquin/Hydroxychloroquin
Lit: Lupus 1996; 5: 237-41
PT: RCT
Dos: Standarddosierungen: 250 mg/Tag (Chloroquin) bzw. 400 mg/Tag (Hydroxychloroquin)
CV: Tagesdosis muss an Ideal-KG adaptiert sein.
Note: Positive Nebeneffekte auf Lipid- und Glukosemetabolismus sowie antikoagulatorische (prophylaktische) Wirkung
Co: - Hydroxychloroquin + Quinacrin
Pos: - Wirkungsverstärkung bei Versagen einer Chloroquin-Monotheraie
- steroidsparender Effekt
- Anticardiolipin-Ak-Titer sinkt
Lit: Lupus 2003; 12: 297-301
Neg: NW von Quinacrin:
Bef: Hypopigmentierung und reversible Gelbfärbung des Integuments
Vork: 1/3 d. F.
- Hydroxychloroquin + Mepacrin
- Hydroxychloroquin + Mycophenolat mofetil (MMF)
SS: - Hydroxychloroquin scheint bei Schwangeren mit LE keine Missbildungen des Föten auszulösen (i. G. zu Chloroquin)
Lit: Lupus 2001; 10: 401-4
PT: RCT
- Hydroxychloroquin senkt bei Schwangeren mit SLE deutlich das Präeklampsie-Risiko
Lit: Lupus. 2019 Apr 10:961203319843343. http://doi.org/10.1177/0961203319843343
- Dapson
Ind: vor allem bei urtikariellen oder bullösen Effloreszenzen
- NSAR
- Immunsuppressiva
Co: meist mit Glukokortikoiden
Stoff: - Azathioprin
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Dos: 1-4 mg/kg/Tag
CV: Möglichkeit zur Risikoabschätzung der Azathioprin-Toxizität bzw. Myelosuppression durch Bestimmung der Aktivität der Thiopurin-Methyltransferase
- Methotrexat
Lit: J Rheumatol 1999; 26: 1275-9, Arthritis Rheum 2008; 59: 1796-804
PT: RCT
- Cyclophosphamid
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Dos: 2 mg/kg/Tag
So: - Pulstherapie
Lit: Lupus 2004; 13: 105-12
PT: RCT
Ind: pulmonale Hypertonie bei SLE
Dos: 0,5 g/qm/m i.v.
- Hochdosis-Gabe
Lit: Lupus 2002; 11: 405-10
PT: CS
Dos: 200 mg/kg, verteilt über 4 Tage
Co: Filgrastim
Def: Immunstimulans, Zytokin
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Dos: 5 Mikrogramm/kg/Tag
Appl: ab Tag 10 bis zur Erhöhung der absoluten Neutrophilenzahl
- Mycophenolat mofetil
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Dos: 1,5-2,0 g/Tag über ca. 1 Jahr
Note: Cyclosporin A hat sich nicht bewährt.
Aus: CyA niedrig dosiert in Kombination mit niedrig dosiertem MTX bei therapierefraktärem SCLE
Lit: Australas J Dermatol. 2011 Feb;52(1):43-7
PT: CR (2 Pat.)
- Belimumab
Def: humaner, monoklonaler, neutralisierender Antikörper gegen Baff (B cell activiating factor of the TNF familiy), ein lösliches, B-Lymphozten stimulierendes Protein (BLyS)
Ind: aktiver, Autoantikörper-positiver SLE als Adjuvans zur Standardtherapie, insbes. bei muskuloskelettalen und mukokutanen Symptomen
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Bed: erstes Biologikum mit Zulassung für die SLE-Therapie (FDA, März 2011) und erstes zugelassenes Medikament für den SLE auf Basis von RCT
CV: mögliche Auslösung einer progressiven mulifokalen Leukenzephalopathie (PML)
Lit: Lupus. 2014 Feb 14. [Epub ahead of print] (USA)
PT: CR
Lit: Arthritis Rheum. 2012 Jun 5 (epub ahead of print); Lupus. 2013;22(4):372-80. http://doi.org/10.1177/0961203313476154; Lupus. 2013;22(4):361-71. http://doi.org/10.1177/0961203312471575
- Anifrolumab
Def: monoklonaler Antikörper, der den Typ I IFN-Rezeptor durch Bindung an die IFN-α/β-Rezeptor-Untereinheit 1 antagonisiert
Ind: moderater bis schwerer SLE (aber auch wirksam bei Formen des kutanen Lupus erythematodes)
- Baricitinib
Def: JAK-Inhibitor
Lit: - Lancet. 2018 Jul 21;392(10143):222-231. http://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31363-1
Ind: SCLE
- Clin Exp Dermatol. 2021 Dec 2. http://doi.org/10.1111/ced.15044
Ind: SCLE plus frontal fibrosierende Alopezie
- Anti-CD20
Stoff: Rituximab
Phar: Bitte registrieren / anmelden
- Bortezomib
Def: Proteasom-Inhibitor (seit 2004 in der EU für die Behandlung des progressiven multiplen Myeloms zugelassen)
Wirk: Suppression vitaler Proteolyse-Prozesse mit Beeinflussung des Zellzyklus und Zellwachstums
Lit: - Lupus. 2017 Jan 1:961203317691371. http://doi.org/10.1177/0961203317691371, Lupus Sci Med. 2015 Dec 18;2(1):e000121
- Arthritis Res Ther. 2015 Jan 28;17:17.
- intravenöse Immunglobuline (IVIG)
Dos: 2 g/kg/Monat (Zyklusdauer: 5 Tage/Monat, 1-8 Zyklen)
Pos: - bessere Chancen auf gutes Ansprechen der Therapie bei Pat. mit abnormem Komplementfaktor C4 und/oder erhöhten SSA-/SSB-Titern
- gutes Ansprechen bei Lupusnephritis
Altn: subkutane Applikation von Immunglobulinen
Lit: Lupus. 2016 Feb 3. pii: 0961203316630116 (Portugal)
Pos: nebenwirkungsärmer, preiswerter
- Plasmapherese/Plasmaaustausch mit synchroner Immunsuppression
Ind: insbes. bei Nieren- und ZNS-Beteiligung
Altn: Granulozyten- und Monozyten-Adsorptionsapherese
Lit: Dermatology 2004; 208: 29-30
Ind: Hautexanthem bei SLE
- Bromocriptin
Allg: Prolaktin wirkt bei Autoimmunerkrankungen stimulatorisch. Der Dopaminantagonist Bromocriptin bewirkt eine Verminderung des Prolaktinspiegels. Prolaktin wird vorwiegend aus dem Hypophysenvorderlappen freigesetzt. Interessanterweise besitzen T- und B-Lymphozyten nicht nur Prolaktinrezeptoren, sondern sie können Prolaktin auch selbst produzieren und sezernieren.
Lit: - Lupus 1998; 7: 414-9
PT: RCT
Dos: 2,5 mg/Tag
- Zhonghua Nei Ke Za Zhi 2003; 42: 621-4
PT: RCT (Article in Chinese)
Ind: Prophylaxe von postpartalen Rezidiven
Dos: 2x2,5 mg/Tag für 14 Tage, 12 h post partum beginnend (kein Stillen)
- Leflunomid
Phar: Bitte registrieren / anmelden
Lit: Lupus 2004; 13: 601-4
PT: RCT (12 Pat.)
Dos: 100 mg/Tag für 3 Tage zur Aufsättigung, dann 20 mg/Tag über Monate
- autologe Stammzellentransplantation
Lit: Lupus 2004; 13: 168-76
Bed: experimentell
So: - Bullöser SLE
Lok: Gesicht, Hals und oberer Rumpf sind Prädilektionsstellen.
Hi: subepidermale Blase und neutrophilenreiches Infiltrat im Stratum papillare
DIF: Lupusbande
AG: Kollagen VII (Ankerfibrillen der Sublamina densa)
Eig: 290 kD und 145 kD
CV: Histologie und DIF ähnlich der Epidermolysis bullosa acquisita (EBA), allerdings mit neutrophilen Abszessen in den Papillenspitzen wie bei Dermatitis herpetiformis Duhring
HV: bullöse Eruption variabler Größe (teils wie beim BP, teils wie bei Morbus Duhring)
Lok: v. a. in den lichtexponierten Hautarealen
Prog: nicht vernarbend (trotz tiefer Lokalisation der Spaltbildung)
Verl: Remission im Rahmen der allgemeinen Lupustherapie
Lit: JAAD Case Rep. 2021 Jun 24;14:108-110
Th: Dapson
Co: Glukokortikoide
- arzneimittelinduzierter SLE
Ät: Medikamente mit der Fähigkeit, die Komplementkomponente C4 zu inhibieren, wodurch die Solubilisierung von Immunkomplexen behindert wird
Risk: Die Pat. sind meist langsame Acetylierer, die Medikamente verzögert abbauen.
Vork: Frauen überwiegen Männer = 4/1
HV: variabel: vaskulitisch, bullös, Erythema-exsudativum-ähnlich, Pyoderma-gangraenosum-ähnlich
Verl: Wenn der Lupus nach Absetzen des Medikaments fortbesteht, spricht man von medikamenteninduziertem Lupus erythematodes; wenn der Lupus verschwindet, spricht man von "LE-like syndrome".
Note: Bei bereits vorbestehendem SLE sind nachfolgende Medikamente nicht kontraindiziert, da sie den klinischen Verlauf bei diesen Pat. offenbar nicht ungünstig beeinflussen.
TF: - Antiarrhythmika: Procainamid, Chinidin, Practolol
- Antihypertonika: Hydrochlorothiazid, ACE-Hemmer, Kalziumblocker, Dihydralazin, Reserpin, Methyldopa, Guanoxan
- Antiepileptika/Antikonvulsiva: Ethosuximid, Diphenylhydantoin, Mephenytoin u. a.
- Diverse: Isoniazid, Chlorpromazin, Methylthiouracil, Propylthiouracil, D-Penicillamin, orale Kontrazeptiva, Interferon, Terbinafin, Griseofulvin, Phenothiazine, Minocyclin
Lab: - Bei allen Pat. finden sich ANA und insbes. Anti-Histon-Ak, jedoch keine Anti-dsDNA und normale Komplementfaktoren im Serum
- oft HLA-DR4 assoziiert
- pANCA sollen beim Minocyclin-induzierten LE gehäuft vorkommen
Th: Absetzen des Medikaments
- Parvovirus B19-assoziierter LE
Def: LE plus EEM-Hautveränderungen plus immunologische Befunde
- SJS-/TEN-ähnlicher SLE